9. First impressions

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Hey, Mom. Hey, Dad.
Wir sind nicht mehr in Irland, nichtmal mehr ansatzweise. Jetzt ist nur noch Reinhard dort, wir anderen sind alle weg - und ich weiß nicht, ob ich das gut finde.
Das hier, Maine, fühlt sich nicht wie ein zu Hause an. Irgendwie wie ein Käfig. Es ist merkwürdig.
Vielleicht muss ich mich auch erst an diesen Ort gewöhnen, aber dennoch... Zu Hause werde ich mich nur in Irland fühlen, das wird nichts ändern. Aber wie bereits einmal gesagt; Ich werde zurückkehren. Zurück in das Haus, in dem ihr mich eine Zeit lang groß gezogen habt. Dort ist mein zu Hause, der Ort zu dem ich immer eine tiefere Verbindung haben werde. Verbindung, weil er euch gehörte und das finde ich schön. Es ist wie ein Andenken... Auch wenn euch nie jemand oder etwas ersetzen kann.

Ihr könnt aber stolz sein, hoffe ich jedenfalls, denn ich bin nicht alleine hier. Auf meinem Schoß liegt gerade ein kleiner, flauschiger Fellball. Soweit ich weiß ein Husky, ein Welpe. Aber er könnte auch ein Mischling sein, ich weiß es nicht genau. Ich habe ihn aufgesammelt. Der kleine, ich habe ihn Songan genannt, hat mir das Leben gerettet. Wortwörtlich. Reinhard wollte mich ertränken. Songan hat Kayleigh geholfen, mich aus dem See zu ziehen. Und jetzt ist er mit uns hier in Amerika. Ich wollte ihn nicht alleine zurücklassen und irgendwie ist er jetzt schon ein großer Helfer und Freund. Meine Cousine war so wunderbar und hat irgendwie organisiert, dass er hierher transportiert werden konnte.

Die Stadt habe ich gestern Abend schon ein wenig mit ihm erkundet, alles ist hier so anders. In Maine ist alles fremd. Nichts ist so, wie in Irland. Dort wo wir gewohnt haben, war es ruhig, hier ist alles so laut und hektisch. Aber wenigstens komme ich hier trotz der Hektik etwas zur Ruhe. Flynn hat dafür gesorgt, dass ich heute noch einen Tag Ruhe genießen kann. Ich muss erst morgen zur Schule. Und irgendwie fühle ich mich bei dem Gedanken daran überhaupt nicht wohl.
Natürlich, ich mochte auch meine alte Klasse nicht sonderlich, jedenfalls nicht, nachdem sich alles so drastisch verändert hat, aber hier? Ich kenne hier doch überhaupt niemanden. Wie werden sie auf einen Jungen reagieren, der von einem anderen Kontinent kommt und nicht allzu offen, kontaktfreudig ist, der noch immer überall Wunden als auch alte Narben besitzt?
Ich habe Angst, dass sie mich genauso behandeln, wie Ramon und der Rest. Werde ich dort überhaupt vermisst? Wahrscheinlich nicht...
Das, was mir am Meisten Sorge bereitet, ist jedoch, dass Kayleigh nicht mit mir zur Schule gehen wird... Den Grund kenne ich nicht, sie meinte, sie würde auf eine andere Schule gehen. Dennoch. Ich glaube ihr nicht. Sie ist keine gute Lügnerin und dennoch lügt sie mich gerade an. Das macht Kayleigh nicht oft und ich weiß definitiv nicht, was mit ihr los ist. Kay hat sich vorhin mit Flynn gestritten, jedoch habe ich nicht mitbekommen, worum es genau ging. Aber vielleicht finde ich ja noch etwas raus... Hoffentlich.

Also dann. Mehr habe ich gerade eigentlich nicht zu sagen, nur noch eines: Ich habe euch so sehr lieb. Und ich werde zurückkommen. Bis dann, Mama, Papa.
~Ksy.

Kenan- Hurt and BrokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt