11. Mysterious girl

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Es klingelte, die Stunde war wie im Flug vergangen. Und immer wieder waren meine Blicke zu dieser einen jungen Frau gewandert, die mich irgendwie sogleich in ihren Bann gezogen hatte. Ich wusste nicht, woran es lag. Ob an ihrem ehrlichen, so schönen Lächeln, einfach ihre strahlend blauen Augen, die im Licht der Sonne immer wieder funkelten, sobald sie sich zum Fenster drehte. Ihr Blick streifte nur noch ein weiteres Mal meinen, leider. Ich hätte ihre Auge gerne noch einmal richtig gesehen. Vorhin war es nur einen Moment möglich gewesen. Vielleicht... Vielleicht ergab sich später noch einmal die Gelegenheit mit ihr zu reden und ihren Namen in Erfahrung zu bringen. Einfach ein normales Gespräch zu führen. Das wäre echt schön.

"Kenan? Die Stunde ist vorbei. Du kannst ruhig aufstehen", holte mich plötzlich eine weibliche Stimme aus meinen Gedanken, erkannte kurz darauf Miss Parker, die soeben gesprochen hatte. Sie sah amüsiert zu mir, wobei mein Blick irritiert durch die Klasse glitt. Tatsächlich waren viele schon weg, aber das Mädchen mit den rosanen Haaren war noch im Raum. "Leyna?" Das Mädchen sah bei dem Namen, den die Lehrerin nannte über ihre Schulter und hob fragend eine Augenbraue. "Kannst du Kenan mitnehmen und ihm gleich die Schule ein wenig zeigen? Muss nicht alles sein, das wichtigste reicht erstmal aus. Eigentlich würde ich das ja übernehmen, aber wir haben eine Besprechung."

Die junge Frau, Leyna, nickte leicht, warf mir dann ein Grinsen zu, was ich mit einem Lächeln vorsichtig erwiderte. Wirklich. Dieses Mädchen verwunderte mich wirklich. Keine Ahnung, aber sie strahlte irgendetwas aus, was mir ein klitzekleines Gefühl von Sicherheit verlieh. Und das hatte ich schon lange nicht mehr.
Als sie mich nun mit einer Hand leicht hinauswinkte, nahm ich die Tasche hoch, schob den Stuhl an den Tisch heran.
"So, bis morgen dann ihr zwei."
"Tschüß, schönen Tag noch", wünschte ich murmelnd im Vorbeigehen, was sie mit ihrem typischen Lächeln erwiderte. Als ich nun neben Leyna auf dem Gang stand, schloss sie den Raum, verschwand dann mit ihrer Tasche.
"So, so. Du bist also Kenan, richtig? Und Irland? Ein schönes Land", grinste sie mich an, während sie nun vor mir loslief.
"Ja... Richtig, beides... Und stimmt, Irland ist wunderschön. Irland ist das schönste Land, das ich kenne und wird es auch immer bleiben... Warst du schonmal dort?"
"Nein." Sie schüttelte den Kopf leicht. "Also nicht heimisch, aber bin schonmal durchgefahren, wenn ich mich richtig erinnere."
Leicht nickte ich, strich mir während des Laufens leicht durch das dunkle Haar. Kurz setzte ich zu einer Antwort an, schloss den Mund dann jedoch wieder, einfach, weil mir nichts einfallen wollte. Ich führte nicht gerade oft Gespräche.
Während sie auf einen Raum deutete, kurz erklärte, was sich dort befand, lief sie etwas vor, drehte sich anschließend um. "Du scheinst schüchtern zu sein", stellte sie mit leicht schief gelegtem Kopf fest, schien dann zu überlegen. "Hm... Wenn du nicht von dir aus reden willst, muss wohl oder übel ich anfangen. Leyna, mein Name. Hast du ja denke ich schon mitbekommen."
"Ja... Der Name ist wirklich schön... Und passt zu dir."
Leyna grinste erneut. "Vielen Dank", lachte sie leise, fuhr sich mit den Fingern durch das helle, rosane Haar. "So. Also, ich bin sechzehn Jahre alt und... Hm. Was kann ich noch sagen? Ach ja. Ich hab eine Schwester, eine ältere. Sie ist aber nicht auf der Schule, zum Glück." Sie hob kurz die Schultern, sah einen Moment über diese, anschließend wieder zu mir. "Du hast einen Hund. Ich hab dich heute morgen ja schon gesehen. Der Kleine ist echt süß. Magst du mir etwas über ihn erzählen?"
"Uhm... Ich habe ihn Songan genannt. Er ist noch nicht wirklich alt, nehme ich an."
"Nimmst du an? Du weißt es nicht? Aber du hast ihn doch geholt, oder?"
"Nein... Ich hab ihn auf der Straße gefunden... Oder nein. Eher andersherum, er hat mich gefunden, aber das ist eine lange Geschichte. Aber ich habe den kleinen jetzt schon unendlich lieb. Und ich könnte es mir niemals verzeihen, wenn ihm etwas geschieht. Er ist so... Süß. Aber auch einfach so wunderbar, liebevoll. Und ja... Ich glaube... Nach dieser kurzen Zeit ist er bereits mein bester Freund. Der beste, den ich je hatte."

Verwundert blieb ich stehen, als sie das ebenfalls mit einem Lächeln tat. "Ha! Du kannst ja doch reden!" Sie lachte, wobei ich einen Moment schmunzelte, sie dann den Kopf schüttelte. "Und das klingt echt schön, so einen besten Freund zu haben. Erzählst du mir die Geschichte, bitte, Kenan?"

"Nein", fuhr es sofort auf meinem Mund, weswegen sie zusammenzuckte und das Grinsen auf ihren Lippen einen Moment verschwand. "Ich... Tut mir leid... Aber... Ich, es geht nicht... Ich wollte dich nicht so anfahren."
Mehrmals schüttelte ich den Kopf, lief einige Schritte zurück. Leyna streckte ihre Hand aus, wollte mich festhalten, jedoch zog ich meinen Arm weg. Ich drehte mich um, lief anschließend hastig in die entgegengesetzte Richtung, durch die Massen der Schüler, die in kleinen Gruppen im Gang standen. Zwar hörte ich noch, wie sie meinen Namen und rief, reagierte jedoch nicht. Ich musste jetzt einfach hinaus. Sofort. Einfach irgendwie raus, erst einmal weg von Leyna.

~~~

"Kenan?"
Leicht hob ich den Blick, als Leynas Stimme ertönte, sah sie schließlich vor mir stehen. "Darf ich mich setzen?"
Ich zögerte, schob dann meinen Rucksack von der Bank, die etwas versteckter auf dem Hof stand. Anschließend rutschte ich selbst ein kleines Stück, woraufhin sie schwach lächelte und sich neben mich setzte, ihren Rucksack zu meinem stellte. "Ich hab dich bei dem Lehrer entschuldigt und gesagt, dass es dir gerade nicht gut geht, du noch etwas durch den Wind bist wegen dem Flug... Ich hoffe, ihr seid geflogen."
"Ja..." Ich zögerte kurz. "Danke, Leyna.. Und tut mir wirklich leid, dich vorhin so angefahren zu haben... Aber... Ich denke mir geht es bei einigen Themen einfach nicht gut... Ich kann nicht über alles reden, selbst wenn ich will", fügte ich leise hinzu, wobei sie hastig den Kopf schüttelte.
"Nein, nein. Entschuldige dich nicht. Ich kenne dich kaum, ich hätte dich nicht gleich bedrängen sollen. Ich bin wohl zu stürmisch." Sie grinste schief und erhob sich von der Bank, hielt mir eine ihrer Hände entgegen. "Wollen wir noch einmal von vorne anfangen? Ich bin Leyna."
Sie grinste weiterhin, während ich vorsichtig ihre Hand ergriff und mit ihrer Hilfe Aufstand.
"Kenan. Schön dich kennenzulernen, Leyna."

Kenan- Hurt and BrokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt