Dornröschen war sein Name; zumindest nannte ich ihn so. Es hatte etwas mit seinem Nachnamen zu tun.
Eines Tages hatte er mich auf einem Sozialen Netzwerk angeschrieben. Ich kannte ihn nicht.
Anfangs war ich genervt. So wie von allen Männern die ich nicht kenne und die mich anschreiben. Aber iwie hatte er etwas an sich, das mir gefiel. Ich glaube es war seine direkte, sehr offene Art. Er redete mit mir direkt über seine Probleme, zeigte soch verletzlich. Ich glaube das mochte ich. Ich glaube sowas mag ich tatsächlich immernoch an Männern.
Er kam aus der Nähe von Hamburg. Sein Dialekt war lustig, ich zog ihn immer damit auf und er lachte mit mir. Nach 2-3 Wochen Schreiben schaffte et es sogar tatsächlich mit mir zu telefonieren, zumindest mich ans Telefon zu kriegen.
Das hatte bisher noch keiner so schnell geschafft.
Ich hasse Telefonieren.
Telefonieren macht mich nervös und ich weiß nie was ich sagen soll. Ich liebe daher Menschen die viel erzählen und denen ich am Telefon einfach nur zuhören kann.
(Greetings gehen raus an meine Mum)
Naja..jedenfalls erzählte er viel. Ich fragte immer viel nach weil ich irgendwie Interesse an seinem Leben hatte. Und er erzählte weiter. Ich ging tatsächlich damals zum telefonieren vor die Tür. Damals waren wir frisch umgezogen und ich hatte keine Ahnung wo ich überhaupt hinlief, aber es war irgendwie ein sehr befreiendes entspanntes Gefühl mit dem Handy am Ohr, und seiner Stimme. Dieser Mensch war so weit entfernt und dennoch fühlte ich mich nicht alleine.
Weitere Wochen vergingen und wir beschlossen uns zu treffen.
Er wohnte alleine. Ich nicht. Also sagte ich ihm ich wolle zu ihm reisen.
Wir einigten uns darauf uns die Kosten für die Bahn zu teilen, immerhin hatten wir beide ja etwas von diesem Treffen.
Ich freute mich. Dennoch war ich sehr ängstlich. Ich war 18 und noch nie alleine verreist. Nun sollte es zu einem fremden Jungen ans andere Ende des Landes sein. Ich sagte ihm dass ich Angst hatte.
Er schickte mir Bilder von seinen Eltern, Adressen der beiden und sogar die Handynummer seiner Mum.
Meine Mum war so garnicht begeistert. Verständlich. Nicht selten sieht man in den Nachrichten solche Storys die mit Mord oder Vergewaltigung enden. Schlussendlich konnte sie mich nicht aufhalten. Ich stieg in die Bahn und fuhr zu ihm.Angekommen hatte ich große Angst, dass er mich garnicht abholen würde. Nur verarscht hätte. Oder doch ein 60 jähriger alter Pädo war.
Mit meinem kleinen Koffer stieg ich aus der Bahn. In der Ferne erkannte ich ihn. Er war es. Er war tatsächlich gekommen. Wir unarmten uns zur Begrüßung und es war als würden wir uns schon lange kennen. 3 Nächte sollten es werden und 3.5 Tage. Donnerstag bis Sonntag. August 2015 glaube ich.
Er war Mitglied einer Band und er nahm mich mit zur Probe. Er war der Gitarrist und er war verdammt gut. Musikalisches Talent ist sowieso eine meiner großen Schwächen. Ich saß auf der großen Couch im winzigen Proberaum und hoffte es würde nie enden.
Er küsste mich vor seinen Bandkollegen und der Schlagzeuger erzählte mir dass ich als seine Freundin vorgestellt wurde. Das war sehr eigenartig. Immerhin stimmte das ja nicht. Aber ich dachte mir nichts weiter dabei.
Am nächsten Tag war noch einmal eine Bandprobe. Die wollte er jedoch absagen. Er hätte angeblich keine Lust gehabt. Ich bestand darauf dass er hingeht und begleitete ihn noch einmal. Diesmal war die Sängerin der Band auch anwesend. Sie war....wirklich hübsch. Kurze rote Haare. Snakebites. Septum. Der Körper eines Models. Und Junge...sie war verdammt gut. Growlen hatte sie wirklich drauf. Ich fühlte mich plötzlich mega hässlich. Und meine Komplexe stiegen. Sie merkte das und sagte mir sie sei lesbisch und ich sei wunderschön.
Das half mir tatsächlich etwas runter zu kommen. Dennoch war es anders als bei der 1. Probe. Er küsste mich nicht mehr und beim Spielen der Songs schaute er nicht einmal zu mir rüber. Ich bemerkte eine Spannung zwischen ihm und ihr, der Sängerin.
Nach der Probe verschwanden die beiden kurz. Angeblich um etwas zu besprechen. Der Schlagzeuger kam zu mir und sagte mir ich solle mir keine Gedanken wegen den beiden machen. Da wäre nichts. Nach einigen Minuten kamen sie wieder. Sie sah etwas sauer aus. Er...auch. wir fuhren zurück zu ihm. Am Abend schauten wir uns den Lifestream von Wacken an. Es war nicht mehr wie die Tage davor. Er war eiskalt zu mir und hing nurnoch an seinem Handy und grinste dabei. Irgendwann stand er auf. Er sagte seinem Kumpel, dem Schlagzeuger, ginge es nicht gut. Er habe jetzt die ganze Zeit mit ihm geschrieben und Angst dass er sich etwas antue weil er Probleme mit seiner Freundin hätte bezügl. Seines Kindes, welches nicht von ihr war oder so. Er fragte ob es schlimm sei wenn er kurz zu ihm fahren würde, er sei auch in einer Stunde wieder da.
Was hätte ich sagen sollen? Natürlich sagte ich er könne gehen.Bevor diese Geschichte jetzt noch länger wird fasse ich mal kurz zusammen was anschließend geschah:
• er hatte mich bei sich zuhause in der Wohnung eingeschlossen
• er kam nicht nach 1 Stunde sondern nach 11 Stunden wieder
• er war nicht bei dem Schlagzeuger sondern bei der Sängerin und hat sie gevögelt
• sie ist bi und nicht homo
• er redete als er wiederkam nicht ein Wort mehr mit mir
• als ich in der Bahn nach Hause saß schrieb er mir ich hätte nie zu ihm kommen sollen, ich sei super ekelhaft und hätte ihn mit meiner Hässlichkeit total angewidert
• er sagte ich würde stinken und sei total unhygienisch
•von dem Geld für die Fahrt habe ich bis heute nichts gesehen
•er und sie waren seitdem ein Paar. Er hatte ihr sogar einen Antrag gemacht. Nach 2 Monaten Beziehung.
•sie trennte sich kurz darauf von ihm. Seit dem stehe ich mit ihr in Kontakt. Wir haben uns beide auf HIV testen lassen weil rauskam, dass er ein untreuer Haufen scheiße ist, der nie vergütet.
•nach der Trennung von ihr kam er wieder bei mir an und hat monatelang versucht wieder bei mir zu landen.Ladies and Gentlemen das ist die Geschichte wie ich die Hoffnung in alle Männer, sowie all meinen Selbstwert verloren habe. Die Geschichte wie alle Männer in meinen Augen untreue Schweine wurden. Wie ich all mein Vertrauen in andere verloren habe und mein Menschenhass überhand genommen hat.
Amen.