Die Tydirium

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So gingen die Rebellen mit erhobenen Händen durch den Wald, inzwischen seit einer halben Stunde.
"Es hat Admiral Saarez überrascht, dass Sie seine Einladungen zum Essen abgelehnt haben, Kommandant Resonas. Sie hätten auf die Weise sicher eine bessere Lösung als bloße Waffengewalt finden können", sprach der Kommandant mit gespieltem Bedauern.
"Ich bin nicht annähernd so naiv wie Sie glauben mögen. Er hätte mich als Geisel genommen, was ihnen aber auch nichts gebracht hätte. Sie müssten ein bedeutenderes Mitglied entführen, damit die Allianz ihren Forderungen nachkommt. Ich bin nur ein Befehlshaber einer kleinen Basis, der jederzeit ersetzbar ist."
Der Kommandant überhörte diese Worte ohne Regung und übernahm wieder die Führung.
"Halos!", flüsterte Markus. "Wo ist Neco?"
Jack zuckte mit den Schultern.
"Vermutlich abgehauen. Nicht einmal gewarnt hat sie mich!"
Weiter vorne kam gerade ein Scouttruppler mit seinem Speederbike zum Stillstand.
"Sir, ich habe den U-Flügler der Rebellen gefunden, aber keiner der Computer enthielt verwertbare Daten auf die Route oder dem Standort der Rebellenbasis. Ich habe das Schiff daraufhin vorschriftsgemäß zerstört."
"Toll", murmelte Mercy. "Der zweite U-Flügler innerhalb von einer Woche. Wie soll ich dem Rat das nur erklären..."

Schließlich erreichte die Gruppe ihr Ziel. Das imperiale Shuttle Tydirium stand auf dem feuchten Boden einer kleinen Lichtung, wo der Rest der imperialen Truppen bereits wartete.
"Bedeutend oder nicht, es wird sich herausstellen, was Sie alles wissen. Bringt sie an Bord."
Die Elitescouttruppen wollten seinem Befehl schnell nachkommen. Jack war der erste, der gefesselt werden sollte. Er widersetzte sich und wurde sofort auf die Knie gezwungen.
"Ich zeige dir, was mit Rebellenabschaum wie dir passiert, der es wagt sich den imperialen Truppen zu widersetzen."
Der Kommandant der Scouttruppen baute sich vor ihm auf, zog seine Waffe und schlug ihn mit dem Kolben.
Der Rebell zeigte sich davon wenig beeindruckt.
"Harter Schädel, was? Jetzt heißt es gute Nacht, Ausgeburt!"
Der Soldat holte bereits zu einem festeren Schlag aus, doch plötzlich durchstoß eine Vibroklinge seinen Torso.
Die blutige Klinge wurde blitzschnell wieder herausgezogen und nach dem nächsten Soldaten geworfen. Sie blieb in seinem Helm stecken.
Beide sanken zu Boden.
Die Rebellen sahen sich nach ihrem Retter um und sahen niemand anderes als Hana Neco, welche gerade die Hand ausstreckte und die Klinge zurück schweben ließ.
"Hana! Ich habe keine Sekunde an dir gezweifelt!", rief Jack ehrlich erfreut.
"Sie lügen, Jack. Besorgen Sie sich alle ihre Waffen wieder, beeilen Sie sich!"
"Hana?", fragte Markus Jack, neugierig wie ein Schuljunge, während sich die beiden ihre Waffen besorgten. "Wie nah steht ihr euch inzwischen?"
"Zu einem Team gehört auch ein gutes Gemeinschaftsgefühl. Das gehört dazu."
Mit einer unvergleichlichen Geschwindigkeit legte Halos an und mähte drei Feinde knapp hintereinander nieder.
"Sag was du willst, aber ich kenne dieses Verhalten."
Markus schoss mit einer Blasterpistole auf die nähesten Scouttruppen.
Neco verursachte währenddessen den größten Schaden. Sie führte die Klinge mit tödlicher Präzision, bewegte sich mit der Geschwindigkeit und der Beweglichkeit einer Lothkatze und warf Mercy gelegentlich Munition zu.
Doch sie waren nicht die einzigen, die gegen das Imperium kämpften. Aus dem Wald kam ein Schuss nach dem anderen und schaltete die weiter entfernten Soldaten aus.
Endlich, nach einem sekundenlangen Kampf war der letzte Scouttruppler besiegt und die Rebellen sammelten sich.
"Der U-Flügler ist zerstört. Unsere einzige Möglichkeit ist dieses Shuttle", sagte Mercy, während sie den Puls der Toten fühlte, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich tot waren.
"Die Allianz braucht ein imperiales Shuttle für eine streng geheime Mission. Ich weiß nicht, worum es dabei geht, aber wir haben jetzt die Gelegenheit zu entkommen und der Flotte ein imperiales Shuttle zu übergeben. Beeilen wir uns!"
"Warten Sie!", rief Neco.
"Wir dürfen unser Missionsziel nicht vergessen!"
Jack stutzte. "Finn McCarrey! Ich habe vollkommen auf ihn vergessen! Beeilung, suchen wir ihn!"
"Nicht nötig, Sir", erklang plötzlich eine bekannte Stimme.
Finn McCarrey kam aus dem Wald, mit einem rauchenden Blaster und einem Kaugummi im Mund.
"Ich habe ihn gefunden, als ich mich sicherheitshalber von euch entfernt habe, während die Imperialen euch hierher brachte", sagte Neco.
Die Dankbarkeit, die Jack verspürte, nicht noch länger auf diesem Planeten bleiben zu müssen, konnte kaum in Worte gefasst werden.
"Verschwinden wir von hier!"

An Bord des Shuttles, welches sich gerade auf dem Weg ins Weltall befand, war die Stimmung um einiges besser als zuvor, was dem Umstand zu verdanken war, dass niemand ernsthaft verletzt worden war, sah man von Kratzern und Beulen ab.
Hana Neco tat die Bewunderung ihrer Kollegen für ihren Einsatz mit der Vibroklinge mit dem Spruch "Die Macht hat mich geführt" ab.
Jack klopfte Markus auf die Schulter.
"Hast dich nicht schlecht geschlagen, alter Mann", sagte er lachend. Der Angesprochene antwortete mit einem Grinsen und zog Jack plötzlich in den Frachtraum.
"Halos... Jack, es tut mir leid, was damals vorgefallen ist. Wir dachten alle, du seist tot. Wenn ich gewusst hätte, dass du noch lebst, hätte ich nie auch nur daran gedacht."
Kommandant Halos hatte nun zwei Möglichkeiten. Er hätte den wahren Grund nennen können, etwas, wofür sie einfach nicht zur Verantwortung gezogen werden konnten, oder die Sache ein für alle mal zu vergessen und ihnen für alles zu vergeben.
"Markus, ich habe dazu nur einen Satz zu sagen", sprach er todernst.
"Lassen wir dieses unglückliche Kapitel hinter uns."
Markus lachte und schlug ein.
Auf dem Weg zurück zum Cockpit redeten sie wie zwei alte Freunde.
"Was ist eigentlich mit dir und Admiral Neco?", fragte Markus.
"Gar nichts. Reiß dich zusammen, wir sind nicht mehr fünfzehn."
"Was waren das für Zeiten", erwiderte er seufzend. In diesem Augenblick sprang das Schiff in den Hyperraum, deutlich zu spüren an der Vibration im Shuttle selbst.
"Übrigens", rief Mercy, die gerade eine Unterhaltung mit Hana Neco führte, an Jack und Markus gewandt, "Ihr könnt dem Rat selbst erklären, warum ihr innerhalb von einer Woche bereits den zweiten U-Flügler anfordert."
Nach einem relativ kurzen Flug erreichte die Tydirium ihr Ziel: die gesamte Rebellenflotte über Sullust, eine buntgemischte Ansammlung aus Schiffen verschiedener Regionen, alle bereit, ihre Streitigkeiten untereinander beizulegen und einen gemeinsamen Feind zu bekämpfen.
"Wir sind alle eins", sagte Jack leise.
"Was?", fragten die anderen, scheinbar gerade aus einer Art Trance erwacht.
"Nichts. Ich glaube, ich werde zu nachdenklich. Gehen wir an Bord."
Das kleine Schiff flog auf den vergleichsweise riesigen Mon Calamari-Kreuzer zu.
Die fünf, die sich an Bord befanden, sollten erst später erfahren, was sie möglich gemacht hatten.

Star Wars: Uprising - Der Soldat Finn McCarreyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt