2. Drugs.
»Ich verspreche dir wir laufen weg. Gib mir noch ein wenig Zeit um Geld zu besorgen und wir sind hier weg. Ich verspreche dir ich hol dich hier raus. Ich verspreche es. Ich verspreche es. Ich verspreche es« flüsterte ich ihr diese Worte immer wieder ins Ohr.
Doch in meinem Unterbewusstsein war mir klar, dass ich dieses Ziel nicht so schnell erreichen konnte. Es würde nicht funktionieren. Wie auch? Man brauchte ein Vermögen um hier weg zu kommen. Und meine Mutter alleine lassen konnte ich doch auch nicht so leicht. Aber es war auch irgendwo ihre Schuld das sie diesen Idioten nicht schon längst verlassen hat.
Plötzlich hörte man ein knarzen. Es konnte nur Derek oder meine Mutter sein. Ich löste mich von Emely und stellte mich ein wenig schützend vor sie. Dann hörte man schwere Schritte und er Stand mitten in der Küche. Emely klammerte sich von hinten an mich ran und man konnte ihr stilles weinen hören. Doch er stand einfach nur da, er war amüsiert darüber was für körperlichen und seelischen Schmerz er ihr schon angetan hatte. Derek begann zu lachen als er wenige Schritte näher kam und die Hand schon ausholte. Ich atmete einmal ein und aus und war auf den Schlag vorbereitet und kniff dann für einen kurzen Moment die Augen zusammen. Doch der Schlag kam nicht. Ich hob die Augenlider wieder und sah das er verfehlte. Er drehte sich, immer noch lallend, um und takelte dann in Richtung Schlafzimmer. Er war betrunken. Eindeutig.
Nun drehte ich mich auch um, zurück zu meiner Schwester, und schlang meine Arme fest um ihren kleinen zierlichen Körper. »Alles okay, ems. Er wird dir nichts mehr tun« versuchte ich ihr zu erklären. Dann begann ich ihre Tränen mit meiner Hand wegzuwischen und strich ihr ein paar lose Haarsträhnen hinters Ohr. Sie war gerade mal 9 Jahre und sollte so etwas noch gar nicht zu Gesicht bekommen, geschweige denn es selbst am eigenen Leibe erfahren. »Beruhige dich, ja? Es ist alles wieder gut, er ist weg« sagte ich ihr. Sie nickte leicht und hörte auf zu weinen. Ich wollte mich von ihr lösen, jedoch ergriff sie meine Hand und drückte diese fest »Bitte geh nicht weg, Justin. Lass mich nicht wieder allein mit ihm.« flehte sie mich an. Ich schluckte laut. Nun nickte ich.
Vorsichtig und bedacht darauf ihr nicht weh zu tun, hob ich sie schließlich hoch und trug sie ihr Zimmer, dort setzte ich sie auf ihrem Bett ab. Sie legte sich hin und ich deckte sie zu. Sie sah so unschuldig aus, so unerfahren, so jung. Ich betrachtet sie kurz und legte mich im Anschluss neben sie. Sofort kuschelte sie sich an mich und legte ihren Kopf auf meiner Brust ab. Auch ich legte meine Arme um sie und zog sie somit näher an mich heran. Sie redete nicht und nach einer Weile war sie eingeschlafen. Sie sah so friedlich dabei aus. So unbeschwert. Einfach glücklich. Ich wünschte ich könnte sie wach mal so erleben. Nach ungefähr einer Stunde stand ich behutsam auf um sie nicht aufzuwecken und ging lautlos aus dem Zimmer.
Inzwischen war es Nachts. Draußen war es dunkel nur ein paar Straßenlaternen flackerten durchs Küchenfenster und in den Flur. Ich lief denn Flur runter zum Wohnzimmer und dann raus auf den Balkon. Ich lehnte mich an das Geländer und zog erneut meine Zigarettenschachtel und mein Feuerzeug raus. Ich fischte eine raus und zündete sie an. Ich nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch dann in ringen in den Nachthimmel. Unter mir hörte man Polizeisirenen sowie laute Schüsse. Laut bellende Hunde.Geschrei. Das typische Nachtleben vom Bronx eben.
Wie aus dem nichts erschien meine Mutter neben mir. Sie nahm mir die Packung und das Feuerzeug aus der Hand und nahm sich ebenfalls eine raus. Dann warf sie mir die Sachen wieder zu. Sie lachte als sie denn ersten Zug nahm, ein kehliges Lachen, kein echtes Lachen. »Du solltest wirklich aufhören zu rauchen, Justin. Das ist nicht gut für deine Gesundheit« Sie sah mich mit ihren roten, vom weinen verquollenen Augen, an. Sie hatte überall Blutergüsse, trotz allem hatte sie jedoch ein breites grinsen auf ihren Lippen, natürlich nur um den Schein zu wahren. Sie wollte nie das ihre Kinder etwas davon mitbekamen wie schlecht es ihr doch ging. Doch wir sahen es, und zwar mehr als uns lieb war. Wir waren selbst betroffen. Sie dachte wahrscheinlich immer noch das ich von ihren Heulattacken Nachts nichts wusste. Immer wollte sie die Starke spielen.
Nach einer Weile zuckte ich einfach mit den Schultern »Du willst mir sagen das es nicht gesund ist? Mom, das alles hier ist ungesund« sagte ich mit einem verachtendem Lachen. »Ich weiß« erwiderte sie monoton. Sie wusste das ich recht hatte. Ich hatte wenig Lust jetzt mit ihr zu diskutieren, also schwieg ich einfach. Nachdem ich die erste Kippe zu ende geraucht hatte nahm ich mir eine weiter. Sie tat es mir gleich. Sie sagte nichts, ich sagte nichts und wir starrten einfach geradewegs ins nichts. »Ich Liebe ihn, Justin«. Langsam drehte ich meinen Kopf in ihre Richtung und runzelte die Stirn »Wie zur Hölle kannst du ihn nach alldem was er dir und uns angetan hat Lieben?« fragte ich sie schon leicht sauer. »Er ist einfach der Mann dem mein Herz gehört« flüsterte sie. »Denkst du dabei auch mal an uns? Wenn du damit Leben kannst, gut. Aber wir? Okay vergiss auch mich, aber Emely? Wie kannst du ihr das bitte antun? Bedeutet sie dir nichts? Sie ist deine Tochter, du bist ihre Mutter. Du solltest auf sie aufpassen. Sie beschützen. Für sie da sein und nicht andersrum« ich unterbrach mich selbst und verließ den Balkon bevor es ausarten konnte.
Im vorübergehen des Kleiderhakens schnappte ich mir meine Jacke und ging aus der Wohnungstür. Das Treppenhaus hinunter und rein in die Dunkelheit von Bronx. Ich ließ meine Hände in die Jackentasche gleiten. Es war kühler geworden als vorhin, aber es hatte aufgehört zu regnen. Die Nacht war klar, die Sterne funkelten am Himmelszelt. Nur die aggressive Geräuschkulisse passte nicht dazu. Durch die Straße laufend achtete ich nicht darauf wohin genau ich ging. Irgendwann kam ich dann aber doch da an wohin ich wollte. Ich fischte mein Handy aus der Jackentasche und sah auf die Uhrzeit, er würde gleich da sein.
Ich bog in die Gasse und lehnte mit mit dem Rücken an die Wand. Nach wenigen Augenblicken bog auch er hier rein und sah mich schon von weitem mit einem dreckigen Lächeln an. Dylan. Als er letztendlich bei mir ankam, schlug er mit mir ein und überreichte mir mit dieser Geste 100 Gramm feinsten Marihuana, ein Päckchen mit 75 LSD Plättchen, sowie 50 Gramm Kokain. Alles stopfte ich mir in die Jackentasche und ging ohne ein Wort. Es lief immer so ab, er besorgte mir das Zeug und ich verkaufte es weiter. Es war die einzige Möglichkeit hier an Geld zu kommen und somit auch die einzige Möglichkeit für mich und Emely hier raus zu kommen.
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Brooklyn Bridge
FanfictionHerzlos. Eiskalt und Unantasbar. Justins Welt in Mitten vom Bronx. Doch was wenn ein Mädchen in sein Leben tritt das ihn mit ihren Träumen, aus dem Loch in das er immer weiter reinzufallen droht, rausholt. Doch wie will man einen Menschen der die Ho...