Kapitel 3

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Wahrheit oder Pflicht, Cola mit Wodka gemischt und gequatsche. So lief die Nacht ungefähr ab, die die drei Besucher bei Rei in der Stube hatten.
Durfte sich so was ein Herzkranker eigentlich erlauben? Egal.

Rei stürzte sich ins Bett in seinem kleinem, gemütlichen Zimmer. Er war definitiv fertig mit dieser Welt -in diesem Moment jedenfalls-
Seine Augenringe waren gewaltig und sein Mund stank nach Alkohol. Er taumelte langsam.

Genau drei Sachen fielen ihm in diesem Moment auf.
Erstens, er war besoffen.
Zweitens, Maru war ein guter Trinker.
Drittens, Akira öffnete den ganzen Abend nicht einmal wirklich seinen Mund. Kam jedenfalls bei Rei so rüber. Er wusste weder, ob Akira besoffen war, gar, ob er überhaupt einen Schluck getrunken hatte.
Eins war klar, er war interessant. Nicht nur, da er verdammt mysteriös war, sondern, da er einer relativ bekannten Person schon vom Gesicht her sehr ähnlich sah. Ein kleiner, etwas dickerer Junge mit großen, blauen Augen und einem runden Gesicht. Dick konnte man ihn eigentlich nicht nennen, Len war eben nur sehr dünn für sein Alter, während er normal war. Er war ein sehr enger Freund von Len und ein netter Kerl. Vielleicht waren er und Akira sogar verwandte?
Rei zog seine dunkelblaue Decke über den Kopf, damit er klarer Denken konnte. Das war eine komische Angewohnheit, die er schon hatte, als er ein kleiner, unschuldiger Grundschüler mit braunen Haaren war.
Na ja, egal, zurück zum Thema.

Ab und zu erschien Len's junger Freund auch bei ihm im Krankenhaus oder zu Hause bei seinen strengen Eltern, wo Len lebte. Nur an seinen Namen konnte Rei sich eben nicht erinnern. Schweigend grub er seine Hände unter das Kopfkissen, da sie Eiskalt waren. Ebenso seine Füße. Sein ganzer Körper war kalt.
Am liebsten hätte er jemanden, der ihm unter die Arme greifen und ihn helfen würde, ihn aufwärmte, wenn ihm kalt war und jemand, der ihm helfen würde, diese Schmerzhafte Phase lebend zu verlassen. Es fühlte sich eben so an als würde er eine Midlife crisis durchleben, und das im alter von einundzwanzig.

Doch kannte er keine Mädchen in seinem Alter, oh nein, nicht mal Interesse hatte er eigentlich an ihnen.
Hier ist er. Rei Iride, einundzwanzig Jahre alt, eine Jungfrau und nicht einmal sicher über seine Sexualität.
Super.

Nicht viele Stunden vergingen, als auch Rei wie ein müdes Kind seine Augen schloss und endlich in einen tiefen, tiefen Schlaf fiel. Auch gerade fühlte das alles sich wie ein einem alten 80's Film an, in den ein kleiner Junge in seinem Zimmer saß und mit großen Augen entspannt den Regen beobachtete, der gegen sein Fenster klatschte.

Als kleiner Junge hatte er Angst vor dem Keller, der sich unter dem edelen Haus befand, denn er glaubte, es würde sich eine gruselige Gestalt mit langen, scharfen Zähnen und roten Augen dort befinden. So erzählte es ihm der kleine, sechsjährige Len jedenfalls, woher er aber diese Geschichte hatte, war aber bis heute unbekannt.

»Man erzählt sich, dass es unter unserem Haus ein großes Monster gibt. Vor vierhundert Jahren lebte nämlich eine reiche Familie hier und hatten eine kleine, fünfjährige Tochter.«

Len pausierte, um Luft zu holen und stotterte beim einatmen kurz.
»Eines Tages ging dieses kleine Kind in den verbotenen Keller hinein um sich ihren Teddy zu holen, den sie dort verloren hatte.«

»Und weiter?«, fragte Rei knapp. Len erwiderte mit einem Seufzen.
»Also ging sie rein, öffnete vorher die große, schwere Tür und ließ sie offen, damit sie etwas sehen konnte. Sie ging die letzten Stufen runter, als plötzlich ein lautes Kratzen ertönte und jedes mal, wenn sie weiter ging, lauter wurde und- BUH!!!«

Rei schrie auf, viel kurze Hand vom Schreibtisch und stieß sich am Stuhl.
Len grinste nur gemein. Sein Plan funktionierte und Rei tat sich am Abend des dritten September 2001 so schmerzhaft am Bein weh, dass er bis heute eine große Narbe dort haben sollte. Karma.

Weshalb erinnerte aber der Bursche sich gerade daran, als er tief und fest schlief? Len's Lächeln bohrte sich in jeden seiner Gedanken ein. Sein kleiner Bruder ist kalt, gemein, gruselig, schlau und verdammt hinterhältig. Der Regen prasselte lauter, sein Kopf wurde leerer.
Kurz erwischte er sich dabei, wie er schmatzte. Weiter wollte er aber nicht so träumen. Alles wurde zu schwer, aber vielleicht würde das der Regen ja wegwaschen.

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Rei war keines Wegs gut im Magen, als er nach seinem fünf Stunden Schlaf wieder aufwachen sollte. Er übergab sich zwei mal, weigerte sich zur Uni zu gehen, doch entschied sich nach zwei Tassen Kaffee doch um, da das Semester ja bald zu Ende war und jetzt die Arbeiten regelrecht auf ihn flogen. 
Also suchte er sich gerade Klamotten aus dem Schrank, die gut genug waren, um sie anzuziehen.

Einen schwarzen Hoodie, weiße Tenis Socken, eine blaue Jeans und ein rotes Hemd. Basic. Rei wusch sich sein Gesicht, putzte sich die Zähne, und ging anschließend schnell aus seiner Wohnung raus auf die Straße.
Es regnete laut und lange. Wenn man dennoch Still war, die Musik auf seinem Handy leiser stellte und kurz stehen blieb, konnte man leise Menschen über die dümmsten Sachen reden hören. Über den letzten Einkauf, einer unsinnigen Party bei Freunden mit extra Spaß, über das neue Spiel, was für eine bestimmte Konsole rausgekommen war und Tonen an anderem Scheiß.

Tokyo war groß. Klar. Aber dennoch war alles in der Nähe. Ein kleiner Supermarkt, der nicht überteuert war, ein Arzt und eine kleine Schwimmhalle, die er täglich besuchte. Jetzt genau war es kurz nach acht Uhr. Weiterhin müde taumelte Rei den Wegen entlang, versuchte jedoch mit aller Kraft seine übermüdeten Augen offen zu lassen. Wenn er jedoch an manchen regnerischen Tagen Pech hatte, tretete er doch in eine Pfütze oder gar in irgendwelches Zeug. Und obwohl Rei mit aller Kraft versuchte, seine Gedanken der Straße zu widmen, landeten diese jedoch jedes mal wo anders. Auf diesem Weg am Montag morgen an einem feuchten Tag erinnerte er sich an seine Vergangenheit. 12 A an der Oberschule. Wie er zwei Klassenkameraden beim Sex in der Toilette erwischte und wie er seine Jungfräulichkeit beinah an einem jüngeren Jungen der Parallel Klasse verlor.

Rei vermied die Vergangenheit und blickte immer Geradewegs nach vorne, doch lief Innerlich immer noch an Ketten all den Sachen, die er 2006 erlebte, entgegend.

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»Hast du schon gehört?« Marian nippte leicht an ihrem Glas und setze sich neben Rei, der gerade sein Portemonnaie aus der Tasche holte. »Was denn?«
»Heute wurde ein Junge beinahe von den Lehrern erwischt, wie er jemandem einen blasen wollten. Gerüchte sagen es soll 'ne Wette gewesen sein. Jetzt blamiert er sich vor der ganzen Schule.«
Ach ja, ein Bursche 'n Jahr unter Rei und dem Rest, verlor bei einer dummen Wette und musste dafür einer der Baseballspieler einen blasen. »Ja, er tut mir irgendwie leid, aber weshalb bestand er überhaupt darauf, es zu tun?«, log Rei im am Anfang des Satzes, doch beschloss doch kurz noch etwas hinzuzufügen.
Marian grinste, holte ihr Handy raus, tippte auf die Tasten und schaltete es wieder aus. »Sie würden sonst sein Handy in den Bach werfen.«
Er musste wirklich besessen sein.

Dumm funkelte in seinem Kopf auf. Kurz kratzte sich die jüngere am Kinn und trank weiterhin aus ihrer Eistee Flasche. »Wie geht's dir eigentlich so? Endlich mal eine Freundin gefunden?« Marian war eine gute Freundin, mochte es jedoch Rei mit seinem Single-leben und seiner Körpergröße (er war 1,60 cm groß) zu ärgern, Rei war entzwischen aber dran gewöhnt. Er antwortete nicht.
Die Augen von Marian blitzeten auf. Sie nahm ihre Brille aus der kleinen Schultasche und nahm anschließend ein Kaugummi. Natürlich reichte sie Rei auch einen, aber er lehnte widerwillig ab.

Der Schüler der einem Baseballspieler einen blasen musste, war eigentlich ein hübscher Junge, mit giftgrünen großen Augen und schwarzen Haaren.
Beliebt war er auch, weshalb sein image dadurch noch mehr geschadet wurde. Die Mädchen flogen auf ihn, die Jungs lästerten über ihn und die Lehrer hatten nichts mit der ganzen Sache zu tun.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 22, 2018 ⏰

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