Kapitel 2

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,,Draco, Isabelle!" Narzissas Stimme hörte sich wie immer ruhig und trotzdem bestimmt an. ,,Eure Briefe sind angekommen, wir werden wohl gleich aufbrechen, um alles für euer neues Schuljahr zu besorgen. Möchtet ihr mitkommen?"

Draco sprang, fast schon instinktiv, auf und suchte bereits seine Ausgehklamotten zusammen, während ich noch zögerte. ,,So lasse ich mich, aber nicht mit dir blicken." Draco deutete auf meine, schon leicht zerissene, Hose und den ausgefransten, viel zu großen Pullover. ,,Ich will ja auch nicht mit", murmelte ich nur und drehte mich um, damit sich Draco in Ruhe umziehen konnte. ,,Warum? Hast du immer noch Probleme mit den Blicken der anderen?" In seiner Stimme konnte ich den Spott, gerade zu schon hören, aber er hatte Recht mit seiner Aussage.

Ich hasste es einfach, wenn mich alle anstarrten. Warum konnten sie nicht jemand anderen angucken? Der Einzige, der noch mehr Blicke auf sich liegen hatte, war Potter. Er zog die Blicke quasi magisch an. Doch im Gegensatz zu mir nicht, weil seine Eltern böse waren, sondern weil er den Todesfluch überlebt hatte. Während ich gerade nur zu hören bekam, wie alle sich flüsternd über meine Mutter und ihre Taten das Maul zerrissen.

,,Sie ist die Tochter von Bellatrix Lestrange, die treuste Todesserin von Du-weist-schon-wem", ,,ob Voldemort wohl ihr Vater ist", oder so belanglose Dinge wie ,,welchen Friseur besucht Bellatrix eigentlich? Ich will die selbe Frisur haben wie sie." Dass waren die meisten Sätze, die mir immer wieder durch den Kopf gingen. Nicht das mit der Frisur! Und nein Du-weist-schon-wer ist nicht mein Vater! Woher ich das wusste? Keine Ahnung, aber es war so ein Gefühl, das mir sagt, dass mein Vater, weder Lord Voldemort persönlich noch Rodolphus Lestrange ist. Ich denke, Mum hatte heimlich mal was mit einem Muggle, was ihr extrem peinlich gewesen sein muss. Naja, so wirklich interessiert es mich aber auch nicht.

In diesem Jahr würde ich ins 5. Schuljahr kommen. Endlich. Nicht, dass ich mich riesig freute, denn ich war in der Schule meistens im Hintergrund und ich war froh, wenn mich jemand nicht direkt mit meiner Mutter assoziierte, aber in dieser Kombination war das quasi unmöglich. Jeder der mich kannte, kannte mich durch meine Familie oder er kannte mich nicht. Beides trat sehr häufig auf. Vor allem die jüngeren Schüler hatten Angst vor mir, da ihre Eltern ihnen eingetrichtert hatten, nicht mit mir zu reden. Einige schienen sich noch nicht mal zu trauen, mir in die Augen zu schauen. Was mich ängstlich machte, denn so schlimm war ich schließlich gar nicht. Die älteren Schüler schauten mich mehr mit so einem 'ach, du bist ja immer noch hier' Blick an. Sie gingen mir zwar nicht aus dem Weg, aber waren völlig taub, wenn ich mal nach der Uhrzeit oder so fragte. In meinem dritten Jahr wollte ich ein Buch lesen, was in einem Regal ziemlich weit oben stand. Niemand half mir. Alle verspürten den Drang zu wenden oder sich taub zu stellen, wenn ich ihnen begegnete. Deswegen waren meine Schuljahre schwer, nicht wegen des Unterrichts, sondern wegen der Schüler. Denn wieso sollte man auch der bösen Slytherin helfen?

Seit Jahren litt ich, wegen ihnen, unter Angst vor sozialen Kontakten. Die meiste Zeit verbrachte ich deshalb auch im Kerker. Dort wurde ich in Ruhe gelassen und wenn nicht, half mir Draco. Was ich mittlerweile nicht mehr toll fand. Ich war älter und größer geworden und verfolgte die Devise: Abhauen war besser als unnötiger Stress. Das klappte sehr gut, nur war ich dadurch noch einsamer geworden. Mit endlich drückte ich mehr aus, dass meine Schuljahre bald vorbei waren und ich dann zurückgezogen irgendwo leben konnte. Ich würde nicht mehr angestarrt werden. Darauf freute ich mich. Nie mehr die Person sein, die von allen verachtet wurde. Die meisten Schüler wünschten sich, ich würde nicht existieren, was zugegebenermaßen mein Wunsch manchmal auch war, jedenfalls an manchen Tagen. Nur konnte ich nichts daran ändern und so schnell würde ich mein Leben nicht aufgeben.

Wer sollte sonst ein Auge auf Draco haben? Ich wusste nicht warum, aber ich besaß einen sehr großen Beschützerinstinkt, wenn es um ihn ging. Ich wollte ihn immer vor allem vor Ärger bewahren, doch das gelang mir oft nicht. Er warf sich quasi, jedes Schuljahr aufs Neue in Streitereien. Ich wusste noch nicht mal, woher die alle kamen, aber sie waren da und Draco gelangte immer wieder in neue. Am liebsten stritt er sich mit Harry Potter. Ich fragte mich, ob das zur Gewohnheit geworden war oder ob die beiden nicht merkten, dass sie sich eigentlich jedes Schuljahr dadurch vermiesten. Letztes Jahr waren ihre Streitigkeiten weniger geworden, so weit ich wusste, denn Harry Potter hatte am Trimagischen Tunier teilgenommen und war deswegen abgelenkt gewesen. Draco hingegen hatte Freundschaften mit Durmstrangschüler geknüpft, die ihn ein wenig verändert hatten. Er hatte durch sie gelernt, ruhig zu sein, aber auch kühler zu werden. Was er leider schon immer war, nur hatte er seit dem letzten Jahr noch mehr Probleme damit wieder aufzutauen.

Als wir noch kleine Kinder waren, konnte er sehr schnell auftauen. Er war in einigen Minuten ein anderer Mensch, aber als Jugendlicher fiel ihm das nicht mehr so leicht. Jedenfalls dachte ich das. Ich hoffte, dass wir beide vielleicht irgendwann zusammen weggehen konnten, um ein anderes Leben zu führen. Eins ohne Vorurteile und Probleme. Das wäre schön, aber wahrscheinlich würde das nie passieren. Denn Draco würde nie von hier weggehen. Ihn hielt hier etwas. Mich nichts. Mich hielt nichts und niemand auf. Und das würde sich auch nie ändern.

Hiermit entschuldige ich mich schon mal im Voraus für jegliche Schreibfehler in diesem, in dem letzten oder in noch kommenden Kapiteln.
Nyera

Gryffindors Küssen Besser (Fred Weasley Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt