Mutprobe - Bloody Mary - Kapitel 1

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John trinkt nippt gerade an seinem letzten Kaffee, während er fieberhaft überlegt, was er denn alles vergessen haben könnte. Kleidung, Ausweis, ausreichend Geld und ein paar Pflegemittel. Ja, er dürfte alles eingepackt haben. Wenn nicht, würde seine Frau schon daran denken. "Also Amilia. Keine Partys, kein Alkohol, alles klar?" Er beäugt sie etwas schief. Seine kleine Tochter ist gerade mal 17. Er hatte nicht wirklich Lust, sie alkoholisiert zu erwischen oder mit irgendjemandem im Bett, dass musste nicht unbedingt sein. Er seufzt schwer aus. Manchmal macht er sich zu viele Sorgen um seine Kleine, die für ihr Alter schon recht reif ist. Sie würde schon keinen Unsinn treiben. Ein paar Freunde mal einladen würde schon niemandem das Bein brechen und das Haus würde auch nicht abbrennen. Hofft er, manchmal ist er sich nicht so ganz sicher, was in ihrem kleinen Kopf so vorgeht. Seine Tochter hat schulterlanges, braune Haar, blau-graue Augen leuchten aufgeweckt, munter und stets aufmerksam ihm entgegen. Sie ist recht schlank, nichts Besonderes, einfach nur schlank. Neben ihr steht ihre beste Freundin Isabella, die blondes langes Haar hat, vier Jahre älter ist und eine weiblich geformte, aber schlanke Statur hat. Ab und an wirft sie einen eigenartigen Blick auf Amilia, der ihm gar nicht gefallen mag. Zum Glück würden noch ihre anderen Freundinnen auftauchen, so recht vertraut er Isabella nicht ganz. "Baut ja keinen Unfug, ja?" Mit besonderem Blick schaut er Isabella an, die mit ihrem langen, blonden Haar völlig unschuldig herumspielt. Ihre Größenverhältnisse sind schon recht witzig. Amilia ist mit ihren 1,60m recht klein. Isabella überragt sie um schätzungsweise zwanzig Zentimeter.
"Wir doch nicht Papa. Und jetzt ab, Mama wartet doch schon im Auto. Husch, husch. Raus mit dir. Ja hab dich auch lieb, blabla", neckt sie ihren Vater liebevoll. Dieser lacht kurz herzlich und winkt seiner Tochter zu. Es war ihr immer peinlich, wenn er ihr einen väterlichen Kuss in Nähe anderer gibt, aber na gut, so sind Jugendliche nun einmal, sie distanzieren sich von ihren Eltern, wollen ihr eigenes Leben leben. Wie schnell doch die Zeit vergeht. Sie war noch so klein, man konnte sie in den Armen halten, mit ihr spielen... Und jetzt? Ach, die Zeit, sie ist zerronnen wie Sand in seinen Fingern. "Na dann, macht euch ein schönes Wochenende. Bis Montagmorgen, etwa gegen sieben. Macht's gut!" Er winkt den beiden zurück, während beide ihn zur Verabschiedung einfach nur breit anlächeln. Isabella spielt sich noch immer in den Haaren. "Fass bloß meine Kleine nicht an", flüstert er kaum hörbar mit einem grummeln in der Stimme zu sich. Langsam schließt er die Tür. Er fährt mit seiner Frau zu einem gemeinsamen romantischen Kurztrip, frei von Kindern und allen Verpflichtungen. Es ist schon viel zu lang her. Zum Glück ist Amilia alt genug, um auf sich und das Haus aufzupassen. Er kann beruhigt seinen Urlaub antreten. Verdammt, es würde ein schönes, romantisches Wochenende werden. Er lächelt breit, als seine Frau ihm im Auto einen Kuss zu haucht. Ja, es würde schön werden.


Die Tür schließt sich ziemlich langsam. Sie knallt leise zu. Beide schauen auf die Tür und ignorieren den leicht wackelnden Kronenleuchter über ihnen. Nach ein paar Minuten Wartezeit, in denen sie den schwarzen Geländewagen hören, der sich vom Grundstück entfernt, schauen sich beide an, immer noch das selbe Grinsen wie vorhin, als sie John verabschiedet haben. Isabella hatte aufgehört in ihrem Haar zu spielen und schaut mit ihren dunkelgrünen Augen Amilia an. "Endlich sturmfrei, was", meint sie mit ihrer leicht tiefen Frauenstimme. "Ja, wurde auch Zeit. Wird sicher ein tolles Halloweenwochenende!" Sie lächelt breit. Hach, es würde toll werden. "Hmmm, ja, mit Sicherheit. Wird sicher ein riesiger Spaß", stimmt sie Amilia zu. Kurz schauen sie sich belustigt an, als würden sie gleich anfangen, laut loszulachen. Aber es geschieht nicht. Beide stürzen sich instinktiv aufeinander, Amilia wird von Isabella an die Wand gepresst. Ihre Lippen treffen sich und ihre Zungen tanzen gemeinsam im Spiel der Leidenschaft, wobei ihre blonde Freundin wohl immer die Überhand behalten würde. Sie verharren einige Zeit, die Augen geschlossen, um ihre Verbindung noch besser wahr zu nehmen. Ihre Hände sind ineinander verschlungen. Im Augenblick gab es für beide nichts Schöneres, als diesen gemeinsamen Moment, den sie die letzten Wochen in denen sie zusammen waren, zu teilen. Die blonde, größere Frau löst den Kuss und schaut sie mit einem spitzen Lächeln an. "Wir haben noch ein paar Stunden, bis unsere Freundinnen eintreffen. Was sollen wir in der Zeit anstellen?" Amilia errötet sichtlich, kichert kurz und blickt ihr in die intensiv leuchtenden dunkelgrünen Augen. Der Blick, den sie Isabella schenkt, reicht vollkommen als Antwort aus. Sie pressen ihre Lippen erneut aufeinander, während sich beide langsam auf den Boden sinken lassen und sich dem Rausch der Liebe vollkommen hingeben.


Amilia hatte ordentlich Schwierigkeiten, ihren zerzausten Haaren wieder Form zu verleihen. Gott, wenn ihr Vater dies wüsste, er würde austicken, aber das wäre ihr egal. Sie liebte Isabella eben, da ist es völlig egal, was ihr Vater sagen würde. Ihre Freundin ist selbstständige Künstlerin und muss die Münze nicht unbedingt zweimal umdrehen. Sie ist eine Chaotin. Zwar ist ihre Küche sauber, aber sie hat die Angewohnheit, Wäsche in der Wohnung zu verteilen, aber sind nicht alle Künstler irgendwo Chaoten? Egal. Sie war ihr ein und alles. Sie lernten sich tatsächlich in der Schule kennen, in einer Kunstprojektwoche, in der sie neugierigen Schülern etwas über berühmte Künstler beibrachten und sie das Zeichnen studieren ließen. In dem Kurs von Isabella geriet damals Amilia, die eigentlich woanders hinsollte, aber sie tauschte mit jemandem, da die Person mit ihrem besten Freund zusammen in eine Gruppe wollte. Es muss wohl Schicksal gewesen sein, als Isabella und Amilia sich trafen. Von Anfang an bauten sie eine Bindung zueinander auf, ohne vorher auch nur ihren Namen gekannt zu haben. Beim Zeichnen mit verschiedenen Farben führte sie ihre ungeschickte Hand. Die Stimmung zwischen ihnen brutzelte und am Ende blieb Amilia als letzte im Raum am Ende der Woche. Sie sprach nicht, sah Isabella nur verträumt an mit schief gelegtem Kopf, während sie unbewusst in ihren Haaren herumspielte. "Amilia", fragt sie zum vierten Mal. Diese schüttelt den Kopf, als erwache sie aus einem Traum. Immer noch schaut sie Isabella an. Die Spannung, die zwischen den beiden liegt, ist deutlich spürbar. Die anderen Mitschüler müssen sich ziemlich vernachlässigt vorkommen, wenn die Künstlerin die ganze Zeit bei ihr war. "Willst du nicht in dein wohlverdientes Wochenende gehen? Oder ist noch irgendetwas?" Nebenbei packt sie ihre Zeichnungen zusammen, welche als Inspiration für die Schüler gedient haben. Von Landschaften über Menschen war alles dabei oder auch Wölfe, Hasen und andere Bewohner der Natur. Sie traut sich kein Wort zu sagen. Ihr Kopf errötet nur, den sie sogleich senkt. "Amilia? Ist alles in Ordnung? Stimmt etwas nicht?" Das Isabella selbst etwas verlegen wird, merkt sie kaum, sie sieht diese nur vor ihrem Tisch stehen, wo sie vor wenigen Minuten ihr Wolfsrudel zu Ende gezeichnet hat, was ihr sogar ziemlich gut gelungen ist. "Amilia", fragt sie leicht besorgt. "J...ja?" Ihre Schüchternheit ist kaum zu verbergen, sie traut sich gar nicht richtig, ihr in die Augen zu sehen. "Schau mich an. Du bist doch ein tapferes Mädchen, oder? Also, was ist los? Du sitzt doch nicht umsonst hier und starrst Löcher in die Luft, oder? Jetzt schau mich an." Langsam folgt sie dem Befehl und schaut Isabella an, die sie liebevoll anschaut. "U...und jetzt?" Die vor ihr stehende Künstlerin mit langem blonden Haar flüstert es beinahe. "Jetzt machst du die Augen zu, okay?" Natürlich nickt sie nur. Sie kommt der Anweisung nach, rechnete aber nie damit, was darauf passierte. Ihre Lippen trafen aufeinander. Das war der Tag, an dem für sie eine der schönsten Zeiten ihres Lebens begann. Es ist einfach nur traumvoll. Ihre Freundinnen wissen natürlich davon, ihre Eltern jedoch haben nicht den Hauch einer Ahnung. Amilia mag gut schauspielern können, aber Isabella wurde zeitweise etwas nervös, was den Verdacht zwar auf sie zieht, aber niemand ihrer beiden Erziehungsberechtigten ahnt auch nur etwas.
Es ist schon ziemlich spät abends, als es gegen zehn an ihrer Tür läutet. Das müssen ihre Gäste sein! Schnell eilt Amilia zur Tür, um ihre Freundinnen zu begrüßen. Es würde ein verdammt tolles Wochenende werden. Sie ahnt nur noch nicht wirklich, wie "toll" es werden würde.

Mutprobe - Bloody Mary [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt