Mary Tudor lebte im sechszehnten Jahrhundert. Sie war ein hübsches Mädchen mit schwarzen Haaren, schlanker Gestalt und immer mit strahlen auf dem Gesicht. Katholisch wurde sie erzogen, aber nie glaubte Mary daran. Das Spiel spielte sie mit, einfach, um nicht aufzufallen, gerade in diesen Zeiten.
Miss Tudor ist einundzwanzig, ist beliebt und sogar ein wenig verliebt, aber dazu kam es nie weiter. Genau an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag änderte sich ihr Leben, für immer. "Alles Gute zum Geburtstag, Mary Schatz!" Ihre Eltern, ihre Familie, Freunde, alle waren da. Gerade kam sie müde in Schlafgewand aus ihrem Zimmer. "Was?" Müde reibt sie ihre Augen. "Ach ja!" Schon fällt Mary ein, was heute ist. Ihr Geburtstag! Eigentlich kein besonderer Tag, aber da alle gekommen sind, ist es etwas ganz Besonderes, etwas Wundervolles. Sie ist so glücklich und könnte nicht glücklicher sein. Was will sie mehr? Sie hat alles, was sie sich vorstellen kann. Alle starren sie erwartungsvoll an. "Eh, danke das ihr da seid." So richtig weiß sie nicht, was sie sagen soll. Sie hatte noch nie viele Geste und reden vor so großer Menge fällt ihr einfach schwerer als anderen. "Mary. Du bist schon so groß geworden. So ein hübsches Mädchen, so ein kluges vor allem. Glückwunsch zum Geburtstag meine Kleine". Mama gibt ihr einen Kuss. Sie sind beide Händler und leben im guten Mittelstand. Nach und nach hört sie sich Glückwünsche all jener an und bekommt Geschenke. Selbst geschnitzte Spielzeuge, Kleider, Haarbürsten und von ihrer Tante einen heutigen Ausflug auf der Pferdekutsche. Darauf freut sie sich schon. Sie liebt die Geschöpfe der Natur über alles. Und dann kam Astrid, die ein Jahr jünger ist als sie. Die besten Spielfreunde seither und nun...? "H...hey Astrid. Danke das du da bist." Mary lächelt herzlich ihr entgegen und haucht ihr einen Kuss auf die Wange, was beide erröten lässt, aber niemand nimmt davon Notiz. "Ich...ich habe diese Karte für dich gebastelt Mary. Ich hoffe du magst sie", sagt Astrid ganz leise. Ein Mädchen mit blonden Haaren, schlank und ziemlich schüchtern, schon immer. Mary sieht die Karte an. Darauf sind sie beide Hand in Hand gezeichnet und ein rotes Herz ist auch darauf. Allein dies treibt Mary schon Tränen in die Augen, weil es so süß ist. Sie mag Astrid sehr. Immer, wenn sie spielen oder Hand in Hand zur Schule gehen wie Kinder, pocht ihr Herz immer so schön. Dann liegen sie abends zusammen nebeneinander und kuscheln. Es ist wundervoll.
Mary schlägt die Karte auf. "Liebe Mary. Ich wünsche Dir alles Gute zu deinem Geburtstag. Ich kenne dich schon so lange und hab dich sehr gern. Wir bleiben für immer Freunde, versprochen, was auch passieren mag. Hab dich lieb. Deine Astrid". Mary liest leise, nur für sie beide hörbar. Schnell haucht Mary ihr einen Kuss auf die Wange, was beide nur noch mehr erröten lässt. "Das ist süß Astrid. Ich danke dir von ganzen Herzen." Mit ihrem niedlichen Gesicht grinst das schüchterne Mädchen. Sie umarmen sich noch einmal und dann beginnt der Geburtstag Marys, welche sich in ein rotes, enges Gewand, extra für den Anlass wirft. "Kann ich reinkommen Mary", fragt Astrid in den Moment, als Mary ihr Kleid angezogen hat. "Jederzeit. Ist alles in Ordnung?" Da Mädchen mit dem blonden Haaren lächelt schüchtern. "Ich...also... Ich habe dich lieb Mary. Ganz toll." Astrid ist wie ein kleines Mädchen gerade. Den Kopf gesenkt und etwas gesenkt. Schnell tritt das Geburtstagskind an sie heran, hebt ihren Kopf hoch und küsst sie kurz auf die geschlossenen Lippen. Für ein paar Sekunden sind beide in einer anderen Welt und Astrid legt sogar ihre Hände an Marys Körper. Nach diesem wunderschönen Moment lösen sie sich voneinander. "Alles Gute zum Geburtstag", keucht die blonde Frau. "Danke, meine kleine Astrid. Komm, wir verpassen das Beste."
Mary sah bezaubernd aus in ihrem roten Kleid, wie eine Königin. Als sie dein Raum betrat, erstarrten alle für einen kurzen Moment und schauten zu Mary. Schnell wechselten alle das Thema auf Kuchen und es wurde unterhalten und gelacht. Mary und Astrid waren damit beschäftigt, sich gegenseitig Blicke zuzuwerfen.
Und dann kam die Kutschfahrt. Mary liebte Pferde. "Uiii, alles Gute Mary. Du siehst hübsch aus", lobt sie der gute Thomas, der Bürgermeister höchstpersönlich bedient die Kutschen. "Ich danke. Darf man die mal streicheln?" Thomas lachte herzlich auf. "Ja. Sie sind ganz zahm, die vier. Lass dir Zeit. Der Tag gehört dir und nicht einem Zeitplan." Astrid hat etwas Angst und schaut Mary aus der Ferne zu. Der Kuss, sie kann ihn nicht vergessen. Sie muss nachher mit Mary darüber reden, sie weiß nicht, was das Kribbeln auf ihrer Haut ist und warum sie sich so wohl fühlt. Ist eine andere Frau küssen nach christlichem Glaube nicht falsch? Aber warum hat es sich dann richtig angefühlt? Astrid erschrickt sogleich, als es ziemlich laut knallt, warum auch immer, dass lässt sich nicht feststellen. "He, ruhig, ruhig. Ganz ruhig." Die Pferde zu beruhigen scheitert und so rasen sie einfach los. Mary fällt zu Boden, unter Hufgetrampel und der Kutsche. Ihr Gesicht tut auf einmal Weh, ihre Ohren fiepen auf einmal komisch und alles verschwimmt. "Oh Gott Mary. MARY! Holt einen Arzt! MARY!" Die Stimme ihrer Mutter ist das letzte, was sie hört.
Mary erwacht am nächsten Morgen. Alle sind nach Hause gegangen, aber nicht, weil sie Mary hassen. Sie waren selbst völlig fertig. "Mary? Wie geht es dir", fragt Mutter besorgt. "Eigentlich gut!" Mary springt energiegeladen aus dem Bett und zieht sich etwas an. Sie weiß, dass es nächster Morgen ist und schlüpft in ihre Kleidung. "Ehm Mary. Geh mal in den Spiegel schauen. Der Doktor konnte dich retten, aber...". Mutter schiebt den Spiegel so, dass Mary sich sehen kann. Sie sieht aus wie immer, bis auf... "Oh bitte nicht. Nein, nein, nein NEIN!" Sie schreit panisch auf. Ihr Gesicht ist völlig entstellt. Angeschwollen, vernarbt, ein paar Zähne fehlen. Ihre Schönheit im Gesicht ist zunichte. "Ich sehe aus... Das kann doch nicht... oh bitte nein. Mein Gesicht. Bitte nicht, bitte." Mary wendet sich vom Spiegel ab. Sie ist nicht mehr sie selbst. Sie schaut aus, wie ein Monster. Sie kann sich selbst nicht einmal ansehen. Tränen rennen ihr Gesicht hinab. Warum sie? Warum? "Mary, es tut mir so leid. Es gab keine andere Möglichkeit, dich zu retten." Mary weint. Eine blutige Träne rennt hinab. Vor Nachblutungen hatte der Doktor gewarnt. "Ich gehe zur Schule. Die anderen mögen mich doch. Warum sollten sie mich hassen?"
Sie bekam noch etwas Brot mit Käse mit. Jeder im Dorf mochte sie. Oder? "Hey ihr zwei", begrüßt sie die Zwillinge. "Ih, Hexe. Geh weg".
"Was habt ihr gesagt? Hexe?"
Das ging in der Schule weiter. Monster. Hexe. Bis sie den Spitznamen blutige Marie bekam, da sie immer am Auge blutet im Gesicht. "Blutige Marie, blutige Marie", verspotten sie die Kinder auf dem Schulhof. Doch sie kämpft, für Astrid, die aktuell krank ist.
Drei Tage litt sie, wurde gemobbt, Mary begann sich selbst zu hassen, sie wurde düster, drohte den Kindern mit Mord und grausamen Taten, die einige verstummen ließen. Dann sah sie in der Schule Astrid. Glücklich ging Mary auf sie zu. Sie würde verstehen, ihre beste Freundin und heimliche Liebe. "Astrid. Bist du wieder gesund? Ich habe dich vermisst." Die blonde Frau betrachtet sie angewidert. "Mary? Oh Gott, was ist aus dir geworden?" Astrid entfernt sich von ihr, aber Mary möchte sie berühren. Nur an der Schulter. "Astrid! Ich bin es. Mary. Deine beste Freundin. Du weißt, was ich für dich empfinde." Doch auf ihrem Gesicht ist nur Abscheu zu lesen. "Ich liebe kein Monster, Hexe". Die Worte spuckt sie förmlich aus und wendet sich komplett ab.
Mary. Schön, beliebt, verliebt. Ihre Welt zerbrach. Sie ging aus der Schule, durfte sich als blutige Marie beschimpfen lassen. Sie hatte nichts mehr. Ihr Leben ist zerstört. Sie alle mochten sie nur wegen ihres Aussehens, so kam sie sich vor. Kaum hat sie einen Unfall...
Mary ging nach Hause, verteilte Alkohol im Haus, mit dem ihre Eltern in Massen handeln. Dann öffnet sie das Fenster, mit einem brennenden Streichholz in der Hand. Sie wartet, bis die Schule endet und möglichst viele in der Nähe sind. Ihre Eltern sind arbeiten, zum Glück. "Ihr verdammten Idioten!" Der Schrei erregt genug Aufmerksamkeit, dass man zu Mary schaut. "Kaum hatte ich einen Unfall, tauft man mich Monster, Hexe, verstößt mich!" Sie zündet ihr Streichholz an und hält es drohend in die Luft. Das Haus würde sofort abbrennen, wenn das Feuer den Boden berührt. "Im Namen des Teufels verfluche ich euch und all jene, die es wagen, über mich zu spotten! Eure Augen werden bluten und ihr alle werdet sterben." Mary lacht böse und grausam, ehe sie das Streichholz fallen lässt. Sie hat ordentliche Arbeit geleistet. In wenigen Sekunden steht das komplette Haus in Flammen. Mary schreit qualvoll, aber nach wenigen Sekunden sackt sie zusammen. Die Menschen rennen panisch hin und her, versuchen, das Feuer zu löschen. Doch das Haus brennt komplett nieder. Darin Mary, mit einem Grinsen gestorben.
"Mary Tudor. Für unsere kleine Gemeinde warst du stehts ein hübsches Mädchen. Zielstrebig, freundlich, beliebt, beste Freundin, Enkelin, Cousine und Tochter. Ihr Ableben erschüttert uns alle, vor allem die tragischen Umstände, unter denen sie sich selbst aus dem Leben riss. Leb wohl Mary. Möge dein Geist, dein Körper und deine Seele Ruhe finden im Namen des Herrn. Amen."
"Amen", schallt es wieder. Auf einmal weinen sie alle. Astrid, Freunde, ihre Eltern. Sie setzen Andenken bei, auch Astrid, die ein Brief geschrieben hat mit einem Herz darauf und sie beide, Hand in Hand. "Oh Gott, Mary. Es tut mir so leid. Was habe ich dir angetan? Mary...". Astrid heult bitterlich, aber Marys Geist ist vollkommen verdorben. "Tzzz, auf dem Zettel hast du mich mit meinem ehemaligen Gesicht gezeichnet. Trottel." Mary lebt in der Welt der Spiegel, als blutende Frau aus den Augen, aber mit ihrem ehemaligen Gesicht. Ihre größte Angst sind Spiegel, durch die sie sich ironischer Weise bewegt. Mary hasst all jene, die sie verspotten. Sie würde all jene das gleiche, elende Schicksal erleiden lassen.
Und so kam es auch. Dutzende starben mit ausgekratzten Augen, ausgeweidet, verstümmelt jeder einzelne im Gesicht.
Ängstlich schaut Astrid in den Spiegel. Nichtsahnend kämmt sie sich die Haare, als sie eine Frau mit schwarzem Haar sieht. "Oh Jesus Christus!" Sie fällt auf den Boden und schaut immer noch in den Spiegel. "M...Mary? B...bist du...Mary?" Die Frau in weißem Kleid und blutenden Augen schaut auf. Immer noch so schön wie vorher, wäre da nicht das Blut. "Astrid. Du hinterhältige Schlange. Ich liebte dich, ich habe dich unterstützt bei jeder Kleinigkeit. Das ängstliche Häschen wäre nie dort, wo sie jetzt ist, wenn ich nicht gewesen wäre. Und als ich Hilfe benötigte, Aufmerksamkeit in höchster Not, hast du mich verstoßen. Du widerst mich an Astrid!" Diese glaubt kaum, was sie da sieht. "Mary? Wie kommst du... du bist doch...". Die blutende Frau unterbricht sie. "Verdammt, ich bin tot dummes Kind. Ich habe euch verflucht und jene, die es wagen, über Menschen zu spotten, die so leiden mussten wie ich. All jene werde ich töten und jagen, auf alle Zeit, meine eigene Gefangene im Spiegel. Und du Astrid, bist tot. Selbst wenn du wegschaust. Es ist zu spät."
"Mary, ich wollte das nicht. Ich war dumm und...". Die Luft wird ihr abgeschnürt, als würde eine Hand sich in ihr festkrallen. "Du bist mein Ticket in die Welt für diese Nacht, etwas Opfern, dass man liebt, dann kann ich diese Welt betreten, für eine Stunde. Leb wohl Astrid." Mit einem kurzen knacken bricht Mary ihr das Genick. Sie steigt aus dem Spiegel und geht an Astrid vorbei, ohne sie anzusehen. "Eine Stunde Mary. Eine."
Das Dorf wurde mit seinen über dreihundert Einwohnern in wenigen Tagen komplett vernichtet. Es gab keine überlebenden. Niemand wusste, was geschah. Jahrhunderte vergingen, ehe man in Kinderbüchern aus dem Dorf die Geschichte von Bloody Mary fand. Eine Horrorfigur, die aus den Augen blutet und einen holt, wenn man sie verspottet.
Und in der Tat. Im Darknet und im Internet verbreitete sich eines Tages die Legende von Mary mit verschiedenen Beschwörungsformeln und Ritualen und Legenden. Mary beobachtet sie alle jeden Tag. Und tötet all jene, die sie ins lächerliche ziehen. Herzinfarkte, Tumore, all dies geht auf ihre Kappe, sobald sich jemand über sie oder entstellte Menschen lustig machte.
Im Laufe der Jahre verlor sie den Verstand, sprach nicht mehr, aber der einprogrammierte Code erlischt nie in ihr. Töten. Gerechtigkeit. Astrid...
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Mutprobe - Bloody Mary [Abgeschlossen]
HorrorBloody Mary ist eine alte Kindergeschichte. Ein paar schwarze Kerzen im Bad anzünden, dreimal Bloody Mary sagen und dann soll sie erscheinen. Amilia und ihre fünf Freundinnen feiern an einem elternfreien Wochenende eine Halloween Pyjamaparty mit Hor...