Teil 11

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“Oh, okay, das erklärt so einiges, vor allem die Situationen in den Gemeinschaftsduschen”, überlegt Liam.

“Also die haben mir besonders gefallen”, schmunzelt Tom und alle müssen lachen, da Liam ziemlich an Farbe im Gesicht zulegt, “Keine Sorge, ich genieße nur aus der Ferne ich weiß ja, dass du ein Auge auf unsere hübsche Alicia geworfen hast”

Ich verschlucke mich und alle gucken zu mir, nur Liam starrt auf die Tischplatte.

“Ups, hab ich da etwa ins Schwarze getroffen?”, grinst Tom schelmisch.

“Ich weiß nicht wovon du sprichst”, antworte ich, nachdem ich endlich wieder Luft bekomme.

Vier Tage sitzen wir nun schon in der Basis fest. Ich habe Liam doch erlaubt in meinem Bett zu schlafen, nachdem er die erste Nacht ausgerechnet bei Tom verbracht hat. Heute Abend jedoch fehlt von ihm wiedermal jede Spur.

“Hey, habt ihr Liam gesehen, oh, äh tut mir Leid”, plappere ich als ich Mia und Jan inflagranti erwische.

“Vorhin meinte er er braucht mal frische Luft, vielleicht klaut er wieder Blutkonserven, ansonsten guck mal draußen”, klärt mich Jan auf und zieht die Decke höher.

Ich bedanke mich hastig für die Information, schnappe mir einen Schirm und gehe nach draußen, um nach ihm zu suchen. Da das Gelände nicht allzu groß ist, finde ich ihn recht schnell. Er sitzt an einer Mauer und lässt den Regen auf sich herabtropfen.

“Liam, bist du wahnsinnig, der Regen könnte kontaminiert sein, du könntest dich anstecken”

“Ich hab doch nichts zu verlieren”, murmelt er.

“Natürlich hast du das”

“Achja? Und was?”

“Naja, mich zum Beispiel, und die Gruppe”

Ich setze mich neben ihn und er sieht betrübt zu mir.

“Ich habe euch doch schon verloren, ihr wisst es nur noch nicht”, flüstert er.

“Wie meinst du das?”, hake ich irritiert nach.

“Ich habe dich angelogen, bin nicht der für den du mich hältst”

“Ach nein? Dann bist du also kein netter Kerl, der mich zum Lachen bringt?”

“Nein”, antwortet er trocken, “Ich kann nicht mehr, mein Gewissen frisst mich langsam auf”

Verdutzt sehe ich ihn an. Er ist nett, und er hat mich die letzten Tage wirklich zum lachen gebracht, mein Sinn für Menschen ist zwar manchmal etwas blind, aber so täuschen kann er mich nicht.

“Wer bist du dann?”

“Die Frage ist nicht wer, sondern was”

“Okay Liam, ich hab dieses komische Gespräch satt, bitte sag mir einfach was los ist. Also WAS bist du?”, pflaume ich genervt.

“Ein Lügner, ein Mörder, ein Monster, ein Vampir, ein Infizierter, nenne es wie du willst”

“Warte mal, was?”, staune ich, “Du willst mir ernsthaft erklären, dass du infiziert bist?”

“Ja, so ist es”

“I-ich hatte also doch Recht? Du hast mich allen Ernstes in dem Glauben gelassen, dass ich verrückt bin?”

"Ja und genau deshalb habe ich dieses schlechte Gewissen”, sagt traurig er und schließt seine Augen.

Als er sie wieder öffnet sind sie weiß, nur noch die schwarze geweitete Pupille sticht hervor. Langsam lehnt er seinen Kopf zurück an die Mauer und öffnet den Mund sodass der Regen in seinen Mund tropft. Da wo gerade noch kleine Eckzähne waren sind nun spitze Fangzähne. Erschrocken rutsche ich von ihm weg und starre ihn fassungslos an.

BlutvirusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt