Teil 8

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Als meine Schicht zu Ende ist, sehe ich zu Liam, auch er schläft tief und fest und ich zögere ihn zu wecken. Sachte berühre ich ihn am Arm und flüstere seinen Namen. Plötzlich schlägt er die Augen auf und ich erschrecke. Er blinzelt und ich schüttle irritiert meinen Kopf.

“Ich werde glaube ich schon verrückt”, nuschle ich.

“Warum?”, will er wissen und sieht mich mit seinen tiefschwarzen Augen an.

“Ich hab mir doch tatsächlich eingebildet, dass du für eine Sekunde lang Vampiraugen hattest”

“Du bist einfach nur müde und das schreckliche Bild von oben sitzt noch tief”, spricht er beruhigend auf mich ein.

“Du hast wahrscheinlich Recht”

“Möchtest du drüber reden?”, fragt er und ruscht ein Stück zur Seite, damit ich neben ihm Platz habe.

Ich setze mich neben ihn und beginne zu reden, über das Mädchen, den Virus, was ich alles erlebt habe, während der Flucht und was ich gemacht habe bevor das Virus ausbrach. Ich rede solange bis ich an seine Schulter gelehnt einschlafe. In meinem Traum sehe ich Liam, er streicht mir sachte eine Strähne aus dem Gesicht und seine Finger gleiten an meinem Hals entlang bis zu meinem Schlüsselbein. Er kommt mir näher und flüstert mir etwas in mein Ohr. Deutlich spüre ich seinen Atem auf meiner Haut, wie damals am Lager. Dann zeigt er mir sein süßestes Lächeln und für einen Augenblick macht mein Herz einen Sprung. Doch das Gefühl währt nicht lange, denn in seinem Lächeln sind deutlich Vampirzähne zu sehen und mit einem weiteren Blinzeln wechseln seine Augen die Farbe und die Iris färbt sich zu einem so hellen Blau, dass es beinahe weiß ist. Unfähig mich zu bewegen starre ich ihn an. Vorsichtig strecke ich meine Hand nach ihm aus und lege sie auf seine Brust. Nichts. Kein Herzschlag. Beunruhigt schaue ich auf, aber sein Blick ist leer, er sieht nur gebannt auf mein Schlüsselbein.

“Wird es weh tun?”, frage ich leise, erhalte aber keine Antwort.

Was erwarte ich mir auch von einem hungrigen Vampir. Langsam beugt er sich näher und eine Hand krallt sich in meine Haare, während der andere Arm sich um meinen Körper schlingt und mich daran hindert zu fliehen. Mit rasendem Herzen spanne ich alle Muskeln an und warte. Dann fährt ein höllischer Schmerz durch meinen Körper, ich will aus dem Traum aufwachen, aber es geht nicht. Tränen laufen mir über die Wangen und ich schreie vor Schmerz. Wütend schlage ich um mich und versuche Liam von mir wegzudrücken, aber er ist viel zu stark. Winselnd ergebe ich mich und hoffe einfach, dass es bald aufhört.

“Alicia? Wach auf! Alicia!”, dringt plötzlich eine Stimme durch meinen Kopf.

Flatternd öffne ich die Augen und sehe in Lenis besorgtes Gesicht. Schnell greife ich an die Stelle an meinem Hals, aber da ist nichts.

“Du hattest einen Albtraum, du hast geschrien”, erklärt mir Liam, in dessen Arme ich immer noch liege, “du hast auch um dich geschlagen, ich konnte dich kaum noch festhalten”

Schnell stehe ich auf und gehe einige Schritte von dem Sessel weg.

“Muss echt ein schlimmer Albtraum gewesen sein”, stellt Mia fest und reicht mir ein Taschentuch für meine Tränen.

Da durch meine Schreie alle wach geworden sind und es ohnehin wieder hell wird, beschließen wir loszugehen. Während der ganzen Zeit meide ich Liams Nähe, er scheint zu bemerken, dass etwas nicht stimmt.

“Wovon du auch immer geträumt hast, es war nur ein Traum”, sagt er und läuft neben mir her.

“Ich weiß”, murmle ich und sehe auf den Boden vor mir.

BlutvirusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt