CHARLY

° vier °

Ein piepsen weckt mich am nächsten Morgen. Ich Schecke hoch und schlage mit der Hand auf den Wecker. Der Schmerz, der darauf folgte, machte mir nichts aus.

Ich blicke auf den Wecker. Die Zahlen auf dem Zifferblatt überraschen mich. Normalerweise klingelt der Wecker 5 Minuten lang, bevor ich darauf reagiere.

Ich reibe mir die Augen. Ich bin erstaunlich wach, denn ich hab die ganze Nacht aufgrund einer Migräne nicht schlafen können. Ich kletter vom Bett runter und gehe zu meinem Schrank. Was ziehe ich heute an? Standard Frage.

Zur Abwechslung (hust) vielleicht Mal ein Sweatshirt. Ich ziehe blind eines der vielen verwaschenen aus meinem Schrank und Streife es über. Es ist ein graues, eher altes sweatshirt, mit der Aufschrift "my English is onewallfree! Carstens Sprachreisen". Es gehörte Mal meinem Bruder und ähnelt sehr dem Sweatshirt von gestern.

Dazu ziehe ich die schwarze, enge Hose von gestern nochmals an. Fällt bestimmt eh keinem auf. Meine Haare kämme ich nicht, sondern ziehen meine Mütze drüber.

Dann fällt mir wieder ein, dass das unerwünscht ist. Ich gehe also ins Badezimmer und hole meine Bürste aus der Schublade und kämme meine schwarze Mähne, hole mir zwei Haargummis und Flechte mir zwei Zöpfe.

Als ich meine Hände betrachte, merke ich, dass sie schwarz sind. Seit wann färben meine Haare ab? Ich blicke in den Spiegel und erschrecke.

Die Augen, die mich Anblick sind nie im Leben meine. Eigentlich denke ich mir immer, dass meine Augen hässlich sind. Sie sehen normalerweise aus wie das Wasser wenn man mit Wasserfarben malt und nur grüntöne besitzt.

Ja ich hätte auch Blassgrün sagen können aber das andere klingt more fancy. Ich gehe näher an den Spiegel ran. Meine Augen hatten ein kräftiges grün angenommen. Dazwischen waren auch orangene Farbspritzer zu finden. Und meine Pupillen waren ungewöhnlich geweitet. Komisch. Ich schiebe diese Veränderung auf meine beste Freundin die Pubertät.

Doch das ist nicht das einzige, was mir Sorgen macht. Mein blaues Auge, also die Verletzung von gestern, war verschwunden. Der Bereich tut noch nicht Mal weh, wenn ich draufdrücke.

Ich drehe mich um und gehe Frühstücken. Paul sitzt schon auf seinem Stuhl und isst sein Nutella Brot. So unfair. Warum muss ich Obst essen während er sich eine drei zentimeter Schicht Nussnougat Creme auf sein Weißmehl Brot schmieren darf?

Ich nehme meine schon fertige Müsli Schale von der Arbeitsfläche, die voll mit stückchen verschiedener Obstsorten ist, hole den Joghurt aus dem Kühlschrank und löffel den ganzen Becher in meine Schüssel und setze mich anschließend mit dem Orangensaft, den ich ebenfalls aus dem Kühlschrank geholt habe, an den Esstisch.

Paul steht gerade auf und geht ins Badezimmer. Ich gieße mir ein Glas Orangensaft ein und blicke auf die Uhr an der Wand.

Ich hab noch viel Zeit, weswegen ich nicht sofort anfangen zu essen. Erstmal nehme ich einen Schluck aus meinem Glas. Es brennt. Ich trinke nochmal. Bereits wie beim Mal zuvor brennt der Saft in meinen Mund. Seit wann ist Orangensäure so heftig sauer?

Ich Schütte mein Glas in die Spüle und hole mir Wasser. Dann nehme ich meinen Löffel aus der Schale und schiebe ihn mir voll in den Mund.

Ich hab ein Stück Erdbeere, ein Stück Mango und ein Stück Apfel erwischt. Moment seit wann weiß ich was das für ein Obst ist? Ich mit dem Geschmacksspektrum einer Ameise. Egal. Hunger.

Ich esse also mein komisch intensiv schmeckendes Frühstück auf und gehe meine Zähne putzen, wobei ich fast geschriehen habe bei der super scharfen Zahncreme, die sonst nicht so scharf ist. Ich bin wahrscheinlich nur sensibel heute.

Ich ziehe meine Converse an und hole meinen Rucksack aus meinem Zimmer. Paul ist schon mit Annabell zur Schule gefahren und Benedikt ist schon seit 1 Stunde im Büro.

Ich öffne die Tür und kehre sofort wieder um, um noch mein Handy einzustecken. Man weiß ja nie. Ich schließe die Tür hinter mir, muss sie aber gleich wieder öffnen. Mein Smoothie. Ich schlage mir mit der flachen Hand gegen die Stirn und renne zum Kühlschrank. Schnell greife ich mir meinen Becher und renne zurück zur Wohnungstür. Mist Kühlschrank zu. Ich sprinte nocheinmal in die Küche und schlage die Tür des Kühlschranks zu. Gerade will ich wieder zur Tür rennen, da fällt mir ein, dass ich mein Smoothie nicht auf der Küchenplatte stehen lassen sollte. Ich greife mir den Becher und renne wieder zur Tür, schlage diese hinter mir zu und springe die Treppe zur Haustür runter.

Ich renne bis zur Bushaltestelle nur um gerade noch den Bus wegfahren zu sehen. Miste kacke. Nur 45 Sekunden zu spät.

Woher weiß ich das jetzt? Ich entschließe mich den Weg zur Schule zu laufen. Ich werde 45 Minuten und 56 Sekunden bis zum Schultor brauchen. Woher weiß ich das jetzt oder rate ich gerade?

Ich setze mich also in Bewegung und schaue auf die Uhr 7:35 Uhr. Ugh. Ich komme zu spät. Und zwar genau 22 Minuten. Komisch.

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Verschwitzt und außer Atem komme ich um 8:20 und 56 Sekunden am Schultor an, was mir aber in dem Moment komplett egal ist.

Ich sprinte nochmal bis zu meinem Klassenraum. Schwer atmend klopfe ich an die Tür. Ein junger Lehrer öffnet mir die Tür und lässt mich rein. "Sie sind 22 Minuten zu spät Miss... Wie heißen sie?" fragt er mich böse.

"Charly." sage ich und blicke zu Boden. "Das heißt: mein Name ist Charly, Sir. Und wieso sind sie nicht pünktlich?" verbessert er mich. "Ich, ähm, hab den Bus verpasst." sagte ich immer noch außer Atem.

"Ich habe den Bus verpasst, Sir." er betont das letzte Wort extra. "Und wenn man den Bus verpasst, dann rennt man bis zur Schule." fügt der junge Lehrer hinzu. "Was glauben sie was ich gemacht hab?" frage ich frech zurück.

"Sir." füge ich an.

Was bildete der sich ein. Als wenn ich trödeln würde. "Also echt. Das muss ich mir nicht bieten. Sie bekommen ein Treffen beim Direktor und dürfen jetzt gleich gegen Konstantin ins Viereck, Miss Charly." schimpft er.

Ins Viereck zu Konstantin? Das klingt komisch. Meine Verwirrung steht mir anscheinend ins Gesicht geschrieben, denn Elisa erklärt mit, dass wir jetzt Gaben Unterricht hätten und, dass ich gleich gegen Konstantin kämpfen müsse, so wie man das im Gaben Training immer macht und, dass ich quasi verkackt hätte, da Konstantin Feuer kontrolliert und deswegen eine Element Gabe hat, was neben anderen Elementen die mächtigste Gabe sei direkt nach Telekinese und Telepathie und das daran läge, dass er ja der Thronfolger sei.

Ich konnte ihr nicht wirklich folgen aber, dass Konstantin der Thronfolger ist wusste ich ja schon. Ich will sie gerade darauf ansprechen, wieso sie gestern bei der Prügelei einfach abgehauen ist anstatt mich zu verteidigen, als Mister Brass mich nach vorne ruft.

Ich stehe auf und gehe vor die Tafel in das schwarze Viereck, wo vorher schon ein paar Schüler aus meiner Klasse gekämpft hatten. Ich blicke hoch in Konstantins eisblaue Augen. Doch dieses Mal ist er derjenige, der sich erschreckt.

Wahrscheinlich wegen meinem nicht vorhandenem Veilchen oder wegen meiner neuen Augenfarbe. Mist. Das hatte ich ganz vergessen. Ich sollte vielleicht später heute Benni eine SMS schicken.

"Alles okay mit dir?" flüstert Konstantin plötzlich. Ich schaue ihn mir verwirrt an und antworte nicht. Was will der denn jetzt? Jetzt ist er wieder der nette Junge in meiner Klasse. Spielt er "hard to get" oder was?

"Ich werde dich nicht verletzen." flüstert er wieder. Was will er von mir? Warum ist er so nett? Seine Tritte gestern sagen etwas anderes überlegen ihn, aber mir ist er trotzdem sympathisch. Ich schaue weg, zu den Tischen, wo der Lehrer gerade anfängt die Regeln zu erklären.