9.Kapitel

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Es war zwei Wochen später. Ich war auf dem Weg zur Arbeit. Mittlerweile hatte ich mich wieder einigermaßen gefasst. Heute hatte ich mich mit Antonio verabredet. Er hatte mir versichert, dass Lennart heute nicht da war und mir angeboten eine weitere Tauchstunde zu geben, damit ich bald auch Kurse mit leiten konnte. Warum ich Lennart aus dem Weg ging wusste ich selber nicht so genau. Eigentlich sollte ich zu ihm gehen und ihm sagen was ich fühlte aber irgendwie war ich noch nicht bereit dafür. "Hallo Leonard" begrüßte Antonio mich auf deutsch. Sein Akzent klang immer wieder aufs neue lustig. Ich konnte nicht anders als sein freundliches lächeln zu erwidern obwohl ich gerade echt nicht in der Stimmung dafür war. Es war nicht so, dass ich traurig war aber ich war eben auch nicht wirklich gut drauf. Keine Ahnung wie ich das beschreiben sollte.

Nachdem Antonio und ich uns umgezogen hatten stiegen wir zu zweit auf das Boot und fuhren raus aufs Meer. "Willst du auch mal steuern?" fragte Antonio mich. Begeistert nickte ich und riss ihm das Steuer schon fast aus der Hand. Anfangs war ich noch recht unsicher aber mit der Zeit wurde ich immer schneller und fuhr am Ende sogar auf höchster Stufe. Als wir Kurs auf die Bucht nahmen übernahm Antonio aber wieder das Steuer, da er meinte, dass es in der Bucht zu eng war um einen Anfänger ans Steuer zu lassen. In der Bucht warf er den Anker und wir zogen uns den Rest der Ausrüstung an. Dann stiegen wir ins Wasser. Es war etwas kühler als die letzten male aber es war auszuhalten. Mit Stolz musste ich feststellen, dass ich den kompletten Tauchgang über fast gar keine Hilfe von Antonio brauchte. Es war wieder so ein Gefühl von Freiheit, welches ich die letzten male auch schon verspürt hatte. Das Gefühl alles tun zu können. Und wieder einmal wurde mir klar wie sehr ich das Meer doch liebte. Viel zu schnell war die Zeit um. Antonio schwamm in mein Blickfeld und zeigte mir mit Handzeichen, dass wir langsam auftauchen mussten. Die Anzeige auf der Stand wie viel Luft noch in der Flasche war konnte ich leider noch nicht lesen. Ich nahm mir vor sobald wir wieder auf dem Boot waren Antonio danach zu fragen. Langsam schwamm ich zurück zum Boot wo Antonio mir raus half.

Als wir unsere Ausrüstung größtenteils ausgezogen hatten erklärte Antonio mir wie man diese Anzeige las. Auch wenn ich nur die Hälfte davon verstand, hatte ich das Gefühl, dass ich nun viel besser bescheid wusste. Antonio reichte mir eine Wasserflasche und wir setzten uns auf den Rand vom Boot. Genauso saß ich vor ein paar Wochen mit Lennart auch da. Die ganze Zeit hatte ich nicht an ihn gedacht und das hatte mir erstaunlich gut getan. Warum musste ich jetzt an ihn denken? Ich könnte mich Ohrfeigen. Wieso konnte ich ihn nicht einfach vergessen? Er tat mir nicht gut. Er war Scheiße. Wenn ich mir das oft genug einredete konnte ich es vielleicht irgendwann glauben. "Leonard?" riss Antonio mich aus meinen Gedanken. "Ja?" antwortete ich und sah ihm in die Augen. "Was ist eigentlich zwischen dir und Lennart vorgefallen? ihr habt euch doch so gut verstanden." Ich seufzte und ließ meinen Blick übers Wasser schweifen. "Naja...er meinte er würde mich mehr mögen als einen normalen Freund" suchend sah ich in Antonios Gesicht aber da war nichts. Keine Verwunderung, keine Belustigung. Nichts. "Achso, das war doch schon von Anfang an klar. Wo liegt das Problem?" "Ich hab ihn abgewiesen" antwortete ich und sah auf den Boden. "Was?!" Seine Stimme klang ehrlich entsetzt. "Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du nichts für ihn empfindest" "Naja" druckste ich herum. "Ach Komm red' keinen Scheiß. Du bist genauso verschossen in ihn wie er in dich" "Ja ok bin ich vielleicht aber das war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht bewusst." "Du bist schon ein Trottel" meinte er belustigt. "Das ist ganz Mallorca klar." "Das ist nicht witzig" fuhr ich ihn an und raufte mir die Haare. "Ich hab's verschissen. Er ist weg" "In Selbstmitleid zu versinken bringt dir auch nichts. Lennart war seit 2 Wochen nicht mehr hier und er ist normalerweise jeden Tag da. Ihm geht es garantiert noch schlechter als dir" "Mhh" brummte ich, immer noch nicht ganz überzeugt. "Okay ich gebe dir wenn wir wieder da sind seine Adresse und du fährst da hin und sagst ihm verdammte Scheiße nochmal was du fühlst." "Okay" antwortet ich leise. "Wie bitte?" fragte er vordernt. "Okay" sagte ich nun etwas lauter. "So will ich das haben" meinte er und klopfte mir auf die Schulter. " Danke Antonio. Es hat echt gut getan mal mit jemandem darüber zu reden." "Mach dir keinen Kopf. Das wird schon"

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