Kapitel 03

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Es vergingen einige Nächte, die ich wie in einem Delirium erlebte. Ich konnte nicht richtig schlafen, war aber auch nicht richtig wach.
Immer wieder spielte sich dieses Szenario als er mir mein Herz gebrochen hat in meinem Kopf ab. Konnte einfach nicht nachvollziehen, dass der Mensch, der einen angeblich über alles liebte, am meisten verletzen konnte.
Marco versuchte es noch einige male mich zu erreichen aber ich konnte und wollte nicht darauf reagieren. Wenn ich so darüber nachdachte, empfand ich nur noch Wut für diesen Menschen.
Thomas drohte ihm zudem die Polizei zu rufen, falls er irgendwann vorhabe hier aufzukreuzen.
Mein Leben veränderte sich nun von heute auf morgen. Ich musste hier wieder ganz von vorne anfangen. Ohne ihn.
Job, Wohnung, Freunde...

Nach dem Duschen band ich meine langen, blonden Haare zu einem Zopf und ging nach unten in die Küche um zu frühstücken.
Während ich die Milch aus dem Kühlschrank holte, murmelte ich ein „Guten Morgen", als ich bemerkte, dass jemand die Küche betrat.
„Morgen? Schon mal auf die Uhr geguckt?"
Erst warf ich einen Blick auf die Uhr, die mir verriet, dass es bereits Mittag war.
Ich hab wohl jegliches Zeitgefühl verloren. Erschrak dann aber gleichzeitig, da dies nicht Thomas Stimme war.
Ich drehte mich samt der Milch in meiner Hand so schwungvoll um, dass ich es meinem Gegenüber auf das T-Shirt kippte.
„Oh Gott... Joshua", ich wurde leicht hysterisch, da ich feststellte, dass ich nur mit einem Slip und einem Top bekleidet war.
Also verschwand ich erstmal ohne mich in irgendeiner Form zu entschuldigen in
meinem Zimmer, um mir was anzuziehen.
„Ohje, wie peinlich war das denn?
Somit wären wir hier der Vollpfosten des Tages."
Mein Bruder warnte mich zwar vor, dass einige seiner Teamkollegen hier des öfteren ein und ausgehen würden, aber auf sowas hier war ich nicht vorbereitet.

„Joshua?"
„Bin hier", hörte ich es aus Richtung der Terrasse.
Dort stand er nun Oberkörperfrei, weil ich ihm sein Shirt versaut habe.
Ich versuchte Worte zu finden:
„Du ähm... das gerade eben... also..."
Na super, ich wusste nicht so recht ob ich ihn nun ansehen sollte oder nicht.
„Tut mir leid. Das war echt blöd...von mir...
und ja ich hatte ja kaum was an...deswegen..." Ohmann. Ich biss mir auf die Lippen. Konnte es denn noch peinlicher werden als es ohnehin schon war?
„Ich werd dir das selbstverständlich waschen", fügte ich noch hinzu und deutete auf sein Shirt.
Joshua nahm alles mit Humor.
„Hey, ist doch halb so wild. War doch nur ein bisschen Milch...und so schlimm fand ich deine Bekleidung jetzt nicht", lachte er.
„Ok...Waschen...ich muss waschen..."
„Wolltest du das hier nicht mitnehmen?"
Mit einem verschmitzten Lächeln drückte er mir sein T-Shirt in die Hand.

Nachdem ich die Wäsche in die Waschmaschine gegeben habe, brachte ich ihm ein frisches Shirt von Thomas mit.
Nicht dass mich der Anblick gestört hätte sondern einfach aus Höflichkeit.
„Wo sind die beiden überhaupt schon wieder?"
„Einkaufen. Fleisch und so für die Grillfeier heute besorgen", sagte Joshua.
Achja, mein Bruder und seine Grillfeste.
Das war schon immer toll.
„Hey, ist das meins?"
Als mein Bruder und Lisa zurück kamen, deutete er sofort auf Joshuas Oberteil.
„Ich hab seins gewaschen", erklärte ich verlegen.
Thomas sah uns nicht gerade intelligent an, was man ihm aber auch nicht verübeln konnte. „Warum hast du seins gewaschen?"
„Ich sag's mal so...die Begrüßung war ein bisschen feucht", meinte Joshua lachend.
Thomas Blick wurde nur noch verständnisloser, bis wir ihn schließlich über unsere Begegnung aufklärten und darauf alle herzlich zu lachen begannen.

Das war das erste mal seit Tagen, dass ich mal wieder richtig lachen konnte, auch wenn anfangs alles ein bisschen peinlich erschien. Für ein paar Momente schaffte ich es
nicht mehr an Marco zu denken.
Nun freute ich mich auf einen schönen Grillabend...

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