„Guten Morgen!" Joshua stand gut gelaunt, pünktlich um 8 Uhr morgens, wie vereinbart, vor der Haustür.
„Bist du bereit?"
„Ja... und ein bisschen aufgeregt", gestand ich.
„Ich bin ja bei dir. Auf geht's."
Joshua war richtig motiviert.
Mit seinem Auto, einem schwarzen Audi A6, machten wir uns auf den Weg.
Als ich so aus dem Fenster blickte und die Häuser an mir vorbeiziehen sah, begann ich langsam zu realisieren, dass jetzt alles anders werden würde.
„Weißt du, es ist ein kompletter Neuanfang... das ganze Leben wird neu sortiert..."
Ich konnte spüren, wie er mir einen kurzen Blick rüberwarf.
Es tat so gut, so jemanden wie ihn dabei zu haben.
Aber warum machte er das alles für mich?
Nach ein paar Minuten kamen wir in einer ruhigen Seitenstraße an.
„Da wären wir".
Joshua öffnete mir die Autotür.
„Ganz der Gentleman...", grinste ich.
Schwabing war ein sehr belebter Ortsteil von München, hatte aber durchaus auch seine ruhigen Seiten.Ein netter Immobilienmakler Namens
Herr Meier begrüßte uns.
„Guten Morgen Frau Kimmich, guten Morgen Herr Kimmich."
„Ähm... eigentlich Müller", stotterte ich verlegen.
Dem Herren war dies sichtlich unangenehm. „Verzeihung."
Wir gingen die Treppen eines schönen Altbauhauses nach oben, bis der Immobilienmakler im vierten Stock die Wohnung öffnete und uns herumführte.
„Diese moderne Küche lässt der Vormieter hier, sie enthält sämtliche Gerätschaften die man für den täglichen Gebrauch benötigt und
bietet viel Stauraum."
„Wow, sogar mit Kochinsel", ich konnte nicht anders als Joshua anzustrahlen.
Ich wollte immer eine Küche mit Kochinsel.
Direkt von der Küche aus kam man auf den Balkon, über den man einen herrlichen Blick über die Stadt hatte.
Ein großzügiges, helles Bad mit Badewanne, Wohnzimmer und Schlafzimmer.
Die Wohnung war nahezu perfekt.
„Und hier hätten wir noch ein Zimmer für den späteren Nachwuchs", teilte der Makler mit. Joshua und ich sahen uns nur verlegen an. „Oder Büro, Ankleidezimmer... wie auch immer.", hüstelte der Makler.
„Die Wohnung ist wunderschön. Ich würde gerne einziehen."
„Ok Frau Müller, ich habe noch zwei weitere Interessenten. Bis nächste Woche gebe ich Ihnen Bescheid."
Begeistert drehte ich nochmal eine Runde in der Wohnung, malte mir aus wie ich sie einrichten würde.
„Du strahlst ja richtig", stellte Joshua fest.
„Die Wohnung ist perfekt. Ich sehe alles schon vor mir", schwärmte ich.
„Ich hatte so ein Gefühl, dass sie dir gefällt."
„Und wie. Danke. Ohne dich wäre ich jetzt wahrscheinlich nicht hier."
„Hör auf dich ständig zu bedanken. Wollen wir noch ein bisschen spazieren gehen?"
Ich lächelte. Er war so lieb. „Sehr gerne."Ich erhielt eine Nachricht von Thomas und traute erst meinen Augen nicht.
„Ich soll nächste Woche zum Vorstellungsgespräch kommen."
Vor Freude legte ich fast einen Luftsprung hin.
„Siehst du. Es geht bergauf." Joshua teilte die Freude mit mir. „Ach und wenn du so einen Versuchsmenschen brauchst wegen Massage... ich stelle mich gerne zur Verfügung."Wir lachten und schlenderten Richtung Englischer Garten, bis mich jemand unsanft an der Schulter packte.
Ich erschreckte mich und griff reflexartig nach Joshuas Arm, ließ diesen aber sofort wieder los, als ich registrierte wer da vor uns stand.
„Mia, endlich hab ich dich gefunden.
Bitte lass uns reden."
Marco. Der konnte uns doch kaum einfach so rein zufällig gefunden haben?
„Was machst du hier? Verfolgst du mich etwa? Du kannst mir doch nicht erzählen, dass du mich in einer Großstadt suchst und dann auch wie durch Zufall hier findest."
„Was hätte ich denn machen sollen?
Du reagierst weder auf Anrufe noch auf Nachrichten..."
„Ach, das wundert dich?"
Meine Stimme wurde immer lauter, weil ich einfach nicht verstehen konnte was hier vor sich ging.
„Ich will doch nur mit dir reden!", flehte Marco schon fast.
Joshua stand nun schützend vor mir.
„Alter, sie will nicht mit dir reden!
Akzeptier es doch einfach."
„Kimmich, was willst du denn jetzt von mir?"
„Ich will, dass du sie in Ruhe lässt!"
„Treibst du es jetzt schon mit dem?"
Marco wandte sich nun wieder an mich.
„Kaum getrennt schon krallst du dir den erstbesten?"
„Und wenn schon", schrie ich „du warst derjenige der mich ein halbes Jahr lang betrogen hat, während unserer Beziehung!"
Die Tränen, die mir in die Augen stiegen, versuchte ich so gut wie möglich zu unterdrücken.
„Komm, gehen wir. Der ist es nicht wert." Joshua packte mich am Arm.
„Das wars noch nicht Mia", rief Marco noch hinterher „ich gebe erst auf, wenn du mit mir geredet hast."
Anschließend drehten wir uns noch ein paar mal um, um sicher zu gehen, dass er uns nicht folgte.
Danach ließ ich mich auf einer Bank nieder.
„Du zitterst ja richtig", stelle Joshua fest.
„Das war grad ein bisschen heftig... der muss uns doch schon eine ganze Weile gefolgt sein?! Ich kann mir nicht vorstellen, dass er zufällig hier rumspaziert ist..."
Mein Herz raste immer noch wie verrückt.
„Komisch ist das schon", meinte nun auch Joshua als er mir seine Weste über die Schultern legte. „Danke", seufzte ich.
„Vielleicht beobachtet er uns schon seit Tagen..." Mir wurde das ganze langsam etwas unheimlich. Mutierte Marco jetzt zu einem Psycho? Zu einem Stalker?
Von meiner Seite aus gab es da auch nichts mehr zu Reden. Es war aus und vorbei.
„Lisa und Thomas sind übers Wochenende am Tegernsee... was ist wenn er mich wirklich beobachtet?
Ich hab irgendwie ein ungutes Gefühl..."
Joshua aber blieb noch skeptisch.
„Ich weiß nicht...meinst du er würde dir was antun?
Traust du ihm denn sowas zu?"
„Eigentlich ja nicht... aber ich hätte ihm auch nie zugetraut dass er mich betrügen würde...Man kann sich so sehr in Menschen täuschen..."
Er nickte zustimmend.
„Also wenn du willst... ich kann auch bei dir bleiben... wenn dir dann wohler ist", bot Joshua zögernd an.
Ich sah ihn überrascht an.
„Das würdest du tun?"
„Ja, klar. Sonst würde ich es dir ja auch nicht anbieten." Er hatte echt ein ansteckendes Lächeln.
„Danke", ich drückte ihn kurz.
Wir kannten uns noch nicht lange aber trotzdem war er für mich da und es fühlte sich an, als wären wir schon viele Jahre befreundet.
„Warum machst du das alles?", fragte ich neugierig.
„Naja, du bist Thomas' Schwester... er ist einer meiner besten Kumpels... und..."
„Ach...und wenn ich nicht seine Schwester wär?!", lachte ich.
„Nein, dann auch... ich mag dich halt."
Wieder fielen mir seine verdammt schönen, grünblauen Augen auf.Wir beschlossen den Tag bei gutem Essen und guten Filmen ausklingen zu lassen.
Joshuas Angebot hier zu bleiben, nahm ich gerne an, da ich immer noch ein etwas mulmiges Gefühl hatte und es mir durch seine Anwesenheit besser ging.
Ist es nicht seltsam, wie sehr sich Menschen verändern können? Dass man vor Menschen, die man mal liebte plötzlich Angst hatte?Abends bekam ich noch einen Anruf von Lisa.
„Alles ok bei dir?"
„Klar...wir haben uns gerade Pizza best...ellt... und dann schau ich mal was so für Filme laufen."
„Wir?!", fragte Lisa überrascht nach.
Man, sie musste aber auch auf jedes einzelne Wort achten.
„Warte... Joshua ist bei dir?!" Diesesmal war es bereits mehr eine Feststellung als eine Frage.
Ich erzählte ihr von dem Vorfall im Englischen Garten, bat sie jedoch darum, Thomas erstmal nichts davon zu erzählen.
Der würde sich sofort wieder extrem aufregen und ich wollte den beiden das Wochenende nicht vermiesen.
„Dann wünsch ich euch noch einen schönen Abend... Achja bevor ich es vergesse: Männer stehen darauf wenn sie einen auf Beschützer machen können."
Ich rollte mit den Augen, innerlich aber musste ich mir selbst eingestehen, dass es total süß war wie Joshua für mich da war.
„Ich weiß, dass du mit den Augen rollst", lachte sie noch, bevor sie auflegte.
Lisa kannte mich einfach zu gut.Joshua und ich gönnten uns Pizza Funghi, im Fernsehen lief irgendein Thriller, wir wussten jedoch beide nicht, worum es eigentlich ging, da wir uns die ganze Zeit nur unterhalten haben. Wir hatten so viele gemeinsame Interessen; Sport, Musik, Reisen, Kochen, Filme... wir fanden immer etwas das uns beiden gefiel und somit vergingen Stunden, die mir vorkamen wie Minuten, weil man sich einfach so gut mit ihm unterhalten konnte.
Irgendwann merkte ich, dass Joshua kurz vorm einschlafen war, es war bestimmt schon 2 oder 3 Uhr nachts, also ging ich kurz nach oben um Bettwäsche zu holen.
„Gute Nacht", flüsterte Joshua im Halbschlaf als ich die Bettdecke um ihn legte.
„Gute Nacht und Danke dass du da bist."
Meine Augen ruhten noch eine Weile auf ihm. „Er ist ja schon verdammt hübsch...", dachte ich noch so vor mich hin „und er tut so viel für mich..."
Gähnend legte ich mich auf die andere Seite der Couch und schlief ebenfalls schnell ein.Ich schlief noch tief und fest als ich anfing Geräusche aus dem Flur zu hören. Es waren Schritte die auf und ab gingen. Langsam drehte ich mich von einer Seite auf die andere, die Schritte kamen näher, bis es mich schließlich komplett aus dem Schlaf riss und einen Umriss von einer Person erkennen konnte, die nun direkt vor mir stand. Daraufhin begann ich nur noch zu schreien...
...
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...& the reason is you
FanfictionMan sagt, dass alles im Leben aus einem bestimmten Grund geschieht. Manchmal ist dieser Grund vielleicht nicht gleich ersichtlich und man muss erst die harten Schläge des Lebens einstecken können... Nachdem Mia erfahren hat, dass ihr jahrelanger Fre...