Kapitel 02

55 1 0
                                    

Mein Bruder öffnete mir die Tür.
Ihn zu sehen war in diesem Moment so eine Erleichterung für mich, dass ich ihm erstmal in die Arme fiel.
Prompt begann ich wieder zu weinen.
„Bruderherz... dieser Idiot... ich kann nicht mehr..."
Thomas fing an mich zu beruhigen und führte mich ins Haus.
In der Küche wartete bereits seine Frau Lisa auf uns.
Sie begrüßte mich mit einer Umarmung.
„Hallo Liebes."
Ich hingegen bekam weiterhin nur unverständliches Schluchzen hervor.
Thomas ging unruhig hin und her.
„Wenn er dir was getan hat, ich schwörs dir, ich bring ihn persönlich um!"
Marco und mein Bruder haben sich nie
wirklich gut verstanden, eher gesagt lag es mehr an Thomas, er mochte Marco einfach nicht. Bei Familienfesten oder bei Spielen der Nationalmannschaft redeten sie nur das nötigste.

Es dauerte noch eine Weile bis ich mich beruhigte und den beiden erzählen konnte,
was vorgefallen ist.
„Naja, ich hab dann irgendwann rausgefunden, dass er diese Tussi unter einem Männer Namen im Handy eingespeichert hat, damit ich keinen Verdacht schöpfe."
Es verpasste mir einen Stich ins Herz, wenn ich daran dachte mit ihm auf dem Sofa gekuschelt zu haben, während er gleichzeitig mit „Daniel", die sich später als „Sarah - ein Dessousmodel" herausstellte, schrieb.
„So ein Schwein! Ich hab's ja immer gesagt, dass das so einer ist!" mein Bruder wurde wütend.
„Und wie hast du es dann erfahren? Also, dass er...also sie...", fragte Lisa vorsichtig.
Ich holte tief Luft, erneut stiegen mir Tränen in die Augen.
„Sie stand plötzlich vor unserer Wohnung.
Marco hat erst versucht alles abzustreiten...
er würde diese Frau nicht kennen und so...
bis sie mir dann Fotos von ihm und ihr zeigte. Auch das mit dem Namen im Handy muss sie irgendwie aufgeschnappt haben, das war mitunter einer der Gründe, warum sie zu uns gekommen ist. Sie sagte, dass das ganze schon ein halbes Jahr lang ging."
Beide sahen mich schockiert an.
„Sei mir nicht böse aber das war wohl die beste Entscheidung zu gehen. Es gibt genug Kerle die dich nicht verarschen würden. Außerdem hat er so eine liebe und tolle Frau wie dich erst gar nicht verdient", meinte Lisa.

„Danke. Ich werde mir jetzt mal ein
Hotel suchen."
„Das kommt gar nicht in Frage", entgegnete mein Bruder „Lisa hat im Gästezimmer schon alles für dich vorbereitet."
„Ihr seid so toll. Danke." Ich zog die beiden in eine enge Umarmung.
Kurz darauf klingelte es an der Tür.
„Oh nein, ich hab jetzt keine Lust auf Menschen", dachte ich.
„Hey Jungs, hab Besuch von meiner Schwester", hörte ich Thomas sagen.
Da marschierten auch schon Manuel Neuer und ein anderer Teamkollege von ihm herein.

„Hey, schön dass man dich auch mal wieder sieht", begrüßte mich Manuel.
„Das wirst du jetzt wohl wieder öfter", antwortete ich.
Er warf kurz einen fragenden Blick zu Thomas, dieser signalisierte aber durch Kopfschütteln bloß keine Fragen zu stellen.
„Ich bin übrigens Joshua." Er reichte mir seine Hand, ich stellte mich dann ebenfalls kurz vor, wagte es aber kaum ihn anzusehen, da ich nicht wollte, dass mich fremde Leute mit meinen verheulten Augen sahen.
„Entschuldigt mich bitte kurz!"
„Nehmt es ihr nicht übel... Liebeskummer", hörte ich meinen Bruder noch sagen während ich in mein Zimmer ging.

Am späten Abend saßen wir alle zusammen beim Abendessen. Lisa hat liebevoll Brotzeitplatten angerichtet, musste mich aber
zwingen wenigstens ein paar Bissen vom
Brot zu essen.
Das Handy von mir und meinem Bruder klingelte abwechselnd pausenlos.
Marco versuchte die ganze Zeit uns zu erreichen.
Ich schaffte es stark zu bleiben und schaltete es kurz darauf aus.
„So, mir reichts jetzt" Thomas schlug die Hände über seinen Kopf zusammen und ging anschließend an sein Handy.
„Ich sag's dir jetzt nur einmal im guten. Lass sie in Ruhe! Oder du bekommst gewaltige Probleme mit mir! Hast du mich verstanden?"
So kannte ich meinen Bruder gar nicht, war aber natürlich trotzdem dankbar, dass er so hinter mir stand.
„Ich würd den windelweich prügeln, Thomas.
Ehrlich. Wäre er nicht auch in der Nationalmannschaft und sozusagen ein Kollege
würde ich ihn aufs übelste vernichten",
sagte Manuel.
Joshua blickte verwirrt zwischen uns hin und her.
„Reus", erklärte Manuel. „Marco ist ihr Ex."
„Oh..." er wirkte überrascht.

Stunden später, gefangen in einem riesigen
Gedankennetz, wie mein Leben jetzt weitergehen soll, schlief ich irgendwann ein...

...& the reason is youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt