Stay With Me

Kapitel 10

Harry

Ich habe nie an ein 'Wachkoma' geglaubt. All diese Geschichten von Menschen, die trotz ihres Komas alles um sich hören konnten schienen mir absurd. Jetzt liege ich selber hier, kann keinen Muskel bewegen und unter Schmerzen, die nicht enden wollen, unfähig Louis Hand zu halten.
Ich würde ihm so gerne sagen, dass alles gut wird, dass ich es schaffe. Allerdings bin ich mir da selber nicht so sicher.

Ich weiß, dass auch meine Mutter da ist, sie beginnt gerade zu sprechen: "Louis, hör auf dir die Schuld zu geben! Du kannst nichts dafür!" Zum ersten Mal seit viel zu langer Zeit höre ich Louis Stimme: "Ich hätte besser auf ihn aufpassen sollen. Als er nach dem X-Factor bei mir eingezogen ist habe ich versprochen, dass ihm nichts passieren wird! Ich habs vermasselt" "Du liebst ihn, oder? Du hast nicht nur behauptet, dass du sein Freund bist um ihn besuchen zu können. Du liebst ihn", fragt meine Mutter mitfühlend. Anstatt einer Antwort schluchzt Lou nur los.

Meine Mutter hat mich das auch schon mal gefragt, natürlich ohne, dass ich behauptet hätte ich sein mit Louis zusammen. Wieso hat er das getan? Ich will wissen was gerade vor sich geht, was er denkt, wie er aussieht! Ich würde ihm gerne über die Wange streichen und sagen, dass es okay ist. Aber ich liege hier und kann nichts tun. Ich habe ihr damals nicht richtig geantwortet, weder ja, noch nein kamen mir über die Lippen.

Was mich aber gerade intessiert ist Louis Antwort! Noch immer weint er, ich spüre seine Tränen auf mein Gesicht tropfen als er mich auf die Stirn küsst. Ich spüre mein Herz einmal hüpfen und der Monitor piept einen Augenblick schneller. "Ja", flüstert er und ich kann hören, dass er lächelt. "Du weißt, dass er das nicht anders sieht oder? Er hat es mir nicht direkt gesagt, aber ich bin seine Mutter und er verhält sich so anders wenn du da bist. Also nicht negativ, eher freier, glücklicher. Du tust ihm gut!" "Also ist es nicht schlimm?", fragt er vorsichtig. "Was hast du denn erwartet? Natürlich nicht, du bist wie ein Sohn für mich!" Sie klingt schon fast schockiert. "Sag es ihm aber nicht!", meint Louis mit eindringlicher Stimme. Also weiß er nicht, dass ich ihn hören kann!

"Ich lass euch kurz alleine, Gemma und Robin können ja nachher noch mit mir zusammen reinkommen", meint Mama. Ich will nicht, dass sie geht, aber ich bin gespannt, was Louis sonst noch so sagt! "Übrigens, laut der Ärtze kann er dich hören!" Und eine Tür geht zu. Er seufzt. "Weißt du Harry, all die Jahre in denen wir beste Freunde waren, bist du für mich immer anders gewesen...ich konnte es mir nicht erklären aber du hast mich jedes Klischee von verliebt sein fühlen lassen und trotzdem habe ich es nicht gemerkt. Ich habe mit den Jungs geredet, aber sie waren nicht überrascht, sie meinten ich solle mit dir reden. Das war es was ich dir sagen wollte bevor...du weißt schon." Er weint schon wieder. Es zerreißt mich, ihn nicht in den Arm nehmen zu können!

Aber Niall, Liam und Zayn wussten die ganze Zeit über Bescheid...deswegen haben sie auch mich so gedrängt mit Lou zu reden! Warum haben wir nicht viel früher miteinander gesprochen? Ich muss es schaffen, ich darf Louis nicht alleine lassen! Was wenn ich nicht mehr aufwache? Was ist mit Louis? Ich mache mir weniger Sorgen um die Jungs, um meine Familie oder die Fans als um Louis. Dieser räuspert sich laut und murmelt: "Das hat doch alles keinen Sinn, du hörst mich ja eh nicht! Ich hole jetzt die Jungs und deine Familie" Lass mich nicht los! Egal wie sehr ich es will, diese Worte verlassen meinen Mund nicht. Langsam gleitet meine Hand abermals aus Louis' und sofort treffen mich die Schmerzen wieder wie ein Schlag! Ich habe gar nicht gemerkt, dass sie weniger geworden sind.

Niall

Louis kommt fünf Minten nach Anne aus dem Zimmer, er hat geweint. "Ihr könnt", murmelt er. "Was ist mit dir?", fragt Zayn. Er zuckt mit den Schultern: "Ich brauche kurz Zeit für mich, okay?" "Stell nichts an, wenn was ist, sag sofort Bescheid!" Louis nickt. Wir betreten schweigend das Zimmer, Liam keucht auf bei Harrys Anblick. Man, der schaut aber auch scheiße aus! Ich versuche meine Gedanken positiv zu halten um möglichst wenig zu weinen, doch angesichts der Tatsache, dass wir nicht wissen ob Harry seine Augen jeh wieder öffnen wird, fällt das eher schwer.

Als wir später zurück ins Wartezimmer gehen, sitzt Louis in der Ecke, er hat die Kopfhörer auf, die Harry ihm geschenkt hat. Die Wand anstarrend kaut er lustlos an einem Brötchen, das Paul ihm gegeben haben muss. Er sieht zu uns auf, setzt sich die Kopfhörer ab und fragt: "Und jetzt?" Liam seufzt: "Sieht ja übel aus...jetzt können wir laut Arzt nur noch warten ob...naja du weißt schon." "Ob er stirbt? Meinst du das?", fragt Louis zornig. "Louis wir können nichts machen! Wir haben keinen Einfluss darauf wie es ihm geht! Du kannst nichts tun!" "Ich warte doch jetzt nicht einfach so ab, ob Harry es schafft, ohne etwas tun zu können!", wütend steht Louis auf und geht auf Liam zu. Dieser weicht nicht zurück, sondern sieht Louis mit Tränen in den Augen an: "Lou, ich weiß es ist schwer, doch du kannst nichts tun!" Anstatt Liam wie erwartet zu schlagen oder dergleichen, fällt Louis ihm in die Arme. "Was mache ich wenn er es nicht schafft?", schluchzt er. "Ich weiß es nicht", murmelt Liam ihm in die Haare.

Es bleibt spannend...