1. Kontrollverlust

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Liam fiel auf seine Knie und schaute auf seine blutverschmierten Hände. Er zitterte, obwohl ihm nicht kalt war und seine Kleidung war ebenfalls voller Blut. Die Sonne ging gerade auf und ließ den Wald wie eine schöne Kulisse aussehen. Was hier jedoch gerade passiert war, war alles andere als schön. Er flüsterte etwas. So leise, dass es für normale Ohren nicht zu verstehen war, aber sein Alpha hörte ihn genau.

"Es tut mir Leid. Es tut mir so Leid. Was hab ich nur getan? Ich bin ein Monster..."

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6 Stunden zuvor:

"Scott, ich brauche keine Ketten. Wirklich nicht. Ich kann mich kontrollieren."

Genannter Alpha sah seinen Beta, der an Vollmonden noch immer Schwierigkeiten hatte, skeptisch an.

"Es ist okay, wenn man nicht alles gleich schafft. Anketten ist kein Problem und sagt nichts darüber aus, ob du schwach bist. Ich hatte damals auch Probleme."

"Aber ich habe ja keine Probleme mehr. Letzten Monat hab ich es doch auch wieder zurück gezogen."

Stiles schnaubte laut und alle Augenpaare lagen auf ihm.

"Ja, nachdem du mich gegen eine Wand geschmissen hast. Aber alles unter Kontrolle, ja klar", meinte dieser und sah Liam mit einem 'Bist-du-völlig-bescheuert'-Blick an.

"Ich verspreche euch, dieses mal ist es einfacher. Der Mond ist schon fast oben und alles ist super."

"Na, gut. Dann vertraue ich dir", entgegnete Scott und lächelte seinen Beta zu. Auch wenn er Stiles ein wenig verletzt hatte, hatte er Recht. Er hat von ganz alleine wieder zurück gefunden und er war verdammt stolz auf seinen Beta.

"Du hast ja auch einen schnellen Selbstheilungsprozess! Scott, hier sind auch noch Menschen, die ihre Kehle nach dem Vollmond noch geschlossen haben wollen."

Der Alpha sah zu seinem besten Freund.

"Dann beschütz ich dich."

"Das will ich auch hoffen!"

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Jetzt:

"Mom?! Wie schlimm ist es?", rief Scott in den Höhrer, da es im Krankenhaus auf der anderen Leitung so laut im Hintergrund war.

Melissa versuchte einen Blick auf den verletzten Mann zu erhaschen, aber es waren schon zwei Doktoren und etliche Krankenschwester um den Patienten herum. Melissa kämpfte sich jedoch trotzdem durch die kleine Menge und konnte ihn dann schließlich sehen.

Beim Anblick fiel ihr beinahe das Mobiltelefon aus der Hand.

Der Mann war blutverschmiert. Er hatte mehrere tiefe Schnittverletzungen im Gesicht, Brust, Arme und Beine. Aber eine Verletzung stich heraus. Es waren noch viel tiefere Schnitte am Hüftknochen, der dadurch auch schon zum Vorschein kam.

"Was für ein Tier war das ?", fragte sich der eine Arzt, während der andere mit den Krankenschwestern alles für die OP vorbereiteten.
Melissa wusste die Antwort auf die Frage.

Plötzlich schreckte der Mann hoch und das gesamte Team tritt erschrocken einen Schritt zurück.

"Glühende Augen... Orange, glühende Augen..."

Und fiel leblos zurück auf die Liege. Schnell fühlte einer der Ärzte am Hals des Patienten, um zu sehen, ob er noch lebte. Nach einigen todstillen Sekunden atmete der Arzt etwas erleichtert auf.

"Er lebt. Noch. Wir müssen ihn so schnell wie möglich operieren!"

Scotts Mutter löste sich ein wenig von der Menge und ging in eine ruhigere Ecke. Es waren so viele Krankenschwestern zur Hilfe. Sie wäre nur überflüssig.

"Es ist ziemlich schlimm, Scott. Er lebt aber noch. Was ist passiert? Das warst doch nicht-"

Der Jüngere unterbrach seine Mutter schnell.

"Nein, ich war das nicht. Es war jemand, auf den ich hätte besser aufpassen müssen. Falls es Neuigkeiten gibt, ruf mich bitte an, okay?"

"Ja, klar", meinte sie noch etwas verdutzt und dann hatte Scott auch schon aufgelegt.

Was war nur passiert...?

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Der Alpha ging zu seinem Beta, der immer noch auf dem feuchten Waldboden kniete.
Er wiederholte immer noch "Es tut mir so Leid" wie eine Mantra und der Ältere legte ihn eine Hand auf die Schulter.

"Hey... Liam. Es ist okay."

Bei den Worten sah er Scott mit geschwollenen Augen an.

"Okay? Okay!? Scott, ich habe jemanden verletzt. Vielleicht sogar getötet..."

"Er ist nicht tot", versicherte Scott ihm. "Wir kriegen das hin."

Liam ließ darauf nur seinen Kopf hängen und Scott flüsterte nochmal.

"Wir kriegen das hin."

Das war jedoch nicht an Liam sondern eher an ihn selbst gerichtet.

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Ein paar Stunden später, wo Scott, Stiles und Liam eigentlich in der Schule sein mussten, bekam Scott endlich den erlösenden Anruf.

"Er ist übern Berg", hatte ihn seine Mutter durchs Telefon mitgeteilt und jeder der drei Jugendlichen atmete erleichtert auf.

Nachdem der Alpha Liam aus dem Wald gezerrt hatte, sind sie zu ihm nach Hause gegangen. Stiles hatte das ganze Geschehen über den Polizeifunk natürlich auch gehört und ist sofort zum Haus seines besten Freundes aufgebrochen.

Stiles musste gar nicht fragen. Er konnte sich vorstellen, was passiert war.
Vor allem als er den jungen Beta voller Blut auf Scotts Bett sitzen sah.
Er hatte Liam fast schon dazu gedrängt duschen zu gehen und andere Kleidung anzuziehen.
Der Beta hatte das auch letztendlich gemacht, hatte bis jetzt aber kein einziges Wort gesagt.

Stiles war unruhig im Zimmer auf und ab gegangen, als dann endlich Melissas Anruf kam.
Am liebsten hätte Stiles ein 'Ich habs dir doch gesagt' über die Lippen gebracht, verkneifte sich es aber. Das würde niemanden helfen.

Stattdessen brachte Stiles etwas anderes über die Lippen. Die Frage, die schon die ganze Zeit in der Luft lag.

"Was machen wir jetzt?"

Stille.

Nach einem Moment sagte Scott dann:

"Ruf Derek an. Er hat sowas bestimmt schonmal erlebt."

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"Kein Aufsehen mehr erregen. Verhaltet euch unauffällig. Und geht auf keinen Fall ins Krankenhaus zu dem Verletzten."

Scott nickte und Liam starrte auf den Boden.

"In wenigen Stunden wird über den Fall in der Zeitung berichtet. Ganz sicher. Geht am besten nicht mehr in den Wald und vor allem bei Vollmond nicht", warnte Derek. Er hatte sowas schonmal erlebt, als seine Familie noch lebte. Die Kleinen hatten sich oft nicht unter Kontrolle und ein paar Mal ist so etwas vorgekommen, was jetzt auch Liam passiert ist.

"Die Gefahr von Jägern ist jetzt nämlich sehr groß."

Hunted By The Winchesters [Superwolf/Sterek]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt