In der Höhle des Löwen

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Wortlos schob er ihr den Teller zu, den sie mit gesenktem Blick so sorgsam auffüllte, als handelte es sich um den Gnadenkelch Christi. Außer ihnen befand sich nur noch eine Magd im Saal, die den Kamin mit neuem Brennholz befeuerte. Seine Ritter hatte er heimgeschickt zu ihren Familien, er wollte heute alleine sein und in Muße seinen Gedanken nachhängen. Und sein Spiel spielen.

Kurzangebunden befahl er Sylviane, ihm mehr Wein zu bringen. Sie verbeugte sich und verschwand eilig. Wie eifrig! Er schmunzelte. Sie wollte ihm gefallen, das war offensichtlich. Wie befohlen, trug sie sogar das hübsche Kleid und das Haar unbedeckt. Sehr schön!

Doch er musste sich mit Geduld wappnen, es dauerte eine geraume Weile, bis sie mit dem Weinkrug erschien. Längst hatte er die Suppe aufgegessen und die Magd mit dem übrigen Geschirr fortgeschickt. Ganz gegen seine sonstige Gewohnheit unterdrückte er den aufkeimenden Ärger. Er hasste es, wenn man ihn warten ließ. Aber bei Nikolas' Enkelin vergaß man gerne schon mal seine Prinzipien. Mit gespielt-ernster Miene wandte er sich ihr zu.

Außer dem Prasseln des Kaminfeuers herrschte eine beklemmende Stille.

Siehe Kapitel Veröffentlichung ...

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