Kartenhaus

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Jolene saß auf dem Teppich, in der kleinen Wohnung ihrer Großeltern. Man hatte ihr ein hübsches Kleid angezogen und obwohl sie noch garnicht laufen konnte, hatte sie weiße Schuhe an den Füßchen. Ihre Haare kringelten sich in braunen Locken um ihr Gesicht und mit ihren großen, rehbraunen Augen wickelte sie jeden noch so hartnäckigen Kinderhasser um ihren kleinen Finger. Ja manch einer würde sie sogar als Inbegriff der Schönheit bezeichnen und obwohl sie noch zu klein war um es selbst zu wissen, wusste es doch jeder der sie sah. Eines Tages würde sie sicher eines dieser Mädchen sein, denen man eigentlich nur in Büchern und Filmen begegnet. Sie würde ohne viel zu tun gute Noten schreiben. Die Jungen würden ihr verträumt hinterher schauen und die Mädchen würden ihr vor Neid blitzende Blicke zuwerfen. Ihre Eltern würden Stolz bei ihren Kollegen von ihr erzählen, denn sie wäre eines dieser Mädchen, die sich ihrer tatsächlichen Schönheit garnicht bewusst waren. Doch sie war ja nur ein Baby, wusste noch nicht was ihr das Leben bereithielt und war schon glücklich, wenn sie bei ihren Großeltern auf dem Teppich saß und mit ihren Spielsachen spielte. So wie heute. Ihr Großvater saß auf seinem Sessel und sah ihr dabei zu, wie sie mit ihren kleinen Fingern einen Spielstein aus Holz umklammerte. Nach einer Weile seufzte er tief, als läge ihm eine schwere Last auf den Schultern. Doch Jolene war noch ein Kind. Sie merkte nicht wie bedrückt er aussah und auch wenn sie es bemerkt hätte. Was hätte sie schon tun können, immerhin konnte sie noch nicht sprechen. Ihr Großvater bedachte das kleine Mädchen mit einem traurigen Blick. "Das Leben ist wie ein Kartenhaus Jolene und die Zeit zieht ihre Karten raus."

Take me to NeverlandWo Geschichten leben. Entdecke jetzt