Den Faden verlieren

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Ich lief durch die Straßen von New York und beobachtete die Menschen, die an mir vorbei eilten. Sie hatten keine Ahnung davon das ihr Leben wortwörtlich am seidenen Faden hing. Schon als kleines Kind hatte ich bemerkt das außer mir niemand die Fäden sehen konnte die alle Menschen miteinander verbanden. Es war als würden sie aus den Köpfen der Menschen heraus strömen. Sie veränderten sich ständig, immer abhängig von den Träumen der Menschen. Das war vor allem bei Kindern oft der Fall, da sie noch nicht wussten was im Leben auf die zukommen würde und sie daher noch Unmengen an Träumen hatten. Wenn die Menschen dem Tod nahe waren, dann fingen die Fäden an zu verblassen und kurz bevor sie vollkommen verschwunden waren, tauchte eine der Schicksalsgöttinen auf und schnitt den Fäden durch. Damit besiegelte sie den Tod, und ab diesem Moment war es nichtmetrisches aufzuhalten. Normalerweise verblassen die Fäden erst, wenn Menschen alt werden, aber manchmal, wenn die Menschen einen anderen Weg einschlagen als den, den die drei Schwestern vorhergesagt hatten, verloren sie ihren Faden. Er riss durch und zerfiel in der Luft. Als würde man ihn selbst zerreißen. Wenn das passierte, bestraften die Göttinen den jeweiligen Menschen mit einem qualvollen, langwierigen Todeskampf. Wenn also ein Mensch z.B. an Krebs erkrankt wusste ich, dass er seinen Fäden verloren hatte. Wenn sie während diesem Prozess zurück auf den für sie vorgesehen Weg kommen, bekommen sie das Leben geschenkt. Wenn sie aber ihren Schicksalsweg ablehnten, würden sie mit dem Tod bestraft. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich garnicht merkte wie ich gegen jemanden lief. Erst als die Person mich vor dem Fallen bewahrte sah ich auf.
Faserst was ich sah war der funkelnde Faden der aus ihm heraus strömte und einen wunderschönen silbrigen Glanz verströmte. Dann traf mein Blick seine Augen und es verschlug mir regelrecht die Sprache. Sie zogen mich regelrecht in ihren Bann und ließen mich alles vergessen was um mich herum passierte. Ich beobachte wie sich ein leichtes Grinsen auf seine Lippen Schlich. Mein Blick huschte zurück zu seinem Faden. Und in dem Moment in dem ich seinen Faden ansah, riss er in der Mitte auf und ergoss sich glänzendem Staub über uns bevor er vom Wind mitgetragen wurde und in der Luft verschwand. Und in diesem Moment, diesem kleinen Augenblick, wurde mein ganzes Leben zerstört. Denn die wichtigste Person in meinem Leben hatte den Fasen verloren.

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