Kapitel 4 - Das Auswahlverfahren

41 2 0
                                    

Nach gefühlten hunderten von Jahren gibt es wieder ein Kapitel. Bitte seid mir nicht böse, dass es so lange gedauert hat.

---

Alle hatten sich im Dorf auf dem Marktplatz versammelt, da der Königin eine Rede halten wollte. Ich wusste nur grob, worüber er sprechen wollte, nämlich darüber, wer seine neue Frau werden sollte. Neben ihm stand Shadow, der ihm jetzt ein Blatt reichte. Alle sahen den König gebannt an, ehe er begann zu erzählen: „Vielen Dank an alle Frauen, die bei der Bewerbung zu meiner Frau teilgenommen haben. Aufgrund dessen, dass ich meine perfekte Traumfrau nur durch einen Fragebogen und einem Bild feststellen kann, habe ich mir entschlossen, zehn Frauen ins Schloss einzuladen, die die Chance haben, meine Frau und somit Königin zu werden. Die Namen lauten..." Er drehte das Blatt um und begann aufzuzählen: „Ganger Sommer. Molly Alma. Elizabeth Torres. Melina Miller. Catherine Deneuve. Shiva Green. Hannah Klue. Jasmine Morris. Sina und Lina Ross. Falls sich einer der jetzt aufgezählten Erwählten doch anders entschieden hat..." Wieder drehte er sein Blatt um. „Hat er Pech gehabt. Danke für die Aufmerksamkeit." Mit erhobenem Kopf verließ er die provisorische Bühne, gefolgt von mehreren Wachen. Das war mal eine tolle Ansage gewesen.

Ich wusste auch nicht, aber irgendwie war ich enttäuscht, dass er mich nicht aufgezählt hatte. Ich dachte, weil er unbedingt wollte, dass ich diesen Fragebogen ausfülle, dass er vielleicht Interesse an mir hätte, aber anscheinend hatte ich ihn mit meinen Antworten vergrault. Nicht, dass ich auf ihn stand. Mein Herz schlug nur für Henry!

...

Als ich im Schloss wieder ankam, wurde ich dazu auserkoren, dem König beim Papierkram zu helfen. Da er in vier Tagen heiraten musste, sollte ich ihm bei den Vorbereitungen der Hochzeit helfen. Zum Beispiel durfte ich das Hochzeitskleid aussuchen und wie die Torte aussah.

„Und jetzt hol mir einen Kaffee!", verlangte der König und scheuchte mich mit einer Handbewegung hinaus. Ich fragte mich, warum er mich ausgerechnet für die Hochzeitsplanung erwählt hatte.

Als ich wieder im Arbeitszimmer ankam, lehnte er an dem Tisch und kam jetzt zu mir hinüber, um mir den Kaffee abzunehmen. „Meiner Meinung nach machst du den besten Kaffee. Ich liebe es, wenn er so stark ist." Ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte, da ich gar nicht den Kaffee machte, sondern einer der Küchenhilfen.

Er stellte den Kaffee auf den Tisch ab und stellte sich genau vor mich. Er war ein bis zwei Köpfe größer als ich, sodass ich den Kopf in den Nacken legen musste, um ihn ins Gesicht zu schauen. „Erzähl mir etwas über dich. Warum warst du nochmal im Gefängnis?"

„I-ich war unschuldig!", redete ich mich heraus. „Ich wollte nur Mirko besuchen." Er zog eine Augenbraue hoch. „Mitten in der Nacht?" Ich sagte nichts dazu, sondern sah ihm furchtlos in die Augen. „Haben Sie eine Favoritin?" wechselte ich das Thema. Er sah mich verwirrt an. „Sie haben zehn Frauen ausgesucht, eine von denen wird ihre Frau sein." Er ging wieder zu seinem Tisch zurück und nippte an seinen Kaffee. „Ich habe sie nicht ausgesucht. Das war Shadow. Ich behaupte mal, dass wir denselben Frauengeschmack haben." Er griff nach der Zeitung auf dem Tisch und begann sie zu lesen. „Warum lesen Sie Zeitung." Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, da es hinter der Zeitung versteckt war. „Wollen Sie sich nicht lieber um Ihr eigenes Land kümmern?" schlug ich vor. „Mach ich doch."

„Sie sollten sich die Bedürfnisse der Bürger anhören und..."

„Zu langweilig", murrte er und gähnte betont. Was sollte ich dazu sagen? „Xenia, du solltest den Mund nicht so weit aufreißen. Schließlich bin ich der König und nicht du." Er legte die Zeitung beiseite und kam wieder zu mir herüber. „Entschuldige dich", verlangte er. „Ich entschuldige mich nicht, wenn ich es nicht ernst meine", entgegnete ich. Er sah mich finster an. „Setz dich hin." Er zeigt auf seinen Bürostuhl. Ich tat wie er befahl. „Siehst du das?" Er zeigte auf einen gigantischen Blätterstapel. „Ich habe besseres zu tun um mir den Mist von Menschen anzuhören oder mich um meine Frau zu kümmern, die ich sowieso nicht lieben werde." Ich stand vom Stuhl auf und ging einige Schritt auf Abstand. „Ich glaube daran, dass Sie jemanden lieben können. Sagen Sie mir, wie ihre Traumfrau sein soll." Er überlegte, ehe er antwortete: „Sie sollte sich nicht alles gefallen lassen, auch ihre eigene Meinung sagen. Sie sollte mutig sein. Vom Aussehen her... eigentlich ist mir das Aussehen egal." Ich sah ihn nur verblüfft an. Obwohl er behauptete, sich niemals zu verlieben, hatte er eine genaue Vorstellung von seiner Traumfrau – die nicht mal unrealistisch war. „Und, wie soll ihr perfekter Traummann sein?", fragte er mich. Sofort musste ich an Henry denken. Ich vermisste ihn so sehr! Natürlich konnte ich dem König jetzt antworten, indem ich alle Charaktereigenschaften von Henry aufzählte, doch es fühlte sich irgendwie nicht richtig an. „Ich habe keine genauen Vorstellungen", meinte ich nur. Er betrachtete mich länger, dann sagte er: „Heute werden die zehn Frauen ankommen. Ich möchte, dass du dabei sein wirst." Er setzte sich auf den Stuhl. „Jetzt kannst du gehen." Wieder nahm er die Zeitung in die Hand und schenkte mir keinen weiteren Blick. Hastig verschwand ich aus dem Raum.

Die gescheiterte RäuberschwesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt