Der König hatte mir ein hübsches Kleid vorbereitet, was ich angezogen hatte und nun hinunter lief in die Empfangshalle. Er stand schon da und richtete seine Krawatte. Erst als ich neben ihm stand, bemerkte er mich. „Gut, komm!" befahl er. „Erst will ich wissen was das soll." verlangte ich. Er blickte mich fragend an. „Warum hast du mit mir eine Verabredung? Ich gehöre doch gar nicht zur Auswahl!"
„Wer weiß." Er zwinkerte mir zu. Ich fühlte mich, als hätte er mir ins Gesicht geschlagen. Er griff nach meiner Hand, doch ich zog sie schnell weg.
„Komm, lass uns gehen." Wir laufen nach draußen den Weg entlang Richtung Tor. Dabei werden wir von etwa zehn Wachen verfolgt, sowie gehen Shadow und Mirko mit. Shadow grinste schelmisch, während Mirko wütend dreinschaute. Im Garten entdeckte ich die verbleibenden Mädchen, die wie immer aufgeregt tuschelten. Das sollte eine Verabredung werden? Ich fühlte mich wie bei einem Theaterstück!
Wir liefen aber nicht aufs Tor zu, sondern steuerten auf den Stall zu. Drinnen roch es nach Pferdemist und Stroh. Die Luft war ziemlich stickig, doch ich fühlte mich geborgen. Vielleicht lag es daran, dass die Wachen vor der Tür stehen blieben und ich mit dem König alleine hier war. Dieser lief zielstrebig auf die letzte Box zu und gab einem hübschen Rappen ein Zuckerstück. Ich trat heran und betrachtete das Tier. An der Boxentür stand Darkness.
„Hallo, meine Hübsche." Die Stute schmiegte seinen Kopf an seine Hand. „Gefällt sie dir?" Er drehte seinen Kopf zu mir. Ich starrte in seine eisgrauen Augen, die mich schon so oft kalt angestarrt hatten, jetzt aber interessiert und irgendwie freundlich guckten. Er behauptete, etwas für mich zu empfinden. Er kannte mich doch gar nicht. Er hatte selbst erzählt, er wüsste nicht was Liebe ist. Auf einmal weiß er es doch? Das war mir nicht geheuer!
„Glaub mir, sie ist ganz nett!", holte der König mich in dir Wirklichkeit zurück. Dann holte er Darkness aus dem Stall und führte sie auf den Hof. Einer der Wachen hatte Zaumzeug und den Sattel dabei und stattete das Pferd damit aus. „Bist du schon mal auf einem Pferd geritten?", fragte mich der König. Ich schüttelte stumm den Kopf. Sofort breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. „Dann kann ich es dir noch beibringen. Zum Glück."
„Du kannst mir vieles beibringen", entgegnete ich. Er blickte mich aufmerksam an. „Lesen, Schreiben, Schwimmen, Reiten, irgendein Musikinstrument spielen können, kochen...", zählte ich auf. „Kochen kann ich auch nicht. Und ich spiele nicht jedes Musikinstrument. Um genau zu sein nur Klavier und Geige." Ich versuchte mir, ihn Geige spielend vorzustellen, doch irgendwie wollte mein Gehirn es nicht wahrhaben.
„Komm." Plötzlich saß der Herrscher auf der Stute und reichte mir die Hand. Ich merkte, wie ich nervös wurde. Wie sollte ich mit meinem Kleid auf dieses gigantische Tier steigen?
Auf einmal legten sich zwei Hände auf meine Taille, die mich in die Luft hoben und mich auf Darkness' Rücken setzten. Erst als ich oben saß, sah ich, dass Mirko mich hochgehoben hatte. Dieser grinste mich jetzt schief und auch leicht gequält an. Ich musste daran denken, was der König, damals noch Kronprinz, behauptet hatte: Das Mirko auf mich stand. Wenn das wirklich wahr war, musste es ihm innerliche Schmerzen bereiten, mich so mit der Hoheit zu sehen.
Dieser hielt mich jetzt mit der einen Hand fest, während er mit der anderen die Zügel in die Hand nahm und das Pferd sich langsam fortbewegte.
Wir schaukelten ein wenig und es war ungewöhnlich so hoch zu sitzen, aber mir gefiel es. Ich entspannte mich und lehnte mich an den König, der ja hinter mir saß. Als wir das Tor verließen, beschleunigte er das Pferd, bis wir irgendwann im Galopp durch die Felder ritten.
Neben uns befanden sich die Wachen, die ebenfalls auf Pferden saßen und mit wachsamen Augen die Gegend beobachteten.
Ich schloss die Augen und genoss es, wie der Wind mir ins Gesicht wehte. Außerdem genoss ich es, den flachen Atem vom König auf meiner Haut zu spüren, seine ganze Wärme, seine ganze Präsenz. Er war am Anfang ziemlich verspannt, doch mit der Zeit wurde er immer gelassener und entspannter.
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Die gescheiterte Räuberschwester
Historical FictionMan nennt sie die Räubergeschwister. Er bleibt eher unauffällig, während sie Händler und Banditen ausraubt. Doch dieses Mal ist die Herausforderung zu groß für sie gewesen und sie wurde geschnappt. Dank großem Glück entkommt sie dem Tod - muss als S...