Auf den Spuren meiner selbst

Stille

So sitzen wir schweigend da, jeder in seine eigenen Gedanken gehüllt und in der Hoffnung meine Erinnerungen würde von einem zum nächstem Moment wieder kommen. Doch das tun sie nicht, wie sollten sie auch? 

Ich beobachte die Beiden, sie starren gegenseitig Löcher in die Luft und wie gerne würde ich ihnen ein Lächeln auf ihre Lippen zaubern. Ich könnte es, mit einem Satz wäre ihre Welt wieder zusammengesetzt und trotzdem tu ich es nicht.

Denn ich wollte nicht Lügen. Hatte ich denn schon jemals gelogen? - Ich wusste es nicht. Ich wusste es genau so wenig wie irgendetwas anderes aus meinem Leben. 

Ich schüttelte den Kopf. Ich wollte raus hier, raus aus diesem Zimmer, dem Krankenhaus und raus aus dieser Situation. Die Schmerzen die ich an meinem Kopf empfand waren mein geringstes Problem, doch zwei Menschen vor mir sitzen zu haben mit dieser Trauer in ihrem Gesicht bedrückte mich doch sehr. 

Sie müssen mich wirklich lieben, dachte ich bei mir. 

Die Tür ging mit einem heftigen Knall gegen die Wand auf, ein junger Mann im weißen Kittel betrat den Raum, sein Blick auf seine Aufzeichnungen gerichtet. Er blickte hoch und sah überrascht über die Tatsache das ich schon wach war aus. Kurz zeichnete sich ein Lächeln auf seinen Lippen ab und mir war als wöllte er etwas sagen, doch als er die anderen zwei Personen in meinem Zimmer sah fing er sich schnell.

Er räusperte sich um auf sich aufmerksam zu machen. "Wie geht es Ihnen, Miss Handerson?", fragte er mich und kam auf mich zu. "Gut." antwortete ich unter seinem wachsamen Blick, ", denke ich jedenfalls." fügte ich schließlich noch hinzu. 

"Gut?! Es geht dir gut?!" fuhr die Frau neben mir mich an. Kyle legte seine Hand beruhigend  auf ihren Arm und sagte zu dem Arzt gewandt: "Sie hat ihre Erinnerung verloren.". Es war als würde ihm in diesem Moment erneut bewusst, was dies bedeutete und erneut begann er mit den Tränen zu kämpfen. 

Ich wollte etwas tun, ihm helfen, ihn beruhigen. Aber wie? Ich kannte ihn schließlich nicht, ich kannte ja nicht einmal mich selbst.

Erneut wurde es still in dem Raum, der Arzt fühlte sich wohl nicht verpflichtete darauf zu antworten. Seinem Blick zu folge, war er sich nicht sicher ob er die Aussage glauben sollte.

Seine grauen Augen ruhten auf mir, er versuchte meinen Blick zu durchdringen und erst jetzt wurde mir klar wie gutaussehen er war. 

Einzelne Strähnen seiner durcheinanderliegenden Haare vielen in sein kantiges Gesicht und seine Lippen versuchten ein Wort oder gar einen Satz herauszubringen, doch etwas hinderte ihn.

"Doktor?" unterbrach letztendlich Kyle die Stille. "Ja ähm.." begann er und brachte seine Gedanken wieder in Zaun, "Stimmt dies denn?" stellt er mir nun die Frage. 

Ich nickte, woraufhin er sich Notizen auf seinen Block machte. "An keine.. keine einzige Erinnerung?" fragte er mich leise und ich nickte erneut. Er setzte den Stift ab, doch bevor er sich uns erneut zuwandte atmete er tief ein und aus.

Er hob nun sein Gesicht wieder und diesmal lag in ihm ein ganz anderer Gesichtsausdruck. Besser gesagt gar keiner, er sah aus wie eine Plastikfigur ohne jegliche Gefühl.

"Nun Miss, ich würde sagen ruhen Sie sich ein wenig aus und Morgen beginnen wir mit einigen Untersuchungen." ergriff er nun das Wort. Wie unter Strom gesetzt  stand er auf und wollte gehen, kurz vor der Tür drehte er sich noch einmal um, "Sie sollten gehen, für Heute war es genug aufregen für Mrs Handerson ."  sagte er an die Frau und den Mann gerichtet.

"Die Frau und der Mann", ich schüttelte meinen Kopf vor eigener Dummheit. Eher meine Mutter und mein Freund, aber diese Begriffe schienen mir nicht gut um zwei mir fremde Menschen zu beschreiben. 

Der Arzt nickte mir letztendlich zu und verließ den Raum.