Kreuzberg 361

Und nu?

Keine halbe Stunde später war Tareks Küche aufgeräumt und der Tisch gedeckt. Laura hatte die Zeit genutzt und sich gleich zu schaffen gemacht. Gerade als Maxim frisch geduscht und offensichtlich rasiert nur in einem Handtuch bekleidet aus dem Bad kam rief Laura alle zum Essen. Nico war der erste der seinen Kopf um die Ecke in die Küche streckte. „Hab ich grad essen gehört?" fragte er und drückte seinen Rücken durch während er sich die Zigarette anzündete, die er wohl gestern Nacht noch im Mund gehabt hatte. „Ja hast du. Holst du vielleicht alle anderen noch ran?" fragte Laura grinsend. Der Mann war auch ein Anblick für sich. „Für dich alles, meine Gute!" murmelte Nico und verschwand wieder ins Wohnzimmer. Dafür, dass sie sich erst seit gestern kannten...

Schon 5 Minuten später stand auch Maxim, diesmal ganz angezogen, in der Küche und hinter ihm tauchte Caro auf. Die sah allerdings nicht mal halb so fit aus. „Frohes Neues!" murmelte sie und schmiss sich auf einen der freien Stühle. Nico ließ sich neben sie fallen und zog ein ähnliches müdes Gesicht während er seine Kippe im Aschenbecher auf der Anrichte ausdrückte. Sil-Yan exte seine Tasse Kaffee in einer Sekunde und stöhnte danach auf vor Kopfschmerzen. „Leute, ihr seht alle so fertig aus!" grinste Laura und guckte sich suchen nach Tarek um. „Aber wie! Wärt ihr mal mit mir laufen gekommen...dann hätten wir auch noch zusammen duschen können." Meinte Maxim jetzt in Richtung Caro, die trotz ihres müden Auftretens den Mittelfinger hob. Laura wusste genau, dass die Blonde unter ihren ungekämmten Haaren verdammt rot geworden war. Schnell versuchte sie das Thema umzulenken. „Hat irgendwer von euch Tarek mitgebracht?" „If dachte daf übernimmft du!" murmelte Nico in sein Brötchen. „Warum sollte ich?" stammelte Laura beinahe herum und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass allein der Gedanke an Tarek sie nervös werden ließ. „Na ihr habt doch immerhin in einem Bett geschlafen oder?" meinte Sil-Yan ganz plausibel. „Oder habt ihr vielleicht generell miteinander geschlafen und jetzt bist du total verknallt in ihn und es wird noch viele weitere seltsame Momente in dieser Gruppe geben?" meinte Maxim grinsend.

„Halt dein Maul, Maxim!" kam es nun donnernd aus dem Flur und im nächsten Moment trat Tarek nur in einer Boxer in die Küche. Laura wusste nicht mehr wo sie hinsehen sollte und fummelte nun hektisch an dem TShirt herum, welches sie trug. „Wir haben nicht miteinander gepennt. Allerdings ist hier tatsächlich grad was seltsam: Wieso sieht meine Küche so ordentlich aus?" fragte Tarek nun in die Runde. „Ich hatte noch ein bisschen Zeit heute früh und da dachte ich...naja da hab ich halt aufgeräumt." Meinte Laura und hielt dem Mann vor ihr ein Glas Orangensaft hin. Mit seiner gesunden Hand griff er danach und setzte sich dann neben Sil-Yan an den Tisch. „Willst du hier einziehen? Jemanden wie dich kann ich in meinem Leben gebrauchen!" grinste er ihr jetzt zu und Laura lachte nur unruhig. Was stellte er bloß mit ihr an? Verzweifelt guckte sie zu Caro um einen telepathischen Hilferuf auszusenden, aber die war gerade damit beschäftigt Maxim anzustarren, der in aller Ruhe sein Rührei reinschaufelte. Mit Hilfe war also nicht zu rechnen...

„Was steht'n heute an?" fragte Nico und zündete sich erneut eine an. „Alter, ich hab dir doch gesagt, dass in der Küche nicht geraucht wird." Entschuldigend zuckte Nico in Richtung Tarek mit den Schultern und schaute dann wieder fragend in die Runde. „Ich wär für's Schwimmbad am Spreewaldplatz." Meinte Maxim. Die beiden Mädels beteiligten sich nicht an der Tagesplanung, weil es für sie vollkommen außer Frage war, dass die Männer sie einplanten. Nach 10 minütiger Diskussion wandte sich Sil-Yan an Laura und Caro. „Habt ihr vielleicht auch ne Meinung dazu?" grinste er die Beiden an. „Na hör mal, kann ja keiner wissen, dass wir jetzt zu euch gehören." Empörte sich Caro, die eindeutig noch unter ihrem Kater litt. „Ist da jemand zickig?" fragte Maxim leise lachend. Sofort war Caro stumm und zog ein Gesicht wie drei Tage Regenwetter. „Leute, lasst sie erstmal auskatern. Aber ich würde sagen wir sind dabei, oder Caro?" Die nickte jetzt nur noch, schnappte sich Maxims Kaffeetasse und exte das Ding leer. Der große Mann konnte nur schmunzeln und begann die Tagesplan zu klären.

„Also erst bringen wir die Mädels nach Hause, damit die ihr Badezeug – bevorzugt Bikinis - holen können und dann laufen wir zusammen zu Nico und mir und holen unser Badezeug und für Sil-Yan haben wir auch ne Badehose dabei. Und Tarek kann eh sein Zeug von hier mitnehmen. Und dann gehen wir von mir zum Schwimmbad, weil ich ja nicht weit entfernt wohne und dann machen wir uns einen schönen Tag!" Einstimmiges Nicken am ganzen Tisch. „Mädels, wo genau wohnt ihr?" „Adalbertstraße also auch nicht weit entfernt." „Herrlich, na dann wollen wir mal!"

Gesagt, getan. Die Gruppe machte sich gerade auf den Weg zu den beiden Mädels als Nicos Handy klingelte. Genervt ging er ran. „Was'n?"..."Rufi? Ja wir gehen ins Schwimmbad."..."In einer Stunde ungefähr."..."Jo, bis dann!" Sprachs, hatte er auch schon wieder aufgelegt. Auf eine Erklärung wartend schauten ihn alle an. „Achso ja Rufi, Reko und Dorian würden noch mitkommen." „Solange die uns nicht die Mädels ausspannen." Lachte Tarek und legte spielerisch seinen Arm um Laura, die schon wieder nicht mehr gerade denken konnte. Dann ging die Gruppe weiter und Tarek ließ seinen Arm glücklicherweise genau dort wo er hin gehörte. Um Lauras Schultern. In der Adalbertstraße angekommen machten sich Laura und Caro schnellstens auf die Suche nach ihren Badesachen. Gerade als alles in die Beutel geworfen wurde, hörte man schallendes Gelächter aus dem Bad. „Sie haben die Wand entdeckt!" grinste Laura und zog Caro hinter sich her zu den Männern. „Gefällts euch?" fragte die Braunhaarige. „Na aber hallo, hier kann man ja noch richtig was lernen!" bestaunte Nico die mit Bildern und Artikel vollgestopfte Wand. Alle Artikel waren aus Frauenzeitschriften herausgeschnitten und handelten größtenteils von Sex. „Ich weiß schon alles, keine Sorge!" zwinkerte Tarek Laura zu und mobilisierte alle zum Gehen. „Luft holen, Laura!" murmelte Caro ihrer Freundin zu, weil sie genau gemerkt hatte wie sehr Laura auf Tarek stand. Angesprochene nickte nur unaufmerksam mit dem Kopf und folgte den Männern. Keine zehn Minuten später standen alle vor Maxims und Nicos Haustür. Auch dahinter befand sich eine richtige Männer-Bude, nur eben wesentlich größer als Tareks. Neugierig sahen sich Laura und Caro um während man aus der Küche hören konnte wie Tarek und Sil-Yan sich ein Bier aus dem Kühlschrank genehmigten. „Wie könnt ihr schon wieder trinken?" seufzte Caro und rieb sich vorsichtig die Schläfen, nur um danach auf den Balkon zu gehen. Von hier aus konnte man tatsächlich den Balkon der Mädels sehen. „Na das ist ja ein krasser Zufall!" murmelte Laura neben ihr, da sie wohl auch gerade die Palettenmöbel entdeckt hatte. Caro ging vom Balkon und öffnete aus der Kalten die Tür, die sie als Maxims Schlafzimmer vermutete. Unrecht hatte sie nicht, aber schlechtes Timing schon. Maxim war nämlich gerade dabei sich umzuziehen. „Wusstest du, dass ihr auf unseren Balkon gu-..." sie stockte im Satz als sie direkt auf Maxims nackten Hintern starren konnte. „Jesus!" flüsterte sie eher zu sich selbst und zog die Tür wieder zu. Man hörte Maxim noch lachen, aber Caro war schon wieder in der Küche und nahm einen Schluck Bier auf den Schock. Nico wollte sie gerade auf ihren Kommentar von vorhin ansprechen, aber Laura konnte sich schon denken was passiert war und meinte nur trocken „Sag jetzt einfach nichts, Nico!" Im nächsten Moment kam Maxim nur in seiner Badehose um die Ecke und Lauras Gedankengang wurde bestätigt. Grinsend guckte sie zu Caro die nun hochrot versuchte Maxims Blick standzuhalten und nicht auf seinen stählernen Bauch zu gucken. „Als wir vorhin bei euch waren konnte ich es mir schon denken, ja!" beantwortet der nun seelenruhig die Frage der Blonden.

„Können wir dann mal los, ich wette Rufi ist schon ungeduldig!" meinte Sil-Yan und nachdem auch Maxim sich wieder angezogen hatte  machte sich die Gruppe endlich Richtung Spreewaldplatz.