Das holde Weib

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Die Treppe zu den Rutschen war nicht annähernd so anstrengend wie sie aussah und als sie oben ankamen drückte ihnen der Bademeister einen Reifen für zwei Personen in die Hand.

„Na dann wollen wir mal. Einsteigen bitte!" meinte Tarek und hielt Laura seine Hand hin. Etwas nervös ergriff sie diese. Versteht es nicht falsch, es war nicht die Rutsche die Laura nervös machte, sondern der große Mann, welcher sich jetzt hinter sie in den Reifen quetschte. Allein das Gefühl von Tareks Oberschenkeln an ihren ließ sie auf ganze falsche Gedanken kommen und als der Tunnel kaum angefangen hatte wollte Laura am liebsten ganz schnell wieder unten sein. Tarek hatte offensichtlich auch seinen Spaß, denn seine raue Lache drang durch die ganze Rutsche. In einer steilen Kurve packte Tarek Laura an der Hüfte um nicht aus dem Reifen zu kippen. Da war es ganz vorbei... nach endlosen Stunden kamen sie in dem kühlen Wasserbecken an und Laura konnte erleichtert aufatmen.

Bis zu dem Zeitpunkt an welchem sich Tarek hinter sie stellte und wieder eine Hand an ihre Hüfte legte. „Wiederholungsbedarf!" murmelte er in ihren Nacken und auch wenn sie es so sehr versuchte, die Gänsehaut am ganzen Körper war sicherlich auch ihm aufgefallen.

Schnell verließ Laura den Rutschenbereich und ging zu ihrer Liege. Im Weggehen hörte sie ein leichtes Glucksen aus Tareks Richtung. Dieser Idiot wusste genau was er mit ihr anstellte! Gerade hatte sie die Augen geschlossen und war kurz davor wegzunicken, da konnte sie mit einem Ohr ein Gespräch belauschen.

„Tarek, fahr dich doch mal runter!" Das war eindeutig Reko.

„Würde ich ja gerne, aber ständig spannst du mir irgendwelche Weiber aus." IRGENDWELCHE WEIBER? Na jetzt ging es ja los...

„Na wenn sie doch nur irgendein Weib für dich ist, dann kann ich ja auch ran!" zischte Reko ihn an. Offensichtlich dachten die Beiden, dass Laura schlief.

„Nein Mann, du weißt doch wie ich es meine. Ich könnt mir das mit der Kleinen schon vorstellen. Also nicht nur Ficken, sondern eben mehr..." druckste Tarek herum und Laura musste sich ein Grinsen verkneifen.

„Bruder, tu was du nicht lassen kannst, aber wenn sie Interesse an mir zeigt, werd ich nicht nein sagen." Grummeln von Tarek und ein „Ihr seid wie ein altes Ehepaar!" von Sil-Yan, dann war Ruhe. Ein paar Sekunden später fielen Laura die Augen zu.

Als sie aus ihrem Tiefschlaf erwachte und nur noch im Halbschlaf war schaukelte es merkwürdig um sie herum. Das passte ganz gut, denn Laura hatte von der Aida geträumt. Verschlafen kuschelte sich Laura weiter an das, was sie als ihr Kopfkissen vermutete. Komischerweise war ihr Kopfkissen übermäßig warm und hart. Müde öffnete sie die Augen und sah makellose leicht behaarte braune Haut. „Gut geschlafen, Prinzessin?" Immer noch leicht neben der Mütze realisierte sie jetzt erst, dass Tarek sie trug. „Oh Gott, Tarek. Lass mich runter!" „Warum?" „Na hör mal, ich bin bestimmt viel zu schwer für dich!" „Schätzchen, du wiegst nix. Ich kann sogar Maxim so tragen, wenn es sein musst. Und überhaupt: guck dir mal meine Muskeln an!" Als wäre ihr das nicht schon aufgefallen.

„Wohin gehen wir überhaupt?" „Raus!" „Raus? Bist du irre, da sind vielleicht 2 Grad!" „Wir gehen nur kurz ins Kältebecken, damit du wieder wach wirst. Es ist noch viel zu früh um müde zu sein!" Resignierend seufzte Laura. Tarek war vermutlich sturer als Caro und das sollte was bedeuten.

Am Kältebecken stiegen die Beiden vorsichtig ein und Laura konnte bestens beobachten, wie Tarek nach jedem Zentimeter mehr im Wasser leise schreiend wollte aber es sich verkniff. Es war wirklich arschkalt!

„So und jetzt?" bibberte Laura und guckte Tarek an, der anfing zu schwimmen. „Na du musst dich bewegen!" rief er ihr zu und schwamm im Kreis um sie herum. Schließlich folgte sie ihm, aber so richtig warm wurde ihr trotzdem nicht. „Tarek es hilft nicht!" wie ein nörgelndes Kleinkind stellte sich Laura an die Beckenwand. Tarek kam gerade auf sie zu geschwommen. „ Na da muss ich wohl nachhelfen, hm?" fragte er und zog sie mit einem Ruck an ihren Hüften in seine Arme um sie dann zu umarmen. Tatsächlich war sein Körper warm, aber eben auch genauso durchtrainiert und während er seinen Griff leicht lockerte und sie mit seinen braunen Augen regelrecht anstarrte wurde Laura plötzlich sehr sehr heiß. Seeeeehr heiß! Also lieber schnell ablenken. „Ich hab dich und Reko vorhin diskutieren gehört." Eigentlich die vollkommen falsche Richtung für ein neutrales Gespräch, aber wenn man schon mal dabei war...

„Oh." Kam bloß von Tarek, der auf eine genauere Deutung des Gesprächs wartete. „Ich fürchte ich muss Reko enttäuschen..." meinte sie leise. Tarek hatte nun eine kleine Nachdenkfalte auf der Stirn. „Ich versteh nicht ganz..." meinte er und allein der Klang seiner tiefen Stimme ließ ihre Knie schwach werden. Schnell griff sie nach seinen Schultern. Meine Güte, hatte der Mann eine Körperstelle ohne Muskeln?!

„Man Tarek, ich find Reko nicht so toll. Aber es gibt da jemand anderen... mit dem ich mir was vorstellen könnte." Nuschelte sie herum. „Oh man, es ist Maxim oder?" fragte Tarek sauer und ließ ihr Hüfte los. „Mein Gott, Tarek Ebéné! Maxim hat sich da drin wahrscheinlich schon meine beste Freundin gegönnt! Ich meine dich du Blödmann!" Überrascht griff Tarek wieder nach ihrer Hüfte. „Achso. Sorry manchmal steh ich echt auf'm Schlauch. Also zusammengefasst: du stehst weder auf Maxim, noch auf Reko, aber du könntest dir was mit mir vorstellen?" Zögerlich nickte Laura und schaute den großen Mann von unten an. „Wenn du mich so anguckst...!" meinte er leise und beugte sich langsam zu ihr runter. Kein Whirlpool dieser Welt hätte so warm sein können wie das Außenbecken in diesem Moment. Laura zog sich ein Stück an seinen Schultern hoch und er packte sie fest an der Hüfte um ihr Halt zu geben. Keine Sekunde später lagen seine Lippen auf ihren und bevor jemand etwas hätte sagen können war aus diesem ersten zarten Kuss eine wahre Rummacherei geworden. Ehe sich Laura versah hatte Tarek eine Hand um ihren Rücken geschlungen und die andere unter ihren Po getan, sodass Laura perfekt ihre Beine um den Nubischen legen konnte. Nach zehn Minuten war es den Beiden wohl trotzdem zu kalt und als sie sich voneinander lösten hatte Laura eine eiskalte Nase aber unfassbar warme Wangen.

„Für's erste Mal... lass uns reingehen!" grinste Tarek sie an und beinahe schüchtern nickte sie ihm zu. Gerade als sie etwas sagen wollte bemerkte sie, dass Tareks Blick ein bisschen runtergerutscht war und auf ihren Brüsten lag. „Dir scheint wohl sehr kalt zu sein." Lachte Tarek nun und zog die rotgewordene Laura dann auf seinen Rücken um sie huckepack reinzutragen.

Kaum drinnen hörte man Nicos lautes Gegröle der wohl irgendwie etwas gesehen hatte oder sich aufgrund der Huckepack-Aktion einfach etwas denken konnte. „Meine Güte Tarek. Du hast dir wohl ein holdes Weib gefangen!" Laura spürte das Vibrieren seins Lachens am Brustkorb. „Wieso eigentlich immer ich? Sieht keiner, dass Maxim schon eine Latte hat, wenn Caro nur neben ihm steht?" brüllte Tarek durch die Halle. Ein paar ältere Herrschaften musterten die wildgewordene Truppe empört, ein paar jüngere Mädchen kicherten albern und starrten Maxim aufmerksam an. Caro zeigte den drei Groupies den Vogel und machte sich dann wieder auf ins Becken.

„Danke Nubischer, jetzt haste sie vertrieben!" grinste er bloß und sprang zu den anderen ins Wasser.

Was sollte das mit dieser Truppe nur werden?


Kreuzberg 361Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt