Bonuskapitel 2

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Was wäre wenn...

,,Ich muss jetzt wirklich los."sagte ich und drückte Florian einen letzten Kuss auf die Lippen. ,,Ja, mach nicht zu lang."grummelte er grimmig in seine Kaffeetasse.

,,Mach erst mal einen Job wie ich."gab ich zurück. Ja, ich hatte mich dazu entschieden meinen Traum zu verwirklichen. Ich abeitete im Theater. Aber momemtan lief es schrecklich. Niemand kaufte Karten und nach und nach wurden Leute gefeuert. Ich war mir zu hundert Prozent sicher, dass ich als nächstes auf der Abschussliste stand.

Verdammt, ich war dreiundzwanzig und wollte unabhängig sein. Im Moment lief alles darauf hinaus, dass ich arbeitlos war und Flo würde mich niemals länger als zwei Wochen aus seiner Tasche leben lassen. Sein Geld war im heilig. Wahrscheinlich würde er mich auch verlassen, wenn er erfuhr, dass ich pleite und fast obdachlos war, denn meine Eltern wollte ich auch nicht um finanzielle Hilfe bitten.

,,Provozier mich nicht, Kleine!"warnte er mich. Wie ich es hasste, wenn er mich so nannte. Als hätte er die Oberhand. ,,Ich bin dann weg. Bis irgendwann mal."

In der Stadt angekommen, machte ich mich sofort auf den Weg in das nächste Café. Das Mäppchen meines Bruders war im Gegensatz zu Flos Kühlschrank voll. Darin befanden sich genau ein Stift und ein Radiergummi.

Ich wusste noch nicht einmal, warum ich überhaupt noch mit ihm zusammen war. Spätestens letzte Woche, als er mich als Schlampe bezeichnet hatte, weil ich nicht mit ihm schlafen wollte, hätte ich mich schon von ihm trennen sollen.

Mein Leben war komplett außer Kontrolle geraten. Ich hatte es mir doch immer ganz anders vorgestellt. Und nun war ich pleite, verzweifelt und in einer Beziehung, die zum Scheitern verurteilt war.

Ich rieb mir die pochenden Schläfen und drückte auf den Knopf 'extra stark' am Automaten. Als der Kaffee durchgelaufen war, machte ich mich auf den Weg zur Kasse. Grade als ich mich umdrehte, lief ein hochgewachsener Mann in mich rein. Der Pappbecher fiel aus meiner Hand auf den Boden. Toll, genau das hatte mir jetzt noch gefehlt.

,,Hey, du Trottel! Kannst du nicht aufpassen? Mach deine Augen auf, wenn du läufst."pampte ich die Person an und wollte ihn mit dem tödlichsten Killerblick ansehen, den ich drauf hatte. Doch meine Gesichtzüge froren ein und hinterließen schmerzhaftes Stechen in meiner Lunge.

,,Talia?"keuchte er auf. Seine schlanke Figur steckte in dreckigen Arbeitsklamotten und er trug einen Bart, der ihn noch südländischer wirken ließ. Außerdem war seine linke Augenbrauen durch eine Narbe in zwei Teile geteilt.
Das fiel mir sofort auf, denn ich hatte sein Gesicht immer in Erinnerung behalten.

,,Damian, was tust du denn hier?"fragte ich fassungslos. Fünf verdammte Jahre hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Als er sich damals, vor meinem Haus, von mir verabschiedet hatte, war es das letzte mal, dass ich ihn gesehen hatte. Und nun stand er vor mir. Gesund, aber war er auch glücklich? Denn das war der einzige Grund, aus dem ich ihn ohne Widerstand hatte gehen lassen.

,,Ich habe hier einen Auftrag von meiner Umzugsfirma und mache grade Pause. Wie geht es dir?"erklärte er. Er hatte also tatsächlich nicht studiert. Sollte ich ihm wirklich von meinem armseligen Leben erzählen? ,,Gut, wirklich super. Und dir?"behauptete ich dann.

Damian zuckte mit seinen breiten Schultern. Wahrscheinlich waren sie vom ganzen Möbel schleppen noch breiter geworden. ,,Muss, ne? Wohnst du hier?" Er klang nicht wirklich begeistert. Zögernd nickte ich. ,,Ich habe eine Wohnung hier, nah am Theater, damit ich schnell zur Arbeit kann."-die wahrscheinlich bald nicht mehr meine Arbeit ist.

Er zog überrascht die Augenbrauen hoch und nickte anerkennend. ,,Ich wusste schon immer, du würdest beim Theater bleiben." Nervös lächelte ich ihn an. Wenn er nur wüsste. ,,Ich wohne bei meiner Schwester in Bremen. Sie hat jetzt geheiratet und ein Haus gekauft. Ich kann das Gästezimmer haben."lachte er genauso wie ich eben noch und katzte sich verlegen am Hinterkopf.

Schön zu wissen, dass seine Schwester glücklich war und er, wie es schien, nicht so wirklich.
Es zerbrach mir fast das Herz.

,,Hey, ich habe noch eine halbe Stunde Zeit. Hast du vielleicht Lust auf ein Frühstück? Ich lad' dich ein."schlug er schüchtern vor. Ich wollte wissen, wie die letzten fünf Jahre für ihn waren, was er gefühlt und erlebt hatte. Aber ich befürchtete, die Zeit würde nicht reichen. Doch es war ein Anfang.

Gemeinsam holten wir uns etwas zu essen und setzten uns an einem kleinen Tisch am Fenster.

Ich erfuhr, dass er anfangs Schwierigkeiten hatte, einen Job zu finden, da er die Bewerbungsgespräche immer vermasselte. Und ich erzählte ihm, dass ich gelogen hatte und momentan totale Probleme hatte, dazu gehörte auch Florian. Damian berichtete mir von Elenas Hochzeit und am Ende fühlte ich mich, als wäre ich selbst dabei gewesen.

Wir tauschten Nummern aus und versprachen und fest, dass wir uns wieder sehen würden.

Damals hatte Damian mein Herz mit genommen, als er gegangen war. Doch jetzt fühlte ich mich, als hätte er es mir wieder zurück gebracht.

Das wäre passiert...

...wenn Damian nicht wieder zurück gekommen wäre.

Damn actingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt