Kapitel 3

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Eine Weile später kehrte er mit ihrem Bogen zurück und sie riss ihn hastig an sich. Sie begann unverzüglich damit, ihn auf Makel zu untersuchen, obwohl es keinen erlässlichen Grund gab, dem Verlassenen zu misstrauen. Sie warf dem Priester noch einen bösen Blick zu, dann verließ sie geschwind den Raum.

Bevor sie ein angemessenes Gasthaus aufsuchte, um dort zu nächtigen, schlenderte sie noch eine ganze Weile durch Unterstadt und beäugte die neue, unbekannte Umgebung. Wieder fragte sie sich, wie es möglich sein konnte, dass sie noch nie zuvor hier gewesenen war.

Sie sah sich interessiert Ware verschiedener Händler an. Vieles von diesen Dingen reizte sie und sie hatte das Bedürfnis, das ein oder andere Item mitzunehmen. Jedoch fehlte ihr dazu das benötigte Gold. Voller Faszination sah sie sich die vielen Erbstücke an, bis einer der Händler auf die zierliche Gestalt aufmerksam wurde und das Gespräch mit der Elfe suchte.

„Ich grüße euch, junge Dame, was führt eine liebliche Gestalt wie euch zu so später Stunde in diese kalte, düstere Kanalisation?”, säuselte er auf eine sehr charmante, beinahe schmierige Art und Weise. Ein wenig überraschte sie sein schmeichlerisches Auftreten, welches sie sonst nur von gierigen Goblins gewohnt war, die versuchten ihr die neuesten und angeblich besten Maschinen anzudrehen. Zögernd begann sie: „Nun ja, ich bin nicht freiwillig an diesem Ort.” „Das klingt, als hätte die dunkle Fürstin euch auf dem Gewissen.”, schmunzelte er leicht amüsiert. „Damit dürftet ihr womöglich richtig liegen.”, murmelte sie etwas abwesend, während sie sich neugierig zur Seite drehte.

In ihrer kurzen Abwesenheit, ergriff der Untote die Chance und musterte die Blutelfe von Kopf bis Fuß und betrachtete ihren zarten, geschmeidig aussehenden Körper. „Hey!”, flüsterte er plötzlich und bedeutete ihr mit dem Zeigefinger, näher zu kommen. Zögerlich beugte sie sich zu ihm, so wie auch er es jetzt tat. „In dieser Truhe befinden sich ein paar tolle Schmuckstücke..”, brummte er, während er über die raue Oberfläche der Kiste strich. „Und ich wäre bereit, euch ein euch ein äußerst schmackhaftes Angebot zu machen.”

Ihm entwich ein dunkles, kaum hörbares Kichern. Langsam näherte er sich ihrem Gesicht und hob seine Hand, um ihre Wange zu berühren. Ekel machte sich in ihr breit und sie spürte, wie sich ihr beim Gedanken an seine womöglich Forderung der Magen verdrehte. Ein Stück seinen Kiefers fehlte und von ihm wehte ein widerwärtiger Gestank herüber. Aphira besaß große Mühe, einen Würgereiz zu unterdrücken. Sie schluckte all den Ekel und die Abstoßung herunter, packte seine knochige Hand und sagte: „Nicht einmal für all eure Besitztümer.” Dann schlug sie sie mit voller Wucht auf die staubige Theke, sodass es ein lautes Krachen verursachte und sich die anderen Händler neugierig zu ihnen drehte. Der Untote schnaubte und sie machte sich daraufhin auf den Weg in das nächstgelegene Gasthaus, wo sie anschließend den Rest der Nacht, der übrig geblieben war, verbrachte.

Dort angekommen, gab sie dem Gastwirt ein bisschen Gold und begab sich dann zu ihrem Schlafgemach. Hinter geschlossenen Türen legte sie ihre schwere Rüstung ab, zog sich ein leichtes Hemd über und kroch dann unter die Decke. Erschöpft von diesem Tag, atmete sie einmal tief durch und kurze Zeit später ging sie über, in die Welt der Träume.

Fortsetzung folgt...

Broken Spirit #Wintertraum 18 | Abgeschlossen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt