Chaos

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Ich wachte gegen Mittag auf und zog meine Schwarze Skinny Jeans mit den Löchern im Knie vom Vortag an, ebenso mein weißes Top, ehe ich mich auf den Weg ins Badezimmer machte. als ich die Tür zum Badezimmer wieder aufmachte, folgte ich dem Kaffee Duft und landete in der Küche. Jo stand Oberkörper frei am Küchentresen gelehnt und mit einer Tasse in der Hand wo 'Ich wars nicht!' draufstand. "Bekomme ich auch einen Kaffee?" er drehte ich um und holte eine Tasse aus dem Schrank und schenkte mir Kaffee ein. in der Zwischenzeit beobachtete ich ihn und mir schoss der Spruch 'Ein schöner Rücken kann auch verzücken' durch den Kopf. Als er sich wieder zu mir umdrehte bemerkte er meinen Blick und grinste. Oh Gott war das Peinlich, ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen und sagte stattdessen, mit einer Hoffentlich gelangweilt klingenden Stimme "Coole Tattoos" er musterte mich mit einer hochgezogenen Augenbraue und reichte mir die Tasse. "Danke und ebenfalls" sagte er und nickte in Richtung meines linken Beins, wo sich ein Traumfänger Tattoo mit bunten Federn befand. Jetzt wurde es allerdings von meiner Jeans bedeckt. "Danke" ich setzte mich an den Küchentisch, den Rücken zu Jo gewandt. 

In Gedanken schickte ich ein Stoß Gebet zu Gott, weil ich nicht Rot wurde. Jo schob den Stuhl zurück und setzte sich mir gegenüber an den Tisch. "Was steht bei dir Heute noch so an?" fragte er. Ich hatte mühe ihm nur ins Gesicht zu schauen und meinen Blick nicht weiter zu seinen Muskeln hinunter schweifen zu lassen. Jetzt verstand ich die Männer Welt ein klein wenig besser. "Nach Hause fahren, versuchen noch eine Runde zu Pennen und dann zur Arbeit." "Wo Arbeitest du denn?" "Asklepios Klinik" "Krankenschwester, Heiß. Hast du Nachtschicht?" ich verdrehte die Augen "Nein Spätschicht von 16:00 Uhr bis 24:00 Uhr" "Soll ich dich nach Hause fahren?" "Oh ja das ist wirklich lieb von dir" "Klar kein Ding, lass mich nur erst Frühstücken." Er holte 2 Schalen aus dem Schrank und Stellte Cornflakes und Milch auf den Tisch. "Bedien dich." Nachdem wir schweigend gefrühstückt hatten, schnappte ich mir meinen Rucksack und folgte ihm die Treppen runter zum Auto. 

"Wo ist eigentlich John?" ich hatte ganz vergessen das er ja auch dort wohnte. "Schon seit Stunden weg, der Kontrollfreak plant vermutlich bereits das nächste Ding." Am Auto angekommen machte er mir die Tür auf. "Wow, ein richtiger Gentleman oder hast du Angst ich würde beim Tür aufmachen das Auto zerkratzen?" lachte ich. "Beides" amüsiert schloss er die Autotür und stieg nun auf der anderen Seite ein. "Also wo wohnst du?" "Steilshoop" antwortete ich. Die Autofahrt verlief schweigend, ich für mein Teil fand es etwas unangenehm was sollte ich auch zu ihm sagen? 20 Minuten Später parkte er das Auto am Straßenrand. "Danke das ich bei Euch schlafen durfte" Danke das ich bei euch schlafen durfte? was besseres fällt mir nicht ein? oh man! "Kein Ding" winkte er ab und startete den Motor. "Bis dann!" rief ich ihm zu und machte mich auf den Weg, konnte es jedoch nicht verhindern das ich mich noch mal zu ihm umdrehte, ich bemerkte das auch er mir noch hinterherschaute, ehe er aus der Parklücke rollte.

In meiner Wohnung angekommen lief ich direkt in eine Graswolke hinein und überall lagen Leere Flaschen rum, es sah aus als ob eine Bombe eingeschlagen hätte. Burger King tüten säumten den gesamten Fußboden und bei gefühlt jedem Schritt blieb ich kleben. Ich wagte kaum ins Wohnzimmer zu schauen und als ich es doch tat traf mich fast der Schlag. Da war Erbrochenes auf dem Sofa und es stank nach Pisse. "KUBA!" brüllte ich durch die Wohnung. doch es kam keine Antwort. ich schaute in seinem Zimmer nach, doch anscheinend war er nicht mehr hier. Ich stöhnte genervt und machte mich ans aufräumen, wer weiß wann er das nächste mal wieder hier ist. Ich bring ihn um! Als ich mit Wischen fertig war und die Müllsäcke in Kubas Schlafzimmer platziert hatte musste ich mich beeilen noch unter die Dusche zukommen. Jetzt konnte ich nicht einmal mehr Schlafen bevor ich zur Arbeit musste! 

Auf der Arbeit ging es nicht besser weiter und ich stöhnte ein weiteres mal als ich den Dienstplan für diesen Monat sah. Ab morgen hatte ich für ganze 4 Tage Dienst im Rettungswagen. "Justin hat Magen-Darm und du musst für ihn einspringen." kam es von meiner Kollegin und guten Freundin Benedita. Sie drückte mir einen Kaffeebecher in die Hand und wir machten uns auf den Weg ins Pflegedienst zimmer für die Übernahme. Eigentlich hatte ich heute vorgehabt mit Benedita über Jo zuquatschen, für solche Gespräche, die sich um süße Typen drehte, war sie immer zuhaben. Doch leider wurde es heute so Stressig das wir keine 2 Minuten Ruhe hatten. Wir waren Unterbesetzt und als dann noch 5 Patienten von der Notaufnahme zu uns hoch auf die Intensiv gebracht wurden, hatte ich das Gefühl als würde ich nur noch im Kreis rennen.

Nach dieser Horrorschicht steig ich komplett gerädert in die U-Bahn ein und hatte Mühe die Augen offen zuhalten. Auf der Arbeit hielt mich das Adrenalin wach, doch jetzt wünschte ich mir nichts sehnlicher als bereits im Bett zu liegen. Zu Hause angekommen war von Kuba nichts zu sehen oder zu hören und ich ließ mich in mein Bett fallen. 

Die Ruhe allerdings währte nicht besonders lange, kaum war ich eingeschlafen wurde ich von einem Poltern geweckt. Ich drehte mich zur Seite, 03.45 zeigte mir meine Uhr an und ich fing an zu stöhnen. Ein Kichern drang durch meine Tür und ein pssst, seiten meines Cousin. Ich stand auf und riss genervt die Tür auf. "Seit gefälligst leise oder verpisst euch!" knurrte ich Kuba und seine heutige Eroberung an. Ich knallte die Tür zu und kuschelte mich wieder ein, doch diesesmal zog ich mir noch umständlich die Hose aus. Ich musste grinsen als ich daran dachte das jeden Moment Kuba die Tür zu seinem Schlafzimmer aufmachte und darin die Müllberge vorfinden würde, welche ich dahin verfrachtet hatte. "LENA!" brüllte nun Kuba auch schon los und hämmerte gegen meine Tür. "Was soll die verdammte scheiße? Ty Pizda!" Eine regelrechte Triade an weiteren Flüchen und beleidigungen folgten. Ich brüllte durch meine Tür, auf Polnisch zurück "selbst schuld du Arsch!" Nach einer weiteren Welle an schimpfwörten, hörte ich ein rumpeln danach es war relativ ruhig  geblieben, zumindest ruhig genug damit ich wieder einschlafen konnte.

Als ich das nächste mal aufwachte war es bereits Vormittag, ich sprang schnell unter die Dusche, machte mich fertig und zog mir fürs erste eine Jogginghose an. In der Küche wurde ich dann überrascht, die Mikrowellen Tür stand offen und darin eine Tasse. Kuba und ich hatten da über die Jahre ein Ritual entwickelt, welches allerdings in letzter Zeit etwas eingeschlafen ist. Wer zuerst aufsteht und Kaffee macht, lässt eine Tasse über und stellt sie in die Mikrowelle zum Aufwärmen. So konnte man seinen ersten Kaffe bereits genießen während die Kanne noch durch lief.
Die Mikrowelle piepste und vorsichtig trank ich einen Schluck, nicht weil ich Angst hatte mich zu verbrennen sondern eher weil ich mit Maggi, Essig oder ähnlichen gerechnet hatte, als eine Art Rache von Kuba. Doch mein Kaffee schmeckte so gut wie eh und je.

Strassenbande  | GZUZ FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt