Yaoi Oneshots

8. Tomjo

Jo wollte eigentlich nicht umziehen. Er wollte in dem kleinen Kaff wohnen bleiben, das niemand kannte, aber man untereinander gut mit jedem reden konnte. Jedoch bestanden seine Eltern darauf, dass sie auch eine größere Stadt kennenlernen müssen und nicht ihr Leben lang in diesem kleinen Städtchen bleiben können.
Also haben sie sich eine Wohnung in Ikebukuro gekauft- akwarder Name- und waren vor zwei, drei Wochen eingezogen.
Und heute mussten die drei wieder zur Schule.

"SAM DEIN HUND HAT MEINEN BLOCK ANGESABBERT!"
"HAT ER NICHT!"
"WER DEN SONST?!"
"Wir haben erst sechs Uhr morgens..."murmelte Jo und stand ächzend auf. Seine Eltern waren vermutlich schon außer Haus, sonst hätten seine jüngeren Geschwister nicht so rumgebrüllt.
Er riss das Zimmer seines Bruders auf und versuchte, der anwesenden Lilahaarigen keine reinzuhauen.
"Alex, wir haben sechs Uhr morgens, ich hätte noch ne Dreiviertelstunde schlafen können."
"Mala hat meinen Zeichenblock angesabbert."knurrte sie unglücklich und hob anklagend eine verwischte Zeichnung hoch, die eindeutig nach Dosenhundefutter roch.
"Prügelt euch später, wenn ich am Leben bin."meinte der Blonde und ging aus dem Zimmer, um noch eine halbe Stunde zu schlafen.
Unverschämtheit, bringt euch später um.

"Jo, ich hab keine Lust auf Schule."maulte Sam, als sie das Sekreteriat verlassen hatten.
"Nur weil du jetzt Mathe hast."
"Tch."
Seufzend musterte der Blonde seinen Stundenplan. Wenn man davon absah, das er gefühlt immer weit weg davon hatte, wo seine Geschwister waren, war er gar nicht so schlecht.
Zumindest hatte er jetzt kein Hassfach.
Geschichte war zwar nicht das, was ihn so richtig freut, aber allzu schlecht fand er das Fach nicht.

Diese Klassenraumkonstellation war mehr als nur verwirrend für den Blonden. Überall waren Seitengänge- Wer dachte sich so nen Mist aus?! Wenigstens war auch sein Lehrer zu spät zur dritten Stunde, also konnte er sich zusammen mit den anderen hinsetzen. Er entschied sich sofort für einen der wenigen freien Plätze in der hintersten Reihe. Hallo? Wer setzt sich freiwillig nach vorne? Hinten war es einfach insgesamt einfacher.

Verwundert schaute er die Stuhlreihe an. Rechts, also am Gang, saß offenbar jemand, dann waren zwei Plätze frei und dann saß nochmal jemand da. Warum saßen die jicht direkt nebeneinander? Wär doch viel einfacher gewesen.
Jedenfalls setzte er sich einfach mal auf einen der Stühle und stellte seinen Rucksack unter den Tisch, während er die Blicke der anderen ignorierte. Vermutlich, weil er neu war, dachte er.
Er hätte nie daran gedacht, dass es an seiner Platzwahl lag.

Nach etwa einer Viertelstunde- ging um irgendwelche Herrschaftsmodelle im 20. Jahrhundert, so genau hörte er doch nicht zu- ging die Tür so ruckartig auf, das alle sofort den Lehrer ignorierten.
Vor der Tür standen zwei Jungs.
Der eine sah aus, als ob er seit drei Monaten nicht geschlafen hatte, der andere sah aus, als wäre er schon tot.
Die Wange des Schwarzhaarigen war angeschwollen, während der Zweite ein blaues Auge hatte.
Der Lehrer runzelte die Stirn, schien sich jedoch nicht groß zu wundern. Offenbar passierte das öfter.
"Tom, Jonathan, hinsetzen."meinte er kurz, ehe er mit monotoner Stimme anfing, weiter das Modell der liberalen Demokratie erläuterte.

Die Zwei waren so damit beschäftigt, sich gegenseitig wütend anzufunkeln, das dieser Typ mit den Augenringen- offenbar sein neuer Sitznachbar- ihn erst bemerkte, als sowohl er als auch der Andere saß. Erst jetzt bemerkte Jo, das auf dem Block von ihm 'Tom Dark' stand. Wow, endlich wusste er, wie der Typ hieß.
Entgeistert starrte er ihn mit rotbraunen Augen an. Der Blonde starrte zurück. Warum denn auch nicht? Als ob der Typ ihn umbringen würde oder so.
Er hatte das Gefühl, das die Hälfte der Klasse angespannt die Luft anhielt.
Als ob hier keiner so viel Eier in der Hose hat, um den Typen hier anzustarren.
Dann grinste der Typ- was aufgrund eines kollektiven Klassenluftholens offenbar eine Seltenheit war- und schaute wieder nach vorne. Meine Fresse, so schwer war das doch nicht.

Als er auch wieder nach vorne schaute, spürte er nach kurzer Zeit, wie eine Hand über seinen Oberschenkel strich. Reflexartig packte er sie und bog sie solange nach hinten, bis ein leises Zischen ertönte und die Hand zurückzog. Der andere Typ- Jonathan vermutlich, der einen Platz aufgerückt war- grinste Jo an und rieb sich das Handgelenk.
Er rümpfte die Nase. Der Rothaarige sah nicht nur aus wie ein Leichnam, er roch auch wie eine drei Wochen alte, tote Maus.
Der Blonde funkelte ihn nochmal sauer an, ehe er wieder mehr oder weniger dem endlosen Geschwafel des Lehrers folgte.

Die restliche halbe Stunde bestand hauptsächlich aus Starr- Wettbewerben mit seinem Sitznachbar und Abwehren von Grabschattacken von dem Typen links von ihm. Irgendwann musste der Lehrer noch einige Sachen kopieren, also gab er ihnen Pause.
Der Blonde wollte von diesen Irren weg, jedoch wurde er von einem Schwarzhaarigen gestoppt. Seine Augen funkelten rot.
"Geh lieber zu meinen Geschwistern. Sie werden schnell aggressiv und besitzergreifend, aufgrund deines Übermutes musst du das jetzt aushalten."
"Tch, nur weil ich sie wie normale nervige Menschen behandelt habe?"
Sein Gegenüber musterte ihn grinsend.
"Ich seh schon, warum sie dich interessant finden."
Mit diesen Worten schubste er ihn wieder Richtung Tom und Jo.

Nachdem er fünf Minuten lang Berührungen und Fragen mehr oder weniger erfolgreich abgeblockt hatte- und nebenher diesen Typen von voher verfluchte- setzte er sich wieder, als die Lehrkraft den Raum betrat.
Überrascht wandte er leicht den Kopf, als sein schwarzhaariger Sitznachbar leise anfing mit ihm zu reden.
"Jo?"
"Hm?"
"Lass dich nicht auf Jonathan ein."flüsterte er und schaute wieder nach vorne, bevor er Jo's überraschten Blick sah.
Dieser Typ war definitiv interessant.

"Wie wars Jo?"
"Hm... Interessant."
"Cool, ich hab ne Dark kennengelernt."
"Ich hab zwei getroffen."
"Warum trefft ihr so komische Leute?!"

Ich bin müde. Meh. Hinterfragt den Scheiß nicht.
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