Kapitel 4 - Recht und Unrecht

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Ich schaute ihn mit großen Augen an und sagte für gefühlte 5 Stunden nichts. Dafür gab es 2 Gründe: Erstens fehlten mir die Worte und alles in meinem Gehirn war plötzlich nur noch ein weißer, leerer Raum. Zweitens war sein unverschämt gutes Aussehen dafür verantwortlich, da es mich wortwörtlich sprachlos machte.

Wäre er bloß nicht so ein großes Arschloch...

,,Bist du bald fertig damit, mich anzustarren? Ich würde gerne heute noch in die Mensa kommen.", sagte er schließlich und sein süßes Lächeln verwandelte sich schnell in ein genervtes Augenrollen.
,,Ja natürlich, Sorry.", antwortete ich, als die deutsche Sprache endlich in mein Gedächtnis zurückkehrte.
Ich machte einen Schritt zurück und vermied Augenkontakt mit ihm, bevor ich mich schließlich umdrehte und ebenfalls in die Mensa ging.

Was war das gerade?

In der Mensa holte ich mir mein Mittagessen und setzte mich zu Jonas und Anna. Die beiden waren schon in einem Gespräch verwickelt, also beschloss ich mich einfach leise neben Anna zu setzen und zu essen.
Ich war schon fast mit dem Essen fertig, da kam James.

Wisst ihr noch, als ich den vierten unserer Bande erwähnte, der immer dann auftaucht, wann er Bock hat? Das ist James.
Er ist der Rebell unserer Schule, so könnt man ihn nennen. Ihn juckt es nicht, was jegliche Autoritätsperson sagt, sei es Lehrer oder Mutter. Seinen Vater sieht er nicht oft, da seine Eltern getrennt leben und sein Vater weggezogen ist, um jemand anderen zu heiraten.
James war ein guter Junge, tief im Herzen. Er zeigte seine emotionale Seite aber nur den wenigsten. Alle anderen bekamen immer den kalten und gemeinen James Cherk zu sehen.
Ich bin dankbar dafür, seine richtige Seite kennen zu dürfen. Ich glaube, die andere würde ich nicht mal für 20 Sekunden aushalten.
Falls ihr euch fragt, wie er aussieht: Stellt euch einfach einen James Franco in junger Form und einer kleinen Narbe auf der linken Wange vor.  Wie sie dahin gekommen ist, das weiß übrigens keiner.

,,Na sieh mal einer an, wir dachten schon du hast Schule komplett aufgegeben.", begrüßte ihn Jonas und meine Lippen formten ein Lächeln.

,,Ich bin auch froh, dich zu sehen Jonas.", erwiderte er. ,,Außerdem würde ich niemals komplett aufhören, zur Schule zu gehen,allein schon weil ich euch zu sehr vermissen würde!", fügte er hinzu und machte einen Schmollmund.
,,Komm, setz dich.", bot ich ihm an und zeigte auf den Stuhl neben mir.
,,Aber gerne, wie kann ich zu so einem Angebot Nein sagen?", antwortete er und setzte sich samt seinem Tablett neben mich. Er verschwendete keine Zeit damit, sich mit uns zu unterhalten und fing direkt an, zu essen. Ich hielt es für das Beste, ihn nicht zu stören und redete mit Anna über mein vorheriges Ereignis mit Theo.
,,Und dann meinte er schamlos zu behaupten, ich würde ihn anstarren!? Es ist echt unglaublich, für was der Idiot sich hält. Nur weil er ein paar Mädels hat, die ihn bis zum Mond und zurück lieben und er ein bisschen gut aussieht kann er sich nicht benehmen wie sonst was!",beschwerte ich mich und Anna hörte nur zu ohne etwas zu sagen.
Sie machte es immer auf diese Weise. Erstmal wartete sie, bis ich fertig war und alles erzählt habe, was mir auf dem Herzen lag und danach ging sie darauf ein und half mir mit meinen Problemen. Es war eines der Dinge, die ich an unserer Freundschaft am meisten schätzte.
,,Ok, chill! So hab ich dich schon lange  nicht erlebt und es war nicht mal so krass, was er gesagt hat.", sprach sie schließlich und ein riesiges Fragezeichen entstand in meinem Kopf. ,,Wie meinst du das?"
,,Ich meine, dass du überreagierst. Ich glaube du beschwerst dich nicht über das Ereignis an sich, sondern es hat etwas mit der Person zu tun, mit der du es erlebt hast. Klar, er war arrogant dir gegenüber und es war unnötig, was er gesagt hat, aber betrachte es so: Wenn es irgendjemand anderes gesagt hätte und du genau das selbe Ereignis mit einer anderen Person gehabt hättest, würdest du trotzdem 1 zu 1 so reagieren, wie gerade?"
Ich hatte nicht genug Zeit, um zu antworten, da das Klingeln uns unterbrach.
Auf dem Weg zur Klasse dachte ich über Annas Worte nach.

Hatte sie vielleicht Recht?

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