Mia?

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»Ich will mich entschuldigen. Für alles, was ich dir und Dad angetan habe. Ich habe viele Fehler gemacht Bö. Schreckliche Fehler. Ich habe meine Familie weggeworfen.«

Sie schaute beschämt zur Seite und ich konnte erkennen, dass ihre Augen glasig wurden. Plötzlich spürte ich ein schmerzhaftes Ziehen in der Brust. Sie tat mir leid.

»Sieh mich an. Ich bin sechsundzwanzig und kellnere in einem kleinen Café um irgendwie über die Runden zu kommen. Und...«, sie machte eine kleine Pause, so als sei sie sich nicht sicher, ob sie weiterreden wollte oder nicht. »Ich habe eine Tochter.«

Erschrocken sog ich die heiße Sommerluft um mich herum ein. »Was?«

»Sie ist mittlerweile schon fünf.«, ein wenig Stolz schwang in ihrer Stimme mit.

»Bist du deswegen damals einfach weggelaufen?«, fragte ich mit zittriger Stimme.

Ich konnte mich noch genau an jenen Tag vor fünf Jahren erinnern. Es war Herbst gewesen und hatte geregnet. An solchen Tagen regnete es irgendwie immer. Ich hatte in meinem Zimmer gesessen und gemalt, wie eigentlich immer.

Dad und Lu hatten sich mal wieder gestritten, das war aber soweit nicht Neues. Ich hatte einige Wortfetzen mitbekommen, darunter wirklich hässlichen Beleidigungen.

Ich war ins Wohnzimmer getapst, um den Streit zu schlichten. Ich hatte mir immer eine glückliche Familie gewünscht und damals war der Wunsch so stark gewesen, dass ich sogar über Dads Ignoranz und Lus Kaltherzigkeit hinwegsah.

»Ich ziehe aus!«, hatte Lus Stimme durch das kleine Zimmer geschallt und ich war zurück gezuckt. Dad hatte sie nur abschätzig angesehen.

»Wenn du jetzt gehst, dann darfst du nie wieder kommen. Hörst du? Nie wieder!«, seine Stimme hatte bestimmt und ruhig geklungen. Meine Augen hatten sich mit Tränen gefüllt und ich hatte mich ganz ruhig verhalten.

»Schön!«, hallte die trotzige Stimme meiner Schwester und sie hatte auf dem Absatz kehrt gemacht. Das war das letzte Mal, dass ich sie gesehen hatte. Bis heute.

»Ich war wirklich verzweifelt. Ich hatte es Dad nicht sagen können.«, holte mich ihre Stimme wieder in die Realität.

»Was ist mit dem Vater?«, fragte ich vorsichtig. Lu stieß ein bitteres Lachen aus.

»Der hat sich verpisst, als er gehört hat, dass ich schwanger bin.«

Ich sah sie mit großen Augen an. Meine Schwester war eine alleinerziehende Mutter und ich war auf einmal Tante.

»Ich will, dass ihr sie kennen lernt... Du und Dad. Die kleine heißt Mia. Ich habe einiges wieder gut zu machen.«

By My SideWhere stories live. Discover now