Kapitel 3

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Bellamy bereits weg. Und auch Lily war nicht da, da sie noch über Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus geblieben war.
Jetzt war ich also ganz allein in unserem Familienappartement. Irgendwie fühlte ich mich plötzlich leer und einsam. So einsam hatte ich mich all die Jahre nicht gefühlt, als ich allein mit Lily war.
Die Situation hatte sich einfach verändert. Ich hatte wirklich daran geglaubt, dass Bellamy und ich eine Zukunft haben würden. Aber er hatte nunmal recht. Lily's Sicherheit war wichtiger als alles andere.
Seufzend stand ich auf und zog mich an. Dann machte ich mich auf den Weg, um Lily zu besuchen. Doch vor dem Krankenzimmer hielt ich inne. Genau hier hatten Bellamy und ich gestern gestanden und geredet. Genau hier hatte ich die Entscheidung getroffen, mich von Bellamy zu trennen.
Die Tränen liefen mir über die Wangen und ich sank erschöpft zu Boden. Was sollte ich nur ohne Bellamy machen? Ich wollte kein Leben ohne den Mann führen, den ich über alles liebte. Natürlich hatte ich es fünf Jahre ohne ihn ausgehalten, aber jetzt, da ich wusste, dass er lebte, war alles anders.
„Clarke?", ertönte plötzlich eine Stimme über mir und ich blickte erschrocken auf. Es war Monty. „Was ist passiert? Ist mit Lily alles in Ordnung?"
Ich nickte und wischte mir die Tränen aus den Augen. „Lily geht es gut. Oder besser gesagt den Umständen entsprechend. Aber sie wird schon wieder."
Seufzend setzte er sich neben mich auf den Boden und blickte mich besorgt an. „Was ist dann passiert?"
Sollte ich ihm sagen, was passiert war? Eigentlich wollte ich das alles nicht an die große Glocke hängen. Aber Monty würde mich sicher verstehen und könnte mich vielleicht sogar aufmuntern. Und es würde mir bestimmt guttun, darüber zu reden. „Bellamy ist weg", schluchzte ich, da ich nicht mehr herausbrachte.
„Oh Clarke", erwiderte er und sah mich mitfühlend an. Dann legte er den Arm um mich. „Aber doch nicht wegen dem, was du zu ihm gesagt hast, oder? Ich meine, er ist dir doch deswegen nicht böse?"
Ich schüttelte den Kopf. „Nein, er ist mir nicht böse." Ich schluchzte. „Seit er wieder da ist, ist Lily immer wieder in Gefahr gewesen. Und er war der Meinung, er könnte es verhindern, indem er geht. Und ich hab ihn gehen lassen." Ich brachte inzwischen kaum noch etwas heraus, da ich so sehr weinte. „Wegen Lily."
Monty seufzte und zog mich an sich. „Clarke, vielleicht wird ja alles wieder gut. Was hältst du davon, wenn wir ihn suchen? Wenn du ihm sagst, dass du willst, dass er bleibt, macht er das bestimmt."
Doch ich schüttelte den Kopf. „Nein. Ich meine, ich will ja bei ihm sein. Aber so ungern ich es auch zugebe, Bellamy hat nicht so unrecht. Lily war wegen ihm in Gefahr. Und das sage ich nicht, um Bellamy zu beschuldigen. Aber ich trage nunmal die Verantwortung für meine Tochter."
Er nickte. „Ja, das kann ich verstehen. Ich würde das wahrscheinlich für meine Tochter auch tun." Er seufzte. „Aber sobald Lily älter ist, kannst du ja wieder mit Bellamy zusammen sein."
Ich zuckte die Achseln. „Ja, kann schon sein." Seufzend lehnte ich mich an seine Schulter. „Aber wenn ich jetzt darauf hoffe, dass das eines Tages passiert, werde ich bestimmt enttäuscht."
„Clarke, ich würde dir echt gerne helfen", seufzte er, „aber ich weiß nicht wie. Aber du sollst wissen, dass ich immer für dich da bin, wenn du mich brauchst."
Ich versuchte, zu lächeln. „Danke, Monty. Das bedeutet mir wirklich viel." Schnell wischte ich mir die Tränen aus den Augen. „Ich denke, ich sollte dann mal nach Lily sehen."
„Macht es dir etwas aus, wenn ich mitkomme?", fragte Monty.
Sofort schüttelte ich den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Komm ruhig mit."
Also stand er auf und reichte mir dann seine Hand. Dankbar nahm ich sie und er zog mich auf die Beine. Dann gingen wir ins Krankenzimmer.
Lily lag in einem Bett und schlief friedlich. Neben ihr saß meine Mum und strich ihr sanft über den Kopf. Bei diesem Anblick musste ich beinahe ein wenig lächeln.
„Hey Mum", begrüßte ich sie und versuchte zu verbergen, dass ich geweint hatte.
Erschrocken drehte sie sich um. „Oh hey Clarke. Hi Monty", erwiderte sie. Dann stand sie auf, kam auf uns zu und blickte mich an. „Alles in Ordnung? Du bist so blass."
Schnell nickte ich, da ich jetzt nicht die Nerven hatte, nochmal alles zu erklären. „Ja. Ich wollte nur nach Lily sehen."
Meine Mum lächelte. „Deiner Tochter geht es gut. Sie muss sich noch ein bisschen ausruhen, aber sie ist in ein paar Tagen wieder ganz fit."
Seufzend nahm ich meine Mutter in die Arme. „Danke, Mum. Danke, dass du dich so gut um sie kümmerst."
Als ich mich von ihr gelöst hatte, blickte sie mich skeptisch an. „Warst du nicht eigentlich wütend auf mich?"
„Mum, es tut mir leid", entschuldigte ich mich. Dann gab ich ihr einen Kuss auf die Wange. „Ich hab dich lieb."
„Also jetzt kannst du mir nicht mehr erzählen, dass alles in Ordnung ist", entgegnete sie besorgt. „Sag mir, was los ist."
Da stiegen mir schon wieder die Tränen in die Augen. „Nein, Mum. Nicht jetzt."
„Aber Clarke...", fing sie an.
„Dr. Griffin, lassen Sie Clarke etwas Zeit", unterbrach Monty sie. „Ich bin sicher, sie wird Ihnen alles erzählen, wenn sie soweit ist."
Ich warf Monty einen dankbaren Blick zu und wandte mich dann an meine Mutter. „Mum, er hat recht. Ich werde es dir erzählen. Aber nicht jetzt."
Sie nickte. „In Ordnung." Dann seufzte sie. „Aber du weißt doch, dass du mir alles erzählen kannst, oder?"
„Natürlich, Mum", antwortete ich. „Danke."

Eine Entscheidung fürs LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt