Ihren ersten Kaffee trank sie erst später, als die meisten Mitarbeiter schon den Schichtwechsel angetreten hatten. Die Wege des neuen Partners hatten sich, wenig später getrennt. Sie hatte Angst in seiner Gegenwart gehabt und wich immer zu seinen Blicken oder reagierte kaum auf etwas, was mit ihm in Verbindung stand. Es war der Mörder, von vorgestern Nacht. Die Augen würde sie unter Hunderten wieder erkennen. Dass er sie ebenfalls erkannt haben musste, war kein Thema was man diskutieren müsste. Es stand fest. Jetzt begann für Ina auch, der Teil der sie in andere Welten versetzte. Denn sie würde eine Welt der Angst, des Horrors und der Verbrecher kennenlernen. Was war eigentlich aus dem Opfer geworden, was der Mann, der sich eine neue Identität, als Mitarbeiter aufgebaut hatte, geworden? Bestimmt zog die Polizei schon los. Ina durfte nicht panisch werden. Dabei schlussfolgerte sie bereits, was passieren würde. Er würde nicht locker lassen. Noch stand nichts auf dem Spiel, doch bald war ein Menschenleben in Gefahr.
Der Tag zog sich in die Länge und es wurde ekelhaft kalt. Die Heizungen des Büros machten nicht mehr, den besten Job und außerdem wurde es ruhig. Kaum ein Telefon, was Ina mit dem hohen Ton die Nerven raubte, kein Drucker, welcher unaufhörlich Blätter druckte, die leere Seiten hatten.Ina war montags immer mit einer der Letzten die, die Firma verließen. Sie schaltete, das Licht aus und schloss die Fenster. Sie verabschiedete sich von Kollegen, die etwas länger blieben und ging durch die Drehtür. Der Himmel hatte sich zu gezogen und Regen würde, bald die trübe Stimmung passend untermalen. Ina ging gemütlich, etwas geschafft über den Parkplatz. Etwas weit dahinter führte eine Straße, in wenigen Metern zum Bahnhof. Sie schüttelte sich, als sie daran dachte, wie es heute Morgen gewesen war, als sie fuhr. Lärm, diese Jugendlichen, die mit ihrer viel zu lauten Musik, die ganze Bahn verrückt machten. Sie war fast am Ende angekommen, als sie wieder ein Blitz durch zuckte. Ähnlich wie beim Anfang. Sie blieb stehen und drehte sich um. Doch diesmal sah sie nichts. Sie hatte auch keine Zeit sich mit ihrer Angst zu beschäftigen. Diese hatte ohne hin schon einen viel zu hohen Stellenwert in ihrem Leben, wenigstens eine Sekunde ohne, konnte doch nicht schaden. Also ging Ina weiter, auf der Schulter ihre Tasche und im Nacken dieses Gefühl. Plötzlich klingelte ihr Handy. Genervt schaute sie auf das Display. Zugleich fiel etwas Vergessenes wieder ein.
„Ja, sorry ...„"Sag nicht, die sonst so strukturierte Ina Lange hat, das Treffen mit ihren engsten Freunden vergessen! Wo bist du?„
"Ich bin momentan im Stress, wirklich. Noch in der Firma, ich hatte eben erst Schluss.„
"OK, dann komme ich dich dort abholen...„
"Danke Nick, das ist sehr nett. Was ist denn mit dir los?„ Ina lachte laut.
"heute ist wohl Gegenteil Tag, was? Nun gut, ich weiß ja wo das ist.„
"könnten wir vorher noch bei mir Zuhause anhalten? So wie ich bin, kann ich nicht mit kommen.„
"klar, wenn es die feine Dame wünscht.„
Ina war froh, dass sie Ablenkung vom Stress hatte. Nur 20 Minuten später, tauchte auf dem Parkplatz ein schwarzes kleines Auto auf. Ina stieg hinein und sie fuhren zu ihrem Haus. Das Radio dudelte leise. Viele rote Ampeln lagen nicht auf ihrem Weg, daher ging alles etwas schneller.
Was beide völlig ausblendeten war, der Opel, der ihnen seit dem Parkplatz folgte und dicht bei ihnen blieb. Manchmal ließ er auch zwei Autos dazwischen, um es nicht zu auffällig zu machen. Der Fahrer dieses Wagens, lächelte und war froh, diese Chance zu haben.
Ina war auch davon ausgegangen, dass ER schon längst Feierabendbier trank. Aber, nein. Arno Dietz hatte die ganze Zeit auf seine einzige Zeugin gewartet...
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Die einzige Zeugin
Mystery / ThrillerMan kann nichts durch Schweigen ungeschehen machen. Ina beobachtet einen brutalen Mord auf offener Straße. Zu dumm nur, dass der Täter bereits Notiz von ihr genommen hat und bereit ist alles zu Opfern um sie inexistent zu machen. Ina die einzige...