"Janson, wovon sie da reden, ist pure Qual für uns alle.", hört Kaya die aufgebrachte Stimme ihrer Mutter hinter der stählernen Tür, die in ihr Büro führte.
"Es ist das einzige, was uns zum jetzigen Zeitpunkt weiterhilft. Beachten Sie die Umstände, in denen wir uns befinden, Ava.", knurrte ihr Gesprächspartner. Dann sagte eine dritte Person etwas undeutliches.
"Die Umstände sind mir durchaus bewusst. Die Probanden sind Mittel zum Zweck, keine Frage, aber bedenken sie die unfertigen Labyrinthe. Es geht schließlich um viel mehr, als die Beschaffung eines Heilmittels. Es geht um die Erhaltung der Menschheit, wofür wir eine gesamte Generation opfern. Wenn wir sie nun in die Labyrinthe schicken, sind sie dem Tode geweiht. Die erste Phase ist noch nicht ausgiebig genug überarbeitet worden."
"Wie lange wollen wir sie denn noch hier behalten? Sie sind eine Last, Professor! Sie verbrauchen unsere Vorräte, belegen die Plätze, die für unsere Neuankömmlinge vorgesehen waren...Gruppen A, B, C und D Leben seit über fünfzehn Jahren in unserer Obhut, Paige."
"Es tut mir leid, Mrs. Paige, aber ich muss dem Vizekanzler zustimmen. Je weiter wir die erste Phase hinauszögern, desto höher wird das Risiko einer erhöhten Infektionsrate. Wir sind schon lange nicht mehr darüber in der Lage, den Virus und seine Verbreitung eigenständig einzudämmen.", erklärte eine dritte, fremde, sehr tiefe Stimme.
Kaya schluckte schwer, als sie Begriff, worum es in der hitzigen Diskussion ging.
Die Versammlung hatte mit einer großen Mehrheit für die sofortige Testung der ersten Phase gestimmt und somit sollten die Labyrinthe nicht mehr lange unbewohnt bleiben. Die Zahl der Erkrankten, auch unter Mitarbeitern von ANGST, nahm drastisch zu, sodass innerhalb der nächsten Monate über die Hälfte der Menschheit mit dem Brandvirus infiziert sein würde.
"Wenn ich Sie bitten darf, meine Damen und Herren-", erklang die Stimme Janson's nun ernst, "Die Kolleginnen und Kollegen haben für eine sofortige Umsetzung der Phase Eins gestimmt. Wenn wir nun einfach auf ihre Wertung verzichten und die ersten Probanden noch nicht in die Labyrinthe schicken, werden wir unsere Finanziellen Unterstützer und einen Großteil unserer Angestellten sowie jeglichen Zuspruch in den Medien restlos verlieren. ANGST lebt von Investoren und dem geringen Umsatz den wir mit unseren minimal ausgereiften Kurzzeit-Heilmitteln erzielen, wir würden unsere Todesurteil unterzeichnen, wenn wir...-" "Ich weiß, Janson. Aber wir sind keine Folteranstalt. Wir arbeiten für die Forschung, für die Medizin, für die Menschheit. Und das Risiko, zu viele Testpersonen in den Labyrinthen zu verlieren, ist meines erachtens nach zu gewaltig."
Zustimmendes gemurmel war zu hören, dann wurde diese positive Resonanz von der Ratte unterbrochen: "Wie sie meinen, Professor. Aber erinnern sie sich an meine Worte, wenn ihre Tochter hustend und mit Narben überzogen in einem der Betten im fünften Stock liegt."
5. Stockwerk - Erkrankte des 3. Stadiums, stellte Kaya in Gedanken fest.Dann näherten sich die Schritte des bärtigen Doktors und Kaya trat von der Tür zurück.
So gut es ging tat sie so, als wäre es reiner Zufall, dass sich Janson und sie über den Weg liefen, doch als Kaya seinen finsteren, rachsüchtigen Blick wahrnahm, verflog jeglicher Gedanke an eine Tarnung und Kayas Hirn schaltete auf Verteidigungsmodus. Janson lief jedoch achtlos an ihr vorrüber, sein Blick eisern und unzufrieden. Nach und nach verabschiedeten sich auch die anderen Mitglieder des Kongresses bei Ava Paige, bis diese alleine in ihrem Büro zurückblieb.Kaya ünerlegte zu gehen, zurück in ihr Zinmer, so, wie sie es vo Anfang an vorgehabt hatte, entschied sich jedoch dagegen.
"Was suchst du hier, Kaya?", fragte Ava kurze Zeit später, als ihre Tochter in ihr Büro trat.
"Mom...Ich...Muss mit dir reden. Dringend."
"Ich habe gerade keine Zeit für...-"
"Du wirst dir die Zeit nehmen müssen, ob du willst oder nicht. Es geht um die Beschlüsse, die der Kongress getroffen hat."
"Kaya, ich muss wirklich zu..-"
"Jetzt hör mir wenigstens ein mal zu!", fauchte Kaya wütend, konnte den traurigenubterton jedoch nicht völlig unterdrücken.Die Mimik ihrer Mutter verfinsterte sich drastisch und ihre Züge wurden ernst.
"Nicht in diesem Ton, Kaya."
"Tut mir leid, Mom. Aber das ist mir wirklich wichtig, hör mir bitte einfach zu."
Ava nickte langsam, dann fuhr Kaya fort:"Die Versammlung hat bereits für die Labyrinthe gestimmt. Ich weiß, dass unsere aktuelle Lage es eigentlich nicht erlaubt, aber die Subjects sind noch nicht so weit.
Einige haben gerade erst ihre Ergebnisse bekommen, sie jetzt einfach aus ihrem gewohnten Umfeld zu zerren wäre unmenschlich.
Janson mag recht damit haben, was er sagt. Die Schlafsäle reichen lange nicht mehr aus, dass sehe ich genauso. Aber wir können weder einen Aufnahmestopp, noch eine drastische Aussortierung machen. Wir brauchen die Immunen, sowie die nicht Immunen Probanden um, wenn es soweit ist, ihre Reaktion auf die Labyrinthe und die geplanten Experimente innerhalb dieser zu testen."
Ava nickte zustimmend, was Kaya einen Stein vom Herzen fallen ließ.
"Ich denke, wenn wir in zehn oder zwölf Monaten mit den ersten Testpersonen beginnen liegen wir gut in der Zeit. Das Heilmittel ist die einzige Priorität, die ANGST letztendlich verfolgt, nicht wahr?"
Wieder ein stummes nicken als Antwort. Doch das reichte Kaya, um sie in der Annahme zu bestärken, dass ihre Mutter kein Monster, sondern lediglich eine Ärztin, mit dem Drang auf Antworten war.
"Gib den Probanden etwas Zeit.", bat Kaya und klang dabei so mitfühlend und traurig, wie sie konnte.
"Liebling, gegen Beschlüsse des Kongresses habe ich nichts in der Hand...", Ava hob den Blick. Jetzt sah sie Kaya direkt in die Augen. "Du bist die Leiterin des Instituts. Sie haben dir gerade eben schon zugestimmt, du musst dich nur gegen Janson behaupten. Bitte, Mom. Tu es für mich."
In Kaya's Augen sammelten sich Tränen. Ihre Mutter senkte den Blick wieder, dann griff sie nach den Händen ihrer Tochter.
"Ich werde sehen, was ich tun kann. Deinen Freunden wird nichts geschehen, das verspreche ich.", erwiederte ihre Mutter schließlich und drückte Kaya's Hände sanft.
"Und jetzt geh, das Abendessen beginnt bald und ich werde in Sektor vier gebraucht."
Kaya erhob sich, ließ die Hände ihrer Mutter los und machte auf dem Absatz kehrt, um das Büro zu verlassen.
"Ach, Kaya?", rief ihre Mutter ihr nach.
Das Mädchen drehte sich zu ihr und sah erneut tief in die Augen ihrer Mutter, die exakt die selbe Farbe hatten wie ihre eigenen. "Ich bin sehr stolz auf dich. Dein Einsatz ist das, was vielen von uns fehlt. ANGST braucht Menschen mit deiner Motivation."
Das sanfte Lächeln auf Ava's schmalen Lippen war voller stolz, Zufriedenheit und Zuversicht.Das einzige was ANGST wirklich braucht, ist Menschen, die nicht so Herzlos sind wie die meisten hier. Menschen mit Verständnis.
Doch sie schluckte den Gedanken hinunter und antwortete stattdessen:
"Danke, Mutter. Ich werde mein bestes geben."
"Wie immer.", entgegnete Ava und wandte sich dann den Unterlagen zu, die sie zu Sektor vier bringen sollte. Kaya verließ den Hochsicherheitstrakt, um zum Abendessen zu laufen.Dort angekommen suchte sie nach der Essensausgabe einen freien Platz und wurde neben Mary fündig. Die junge Ärztin saß lächelnd zwischen einigen Krankenpflegern und Psychologen. "Hey, Kaya", begrüßte sie das Mädchen, als diese sich neben sie setzte. Kaya erwiederte den Gruß.
In gewisser Weise bewunderte Kaya die Junge Frau für ihren Optimismus. Mary war nicht dumm, sie wusste ganz genau, dass ANGST kein faires Spiel spielte, aber Mary schien die Regeln einfach so umzuschreiben, wie sie ihr gerade passten. Und das machte sie nicht sich, sondern den Probanden zu Gute. "Ich habe gehört, deine Mutter versucht, den Kongress umzustimmen? Janson verfolgt ja scheinbar immernoch seinen wahnsinnigen Plan. In zwei Monaten will er die ersten Ergebnisse, dabei sind die Labyrinthe noch nicht einmal vollendet! Lebensmüde, so nennt man das." Erst jetzt wurde Kaya so richtig klar, wie ähnlich ihre Ansichten doch waren.
"Und denkst du, es gäbe...naja, einen anderen Weg?", fragte Kaya nun, biss sich im selben Moment jedoch auf die Zunge. Anderen Weg. Wenn irgendwer erfährt, dass ich ANGST verraten will, schicken sie mich in die Crank-Gruben und lassen mich nie wieder raus."Ja.", überraschte Mary sie mit ihrer Antwort. Kaya legte die Stirn in falten. "Es gibt immer einen Ausweg, Kleines. Immer. Und unserer...unserer ist das Paradies."
DU LIEST GERADE
𝐒𝐔𝐁𝐉𝐄𝐂𝐓 𝐀𝟎 II Newt₁
General Fiction»Wir werden die Welt retten, meine Süße. Dir wird nichts passieren, ich verspreche es.« ― Band 01: Maze Runner: Die Auserwählten und Subject A0 ― Kaya's Vergangenheit ― Sie war ein Baby, als ihr Leben zu Bruch ging. Es waren die Sonneneruptionen...