Part 3

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Dieses Kapitel geht an @Alitschi ♡

Cassy's POV [1 Woche später]

Ganz alleine in einem riesigem Haus zu wohnen, konnte ich mir bei aller Liebe niemals vorstellen. Jedoch mal für drei Tage alleine zu sein, war ein Geschenk Gottes. So sah ich es zum mindestens. Wer fand es denn bitte nicht toll, als Jugendlicher, sein Haus nur für sich zu haben? Zur Zeit waren meine Eltern in Frankreich/Cannes um sich die neue Modekollektion von dem 81-Jährigem Karl Lagerfeld anzuschauen. Da meine Mutter eine große Liebhaberin seiner Modefirma Chanel war, bat sie meinen Vater um ein Treffen mit ihm. Mein Vater arbeitete hauptsächlich als Co-Chef der Modefirma Hennes&Mauritz, zusammen mit Karl. Als weiteren Beruf, der mittlerweile mehr seiner Freizeit galt, wählte er den Fotografen und auch nur dadurch lernte er Karl Lagerfeld kennen. Denn auch er war Fotograf.

Seit ungefähr vier Stunden saß ich bereits alleine in unserer Villa und überlegte, was ich machen sollte. Ich hatte auf keinen Fall vor, wie die letzten paar Tage, in meinem Zimmer zu sitzen und zu weinen. Die Beziehung mit Zac, war meine erste Richtige und deswegen tat es wohl am meisten weh. Yasemin riet mir, mich abzulenken und Dinge zu tun, die ich bisher noch nie getan hatte. Und diesem Rat war ich gefolgt.

Als Erstes war ich in ein Disko gegangen und hatte mich unkontrolliert zulaufen lassen. Wie ich nach Hause gekommen war, das wusste ich bis heute nicht. Am darauffolgenden Tag hatte ich einen furchtbaren Kater und habe den zusammen mit einem Kriminalroman in der Sauna vergessen. Am Abend liefen dann aber doch die Tränen wie Wasserfälle.

Tja, am dritten Tag besuchte ich ein Kinderheim und hatte versucht die Weisen dort ein wenig aufzumuntern. Damit wuchs auch meine Laune und ich war nicht mehr am Tiefpunkt meines Lebens. Gespendet hatte ich nichts, denn den Kindern Geld in die Hand zu drücken, wäre eine falsche Entscheidung. So habe ich alle Weisen auf ein Essen eingeladen und ihnen später einen Abend im Schwimmbad spendiert.

Einen Tag weiter zeigte mir mein Vater, wie ich mit einer Kamera professionell umgehen konnte. Es dauerte zwar ein wenig länger, dennoch lenkte es mich ab und ich hatte zum Ersten Mal Spaß an der Arbeit meines Vaters. Schließlich fuhren wir in einen Tropenpark und schossen ein paar wirklich schöne Fotos. Am Ende des Tages ließen wir sie ausdrucken und hingen sie zusammen an die Wand in unserem Wohnzimmer.

Am fünften Tag verabredete ich mich mit Yasemin und seit langem fuhren wir mal wieder zusammen Fahrrad. Eine vielleicht etwas wacklige Angelegenheit, doch mit der Zeit klappte es immer besser. Wir hielten an einem Ort, den Yasemin und ich vor vielen Jahren im Kindesalter, entdeckt hatten und aßen dort ein wenig von unserem Picknickkorb. Redeten, lachten und steckten uns gegenseitig Blumenketten in die Haare. Erinnerungen für die Ewigkeit.

Am Tag danach tat ich etwas, womit derjenige wohl nicht gerechnet hatte. Selbstständig, mit viel Freude und einem kleinem Erinnerungsgeschenk fuhr ich nach San Francisco und besuchte meinen damaligen, etwas vernachlässigten besten Freund Julien Lankford. Ein altes Fotoalbum hatte ich mitgenommen, welches wir uns, nachdem wir ein wenig geredet hatte, anguckten. Danach beschlossen wir in die Stadt zu laufen und ein Eis zu essen. Da ich am Abend zu müde war, um den Weg zurück nach Carmel zu fahren, übernachtete ich schließlich bei ihm.

Am siebten Tag, und damit auch der Letzte um mich abzulenken, zeichnete ich neue Kleidung, die ich irgendwann mal in eine eigene Kollektion entwerfen werde. Es kam sogar soweit, dass ich meinen Kleiderschrank entrümpelte und beschloss sie armen Kindern zu schenken.

*

Die dicken, nassen Regentropfen fielen ununterbrochen auf den pinken Stoff meines Regenschirmes. Es ertönte ein lauter Donner, gleich darauf der helle Blitz. Kurz zuckte ich zusammen, lief jedoch mit schnellen Schritten weiter. Außer mir befand sich niemand draußen, kein Auto, keine Menschenseele. Und doch fühlte ich mich auf eine unangenehme Weise beobachtet. Immer wieder bildete ich mir ein Schritte gehört zu haben, doch bei jedem Male, wo ich mich panisch umdrehte, war dort nur der Regen und der eisige Wind. Wie aus dem nichts rauschte ein Auto an mir vorbei, welches bestimmt mit 100km/h durch die engen Straßen fuhr. Ein lauter, ungewollter Schrei entfuhr meinen Lippen. Mittlerweile rannte ich den Weg zum nächsten Supermarkt entlang, um für meine Freunde, die heute zu mir kommen würden, einzukaufen. Von weitem konnte ich bereits den Supermarkt sehen und glücklicherweise war er um diese Uhrzeit noch geöffnet. Ein Blick nach links, dann nach rechts, und wieder nach links, schon stand ich auf der anderen, leeren Straßenseite. Völlig außer Atem. Über mir befand sich ein Dach, welches gut zum unterstellen da war. Meinen Schirm führte ich somit zu Boden und schloss ihn, damit er mir nicht lästig im Weg sein würde. Ein weiterer lauter Donner ließ mich erneut zusammen zucken und plötzlich fing das Licht über mir und im Supermarkt an zu flackern. Hinter mir hörte ich aus weiter Ferne einen lauten fraulichen Schrei, der bis in den nächsten Ort schallte. Sofort schoss mein Kopf hoch und meine Augen huschten zu dem Zettel, der auf einmal vor mir hing.

I am watching you.

Ich schrie wie aus Leibeskräften, ließ den Schirm fallen und sackte zu Boden. Meine kalten, nassen Hände bedeckten aus Angst mein Gesicht und versteckten gleichzeitig meine Tränen. Starker Wind kam auf und auf einmal spürte ich eine starke Hand auf meiner Schulter. Schreiend drehte sich mein Kopf in die Richtung des älteren Mannes, zu dem auch die Hand gehörte.

„Miss! Miss, was ist denn los mit Ihnen?“, fragte er besorgt und wollte sich zu mir herunter knien, doch ich rutschte, so schnell es ging, von ihm weg und sah ihn ängstlich an.

„Ich tue Ihnen nichts. Haben Sie keine Angst.“ Er streckte seine Hand nach mir aus und lächelte leicht. Panisch sah ich mich um. Der Regen wurde weniger und auch der Wind pfiff nicht mehr so laut.

„Ich tue Ihnen nichts. Vertrauen Sie mir.“ Er streckte sie noch ein wenig weiter zu mir aus und lächelte aufs Neue. Ich zögerte, doch streckte meine zitternde Hand ganz langsam nach seiner und ergriff sie schließlich. Leicht drückte er seine Hand in meine und half mir wieder auf die Beine. Weinen tat ich immer noch.

„W-Wer sind S-Sie?“, fragte ich ängstlich und schaute mich erneut panisch in der Gegend um. Das Licht vom Supermarkt funktionierte wieder Einwandfrei und auch das Außenlicht zeigte keine Mängel.

„Mein Name ist Jonathon Almond und ich war gerade auf dem Weg in den Supermarkt, als ich Sie sah und schreien hörte. Wieso haben Sie geschrien? Haben Sie einen Geist gesehen? Oder hat Sie jemand belästigt? Ich möchte Ihnen nur helfen.“ Er sah mich besorgt an und richtete seinen braunen Hut, den er auf dem Kopf trug.

„D-Da ist ein Zettel. Genau da.“ Ich zeigte auf die Stelle, auf der bis vorhin dieser Zettel gehangen hatte, doch er war nicht mehr da. So, als ob dort nie einer gehangen hätte.

„Bei allem Respekt Miss, aber ich sehe dort keinen Zettel.“

„A-Aber wie kann das denn sein? D-Da genau da hing ein Zettel.“

„Vielleicht sollten Sie sich kurz hin setzen und einen Schluck Wasser trinken.“ Mit seinem Gehstock zeigte er auf die nasse Bank, direkt neben der Eingangstür.

„Nein! Nein! Das kann nicht sein. Dort, genau dort war ein Zettel und jetzt ist er weg. Helfen Sie mir. Ich habe so unglaubliche Angst. Bitte Mr. Almond. Ich flehe Sie an.“ Meine Hände lagen auf seinen Schultern und ich war kurz davor zusammenzubrechen. Aus meinen Augen floss weiterhin die salzige Flüssigkeit und bannte sich den Weg an meinen Wangen herunter.

„Beruhigen Sie sich. Ich werde Ihnen helfen. Keine Sorge.“

„Danke. Vielen Dank.“ Er drückte mich an sich und ich weinte noch einige Momente an seiner Schulter. War das möglich? Hatte ich mir das alles wirklich nur eingebildet? War ich verrückt geworden?

„Weswegen sind Sie denn hierher gekommen?“, fragte er mich und streichelte über meine Haare und lächelte mich freundlich an. Ich erwiderte es und antwortete ihm auf seine Frage.

„Nun. Sollen wir zusammen rein gehen? Meine Frau und ich brauchen neue Milch.“ Er kicherte und war dabei meinen Regenschirm aufzuheben, der immer noch an der selben Stelle wie eben verweilte.

„Ich brauche ein paar Snacks und Getränke.“ Er nickte und streckte seinen linken Arm so, dass ich mich einhaken konnte und an sicherer Stelle war. Er erzählte mir, das seine Frau Margit hieß und sie in einem kleinem Haus am Stadtrand lebten. Nachdem er freundlicherweise für mich mitbezahlt hatte, bestellte er ein Taxi für mich und wünschte mir zum Abschied eine gute Heimreise.

„Wohin des Weges?“ Ich schaute in den Rückspiegel, durch den mich der Taxifahrer anlächelte. Doch aus seinen Zahnzwischenräumen floss Blut, seine Augen leuchteten schwarz und plötzlich fing es wieder heftig an zu Gewittern.

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Hei meine Celies. Spannend? Freut euch auf den nächsten Part. Kommis? ♥ Schaffen wir die 320 Leser? ☻

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