Part 4

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Dieses Kapitel widme ich @Alitschi ♥

Aus Reflex schoss mein geschocktes Gesicht zum nassen Fenster und sofort wieder zurück in den Spiegel. Doch auf einmal hatte der Taxifahrer keine schwarz leuchtenden Augen und genauso wenig floss Blut aus seinen Zahnzwischenräumen. Teils erleichtert, doch immer noch geschockt, das ich mir bereits so etwas einbildetet, schlug ich mir meine kalte Hand vor den Mund.

„Ist Ihnen schlecht?“, fragte mich der Taxifahrer, der mich nun besorgt ansah. Langsam schüttelte ich mit dem Kopf.

„Wo soll ich Sie denn hinbringen?“, fragte er mich als nächstes.

„In die Cornwall Street Sixty-One“ Er nickte kurz und ließ dann den Motor auf brummen. Während ich mich anschnallte versuchte ich mich zu entspannen. Mein Rücken lehnte an der weichen, kühlen Rückbank. Mein Blick starr zum Fenster gerichtet und immer wieder ein Blitz sehend. Viele verwirrende Gedanken schwirrten durch meinen schmerzenden Kopf. Sollte ich mich in Acht nehmen? Bestand eine Gefahr für mich? Hing dieser Zettel dort zufällig? Konnte dies auch nur eine Einbildung gewesen sein?

„Das macht dann 7 Pounds.“ Ich drückte ihm das Geld dankend in die Hand und versicherte mich noch einmal, das dieser Taxifahrer keine Gestalt von einem Zombie angenommen hatte. Danach verließ ich sofort das gelbe, kleine Taxi und machte mich schleunigst auf den Weg hoch zu unserer weißen Haustür. Die dicken Regentropfen plätscherten auf mich hinab und machten mich in der kurzen Zeit komplett nass. Meine Einkäufe stellte ich in unsere Küche und gleich darauf verschwand ich nach oben und duschte schnell.

Das Wasser war kalt. Ich duschte kalt, um mir einen klaren Kopf zu machen. Bis zu diesem Zeitpunkt glaubte ich an einen Zufall, doch schon bald, schien das ganze eine Spur ernster und viel zu gruselig für ein Mädchen, wie mich.

*

Während elf meiner engsten Freunde in unserem großen Wohnzimmer saßen und haufenweise Champagner tranken, saß ich in unserer Küche und raufte mir meine blonden, langen Haare. Yasemin schlenderte lächelnd zu mir und stellte vorsichtig ihre Sektflöte auf die Marmor Kücheninsel. Meine Lippen formten ebenfalls ein Lächeln. Ein Seufzten entfloh meinem Mund.

„Alles in Ordnung Cassy?“, fragte sie mich und sah mich besorgt an. Das einzige was ich tat war zu nicken. Ich stellte mich auf meine Beine und lief zum Kühlschrank. Gedankenverloren griff ich nach dem nächsten Bier, öffnete es wie ein Mann und nahm dann den ersten genüsslichen Schluck. Der bekannte Ton, wenn man zulange einen Schluck nahm, ertönte. Ich stellte die Flasche bei Seite und sah hinaus in unseren Garten. Wir hatten bereits Winterzeit und damit war es um neun Uhr lange dunkel. Eigentlich kannte ich unseren Garten, doch wie lange war ich schon nicht mehr dort? Mittlerweile klebte meine Nase schon fast am nassen Fenster und beobachtete, ob sich dort irgendetwas bewegte. Plötzlich hörte ich etwas klirren. Mein Kopf schoss in die Richtung des Wohnzimmers. Genervt stöhnte ich auf und hatte vor einen letzten Blick in den Garten zu werfen. Ein Klatschen. Eine Hand. Haufenweise Blut. Und dann der Schrei. Es war meiner. Sofort rannte ich ins Wohnzimmer und starrte meine ahnungslosen Freunde an. Womöglich glich mein Anblick einer Leiche.

„Gott Cassy!“, schrie Leech und rannte auf mich zu. Zur irgendeiner Reaktion schien ich nicht im Stande zu sein. Viel zu viele Ereignisse waren heute passiert, die mir den Verstand raubten. Auch Yasemin und Laine waren aufgesprungen und rüttelten wie wild an mir.

„Warum weinst du?“, fragte mich Julien ruhig. Auf einmal fiel ich in mir zusammen. Ein harter Aufprall war das Letzte was ich spürte.

*

„Sie ist wach!“, hörte ich eine Stimme fröhlich sagen. Helles Licht brannte in meine Augen.

„Miss, können Sie mich hören?“ Ein Mann, mit weißem Kittel lächelte mich freundlich an. So weit es ging, nickte ich. Eine kleine, silberne Lampe leuchtete mir in die Augen. Reflexartig schloss ich diese wieder und stöhnte schmerzerfüllt auf.

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