Kapitel 100

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Zac
,,Du bist lebensmüde oder?" fragte ich kalt und durchbohrte ihn mit meinem Blick.
,,Offensichtlich." Die grünen Augen wichen mir aus. Er war sichtlich nervös.
Sollte er auch lieber sein.
,,Was ist mit Taylor?"
James klopfte unruhig auf seine Knie und versuchte offenbar mir etwas mitzuteilen. Unglücklicherweise schaffte er es nicht seinen Mund aufzubekommen und Sätze zu bilden.
,,James, Süßer, ich bring dich um, wenn du mir nicht sofort sagst war zur Hölle mit Taylor ist! Verstanden?" Meine Stimme, am Anfang widerlich süßlich, glich am Ende einem drohenden Knurren, welches seine Wirkung nicht verfehlte.
,,Bleib ruhig, ich habe nicht vor irgendetwas zu tun. Ich wollte dir lediglich sagen, dass ich gerne mit Taylor reden würde. Ein letztes Mal."
Das kam überraschend. Zumindest für mich.
,,Äh, und warum erzählst du das mir? Wenn du mit ihm reden willst, musst du ihn fragen. Ich bestimme nicht über ihn."
,,Schon klar. Ich dachte nur aufgrund unserer Vergangenheit, sollte ich es dir lieber erzählen. Einfach damit du Bescheid weißt. Ich werde nichts tun. Keine dummen Spielchen mehr. Ich möchte nur reden."
Wer auch immer das vor mir war, es war nicht James. Keine Chance.
,,Hör mal, du musst nicht mich überzeugen. Wenn Taylor mit dir reden will, soll er mit dir reden. Ich halte ihn nicht auf."
,,Verdammt Zac, ich will doch nur nicht, dass du dir Sorgen machst! Ich will nicht immer der Böse in der Geschichte sein! Mehr nicht...Ich will ein mal was richtig machen. Deswegen bin ich hier." Er verzog sein Gesicht, so als wollte er das gesagte am liebsten wieder zurück nehmen.
,,Wenn du Mitleid suchst bist du bei mir an der falschen Adresse. Ich kann dir nicht geben was du suchst, genauso wie du es mir nicht geben konntest. Und Taylor kann es auch nicht."
Es war sehr ungewohnt so vernünftig zu sein. Ich war in der Regel impulsiv und hätte ihm eigentlich lieber an den Kopf geworfen, dass er hier nicht erwünscht war und er sich um Himmels Willen von meinem Freund -Verlobten- fern halten solle.
Das Ding war nur, er war mir in diesem Moment so ähnlich, dass ich diese Sachen nicht sagen konnte. Ich sah mich selbst. Die Frage wie es so weit kommen konnte. Was man falsch gemacht hatte. Die Fehler. Diese unglaubliche Schuld...
Ich konnte das nicht ignorieren.
,,Ich weiß. In zwei Wochen bin ich weg. Fang irgendwo anders neu an."
,,Weit weg bitte."
,,Das musste sein oder?"
,,Komm schon! Ich hab mir Mühe gegeben!"
Er lächelte schwach und ich erwischte mich dabei, wie auch meine Mundwinkel hoch wanderten.
Ich hoffte er würde es schaffen. Neu anzufangen. Nicht nur für Taylors und meinen Seelenfrieden, auch für ihn selbst.
,,Ich möchte dich nicht weiter aufhalten. Du möchtest bestimmt nach Hause." sagte James nach einer kleinen Weile und stand auf.
Nickend tat ich es ihm gleich. Etwas planlos standen wir uns gegenüber.
,,Also dann...Danke, dass du mich nicht ermordet hast."
,,Ich war kurz davor."
,,Ich weiß, tut mir leid."
Dann geschah etwas, was mich endgültig aus der Bahn warf. James Hand wanderte an seinen Nacken.
Ich begriff endlich.
Das war kein Schauspiel. Er meinte es ernst. Hatte nicht vor noch weiteren Schaden anzurichten. War unsicher. Hatte Angst. Keine Spielchen mehr, nur Menschlichkeit.
Auch wenn es mir immer noch nicht passte, dass er mit Taylor sprechen wollte, ich verstand es.
Es würde das Ende sein.

,,Auf Wiedersehen Zac."
Er hielt mir die rechte Hand hin.
Ich starrte darauf. Das war trocken. Steif. Es erinnerte mich an die Jahre im Geschäft meines Vaters.
,,Ich bin nicht wie mein Vater." meinte ich, mehr zu mir selbst und ignorierte die Hand.
Stattdessen umarmte ich den verwirrten Mann vor mir.
Es dauerte, bis er sich entspannte, und die Umarmung erwiderte.
Ich trat kurze Zeit später wieder zurück und nickte zur Tür. Zeit für James zu gehen.
Er hob kurz die Hand, eine lahme Abschiedsgeste und lief zur Ladentür.
Erneut hatte ich das Gefühl mich selbst zu sehen. Was hätte ich mir gewünscht zu hören, als ich an diesem Punkt war?
,,James!"
Er stoppte und drehte sich um.
,,Irgendwann." Mehr sagte ich nicht. Es reichte, um ihn zum Lächeln zu bringen.
,,Danke."
Die Tür bimmelte und meine Vergangenheit verschwand in die Dunkelheit.

Ich mag den letzten Satz. Just saying xD

Ich.bin.nicht.Schwul | Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt