Kapitel 12

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„Vielen Dank nochmal für deine Gastfreundschaft!" Sam umarmte Lisa und verließ dann das Haus, um ihr Gepäck in den Kofferraum des Impalas zu schmeißen. Es war bereits abends und sie hatten viel Spaß auf Bens Geburtstagsparty gehabt. Vor einer Stunde ungefähr hatte Bobby wieder angerufen. Er hatte Sam durch das Telefon angeschrien, dass die Jungs ihre faulen Ärsche endlich bewegen sollten, denn er bräuchte unbedingt ihre Hilfe. Dean, der in diesem Moment sein mittlerweile fünftes Stück Kuchen gefuttert hatte, hatte vorgeschlagen, dass er vielleicht mal Rufus anrufen sollte. Daraufhin hatte sein kleiner Bruder ihm das Telefon gegeben. Bobby war völlig außer sich und zählte auf wie viel er eigentlich für die Jungs tat. Zum Schluss hatte er noch gemeint, dass der Job sehr knifflig sei und er dabei keinen hitzköpfigen alten Mann gebrauchen könne. Danach hatte er einfach aufgelegt und Dean dachte sich nur, dass Bobby perfekt zu dieser Beschreibung passte. Aber der Jäger war in gewisser Weise wie ein Vater für die Winchester, weshalb sie gerne ihm zu Hilfe kamen.

Auch wenn sie lieber weiter gefeiert hätten, mussten die Jungs ihre Sachen packen. Nach Castiels Geschichte gab es nicht nur leckeres Barbecue, sondern auch viel zum Lachen und es schien für einen Moment so, als gäbe es überhaupt keine Monster auf der Welt, die Menschen bedrohten. Wie immer wenn sie so empfanden fand diese Unbeschwertheit schnell ihr Ende und die Jungs sahen sich gezwungen aufzubrechen. Natürlich war Ben nicht von der Neuigkeit begeistert gewesen, doch er verstand, dass die beiden Winchester mit ihrer Arbeit Leben retteten und ließ sie ihr Gepäck zusammensuchen. Gerade als Sam die letzte Tasche holen wollte, kam Dean die Treppe hinunter. Immer wenn sie zu einer neuen Jagd aufbrachen lächelte der Ältere und freute sich wie ein kleines Kind, jedoch war sein Blick dieses Mal ernst und beinahe wehmütig, als er zu Lisa ging. Die stand mit verschränkten Armen und einem besorgten Gesichtsausdruck an der Haustür.

„Und ihr müsst wirklich sofort fahren?", fragte sie sichtlich enttäuscht. „Ja. Ein anderer Jäger braucht unbedingt unsere Hilfe. Wir haben ihn schon ein wenig hingehalten, aber jetzt müssen wir wirklich gehen", erklärte Dean ihr und gab Sam seine Tasche. Sein kleiner Bruder warf ihm einen genervten Blick zu, verstaute jedoch das Gepäck ohne zu murren. Als er nicht mehr im Flur war, trat Dean näher an die Frau vor ihm heran. Langsam streckte sie ihre Hände nach ihm aus und legte sie ihm behutsam auf die Schultern, fast so als würde sie ihn zu einem Kuss herunterziehen wollen, was sie aber nicht tat. Cas wollte gerade selbst die Treppen hinunter gehen, blieb aber stehen als er die beiden so sah. „Du weißt, dass ich dich nicht gerne aus dieser Tür gehen sehe?" Lisas Stimme war nur ein Flüstern und sie lehnte ihre Stirn gegen Deans Brust. Er wiederum strich ihr beruhigend über den Kopf. Castiel musste schlucken. Wie die Beiden so dastanden und sich berührten war sehr intim und versetzte dem Engel einen harten Tritt in die Magengrube. Ein dicker Kloß bildete sich in seinem Hals und er hätte am liebsten laut geschrien und die Beiden auseinandergezerrt. Jedoch blieb er ruhig oben am Treppengeländer stehen und krallte krampfhaft seine Finger um dieses. Seine Knie wurden ein wenig weich, doch er lauschte weiter angestrengt ihrem Gespräch.

„Ich weiß, aber dieses Leben hier ist nichts für mich." Deans Stimme war ebenso leise, wie Lisas, aber es fehlte die Zärtlichkeit darin. „Vielleicht ja schon. Du musst nur loslassen!", meinte Lisa verzweifelt. Sie wollte ihn wirklich nicht gehen lassen und irgendwie konnte Castiel sie auch verstehen. „Das kann ich nicht und das weißt du genau." Er ging einen Schritt zurück. Cas selbst konnte ohne den Jäger nicht mehr leben und würde ihn niemals ohne zu kämpfen aufgeben und genau das versuchte sie gerade so sehr. „Wir sollten uns gegenseitig loslassen." Der Winchester nahm bei seinen Worten Lisas Hände behutsam von seinen Schultern. Die Frau sah ihn entgeistert an. „W-was meinst du damit?" „Ich habe es sofort gemerkt, als ich dieses Haus betreten hatte. Tief in mir will ich dich und Ben, aber noch viel mehr will ich mein Jägerleben und zwar mit allem was dazu gehört. Ich kann es einfach nicht ändern. Ein einfaches und sicheres Leben würde mich umbringen, dass ist mir jetzt klar geworden. Und das was wir mal hatten, Lisa, das ist auch nicht mehr da. Es würde uns nur weh tun, wenn wir daran festhalten", erklärte Dean. Castiels Herz raste. Träumte er gerade nur? Er hoffte so sehr, dass dies die Wirklichkeit war. Langsam lockerte er seinen Griff um das Geländer und lauschte weiter den Stimmen.

„Also wars das jetzt endgültig?", fragte sie mit zittriger Stimme nach. „Ich fühle nichts mehr für dich." Das Herz des Engels machte einen Freudensprung. Er wollte nur noch zu Dean und ihn am liebsten umarmen. „Es ist besser so und zwar für alle", schloss Dean die Unterhaltung. Lisa nickte noch einmal und zwang sich dann zu einem Lächeln. Die Tür ging wieder auf und Sam kam rein. „Wir sind soweit", meinte er. Dean und Lisa sahen schnell in zwei verschiedene Richtungen und bewegten sich einen großen Schritt voneinander weg. Daraufhin kam Cas mit einem breiten Grinsen auch herunter. Er wünschte er könnte es verbergen, aber dafür freute er sich viel zu sehr. Schließlich hatte sich gerade indirekt der ältere Winchester für ihn entschieden.  „Wo hast du denn so lange gesteckt? Du hast doch kein Gepäck", neckte ihn sofort Dean und lächelte ihn an. Der Wunsch den Winchester zu umarmen verstärkte sich bei dem Engel und es kostete ihm seine ganze Beherrschung es nicht zu tun. Mit seinen klaren blauen Augen sah er seinen Geliebten nur überglücklich an und Dean sah tatsächlich genauso zurück.

Womöglich hätten sie sich lange nicht mehr gerührt, wenn sich nicht Sam zwischen die Beiden gedrängt hätte. „Können wir dann mal?", fragte er seinen Bruder genervt und wandte sich dann an Lisa. Diese drückte er noch mal schnell und verließ dann das Haus. Da sie sich von Ben schon im Garten verabschiedet hatten, fehlte nur noch Lisa lebewohl zu sagen ehe sie aufbrechen konnten. Kurz zögerte Dean, doch dann ging er zu ihr und umarmte sie. „Pass auf dich und Ben auf, ja? Ich hoffe wir sehen uns wieder", sagte er sanft. Man konnte sehen, dass sie ihm zwar wichtig war, er sie aber nicht mehr liebte und das beruhigte Castiel ungemein. Dean ging nun ebenfalls raus. Erst jetzt fiel dem Engel auf, dass er gar nicht wusste wie er nun mit Lisa umgehen sollte. War es angemessen sie auch zu umarmen? Oder sollte er es lieber beim Händeschütteln belassen? Bevor er sich noch darüber großartig den Kopf zerbrechen konnte, traf sie die Entscheidung für ihn. Lisa fiel ihm schon beinahe um den Hals. Ein wenig überfordert erwiderte Cas die Geste. „Tut mir leid", flüsterte sie ihm ins Ohr.

Ihre Stimme war zittrig und man konnte ihr gebrochenes Herz daraus hören. Augenblicklich hörte Castiel auf zu Lächeln und drückte sie automatisch etwas fester. Er spürte, wie ihr Tränen die Wangen herunterflossen und dann in seinem Trenchcoat, den er sich kurz zuvor angezogen hatte, versickerten. „Er ist dir sehr wichtig und ich hatte einfach versucht ihn dir wegzunehmen." Erklärte Lisa sich schnell. Castiel wusste nicht genau was er sagen sollte und nickte daher nur. „Pass gut auf ihn auf, sonst verlierst du ihn auch", schniefte sie und entfernte sich wieder von ihm. Akribisch versuchte sie ihre Tränen wegzuwischen, um zu vertuschten, dass sie geweint hatte. Aber ihre Versuche machten alles nur noch schlimmer. Der Engel hatte sich kurz schlecht gefühlt, da Lisa sehr am Boden zerstört gewirkt hatte, doch als sie ihn nun aus ihren tuscheverschmierten Augen ansah, merkte er, dass auch sie zumindest mit Dean abschließen und in die Zukunft blicken wollte.

Das machte den Engel froh, denn jeder verdiente es glücklich zu sein. „Das werde ich." Mit diesen Worten nickte er ihr noch mal zu und ging auch hinaus ins Freie. Die frische Luft und die warmen Sonnenstrahlen auf seiner Haut vermittelten ihm das Gefühl, als würde ein neuer Abschnitt in seinem Leben beginnen. Er fühlte sich großartig. Mit schnellen Schritten war er bei dem Impala angekommen und setzte sich natürlich sofort auf die Rückbank. Dean nahm hinter dem Lenkrad Platz und Sam neben ihm. Den Engel umgab wieder der gewohnte Duft des Wagens – ein Gemisch aus Benzin, dem Aftershave der Brüder und auch etwas Blut – der Motor heulte auf, Dean schaltete eine Kassette an, dann fuhren sie los und er war wieder Zuhause.

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So. Es ist jetzt schon etwas länger her seitdem ich ein Kapitel veröffentlicht hatte. Hiermit möchte ich mich dafür entschuldigen und auch gleichzeitig mich bei euch für die vielen tollen Kommentare bedanken.

Da ich jetzt mit der Schule fertig bin, werde ich auch öfter was veröffentlichen können.

Wenn ihr wollt, kann ich das auch in einem bestimmten Rhythmus machen. Schreibt es einfach in die Komis.

Außerdem hat diese Geschichte mittlerweile über 4k Reads! Und es werden täglich mehr. Ich hätte immer noch Bock als Dankeschön ein ganz besonderes Special-Kapitel zu schreiben -> schreibt auch hier in die Komis wenn ihr das wollt und evtl auch eure Wünsche/Ideen

Wie immer sind natürlich jede Art von Kommentaren erwünscht :D

Destiel - Es war nie FreundschaftWo Geschichten leben. Entdecke jetzt