Gangster's Love

13. Die Ruhe vor dem Sturm

~V's P.O.V.~

"Du darfst nicht schummeln!", schallt Jin mich und fuchtelt wild mit seinen Armen.
Ich mache ein ungläubiges Gesicht.
"Was? Ich schummel nie!"
"Ich habe es mit meinen eigenen Augen gesehen!", hält mein Hyung jedoch dagegen und reißt dramatisch seine Lider auf.
Kookie fängt an neben mir zu lachen und auch ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen.
"Ah, Taehyungie, mit dir und Kookie kann man nicht ernst spielen!"
Hobi ist eindeutig auf Jin's Seite, doch dafür bilden Kookie und ich eine Front.
"Ich habe doch gesagt, es endet wieder im Chaos.", setzt Jimin ein.
Doch ich sehe, das er ebenfalls lachen muss.
Bevor ich mich weiter verteidigen kann, höre ich ein Auto, welches draußen auf dem nassen Asphalt zum Stehen kommt.

Alarmiert schauen auch die anderen auf und wir lassen unsere Karten auf den Tisch fallen.
Der Regen prasselt auf das Dach und die Fensterscheiben, während wir mucksmäuschenstill verharren.
Die große Tür wird plötzlich aufgestoßen und im selben Moment erkenne ich Yoongi-hyung, welcher seinen Kopf schüttelt, um die Tropfen aus seinen Haaren zu befreien.
Augenblicklich entspanne ich mich.
"Wieso seid ihr so früh zurück? Wir haben euch noch nicht erwartet."
"Wir hatten eine spontane Planänderung."
Jetzt sehe ich auch Namjoon, der durch den Durchgang tritt. Er streift mit seiner Hand seine nassen Haare zurück, welche an seinen Schläfen kleben.
Und dann sehe ich sie.
Y/N.
Selbstsicher tritt sie hervor und lässt ihre Augen über uns gleiten, bis sie an meinen hängen bleibt.
Ein zartes Lächeln umspielt ihre Lippen, während sie leise "Hey.", flüstert.
"Hi.", erwidere ich und mir wird ganz anders.
Es ist faszinierend, doch gleichzeitig auch seltsam, das ich einfach nicht atmen kann, wenn sie mich mit ihren großen Augen ansieht.
Es ist, als verfalle ich jedes Mal auf's Neue in einen Schock.
Was passiert mit mir?
"Hallo, Kätzchen. Lange nicht gesehen.", ertönt Jimin's Stimme.
Ruckartig lasse ich meinen Kopf zu ihm fahren und bin kurz davor, ihm meine Meinung zu geigen.
Y/N hat ihm oft genug klar gemacht, das sie es nicht leiden kann, wenn er sie so nennt.
"Nicht lange genug, fürchte ich.", kontert Y/N, ehe ich für sie einspringen kann.
Ein breites Grinsen stiehlt sich auf mein Gesicht.
Das ist mein Mädchen.
Ihr Blick fällt auf unsere Spielkarten, die auf dem niedrigen Tisch verstreut liegen.
"Was habt ihr gespielt?", fragt sie, während sie näher an ihn heran tritt.
"Tichu.", antworte ich ihr.
Y/N schaut mich verwirrt an.
"Wie funktioniert es?", will sie wissen.
"Am besten ist es, wenn wir es dir beim Spielen erklären. Wir sind acht Personen, das heißt wir können in Teams spielen."
Schaltet Kookie sich ein und schmunzelt.
Ich schaue wieder zurück zu Y/N. Sie zuckt mit ihren schmalen Schultern.
"Okay."
"Gut! Du bist in einem Team mit V!", ordnet er an.
Ich werfe ihn einen strengen Seitenblick zu, doch ernte nur sein strahlendes Gesicht.
Er weiß, das ich mich zu ihr hingezogen fühle und will mir helfen. Doch manchmal ist er etwas zu eifrig.
"Spiel nicht mit V! Ich habe gesehen wie er schummelt!", schreitet Jin-hyung ein.
Er gönnt mir aber auch nichts.
"Willst du Y/N in deinem Team haben, Jin?", necke ich ihn und grinse in mich hinein.
Y/N wendet sich Jin-hyung zu, ehe er mir eine Antwort geben kann.
"Gehört das nicht zum Bad Boy Image dazu? Zu betrügen?", fragt sie ihn.
Für einen kurzen Moment halte ich die Luft an.
Wie meint sie das?
"Ah, du magst also Bad Boys? Nun, ich bin in allem ziemlich Bad."
Jin-hyung zwinkert ihr mit beiden Augen zu.
Während Y/N in Gelächter ausbricht, starren Joonie und ich völlig fassungslos drein, ehe auch wir laut lachen.
Erleichterung macht sich in mir breit.
"Also gut, V. Dann zeig' mir mal, wie man schummelt!", wendet sich Y/N zu mir.
Das lasse ich mir nicht zweimal sagen.
Wir teilen uns in Teams ein und verteilen uns auf den Sofa's.

"Hajima!"
Jin springt energisch auf und wirft seine Karten zu Boden.
Wir sind noch mitten im Spiel versunken, weswegen ich überrascht hochfahre, auch Y/N zuckt kurz zusammen.
"Ihr habt geschummelt!", er zeigt mit seinen schlanken Fingern auf uns, als würde er uns anprangern.
"Nein, haben wir nicht.", erwidert Y/N lachend und hält sich dabei eine Hand vor ihren Mund.
"V ist eine schlechter Einfluss für dich! Wir müssen die Partner tauschen!"
Namjoon versucht Jin zu beruhigen, indem er ihn sanft zurück in die Kissen drückt und auf ihn einredet.
"Ich bin ganz zufrieden mit meinem Partner."
Ich werfe einen Blick auf Y/N.
Sie lässt sich ebenfalls entspannt zurück fallen und ein weiteres Lachen erklingen.
Ich wusste nicht, das das Geräusch und der Anblick eines Lachens, mich so warm fühlen lässt.
Sie hat Spaß. Sie fühlt sich wohl bei uns.
Ruckartig dreht sie ihren Kopf zu mir und schaut mich an.
Ihr Lachen verwandelt sich in ein zaghaftes Lächeln und der Ausdruck in ihren Augen wird weich.
Dunkle Haarsträhnen umrahmen ihr Antlitz.
Ich bin versucht, sie ihr hinter die Ohren zu streichen, um mehr von ihrem schönen Gesicht sehen zu können.
Meine Hand scheint sich wie von selbst zu bewegen, doch hält sie abrupt inne, als das Geräusch von quietschende Autoreifen an mein Gehör dringt.
Jeder einzelne von uns verstummt augenblicklich.
Wir rechnen nicht mit Besuchern.

Namjoon-hyung schnellt plötzlich hoch und schaut aus einem der brüchigen Fenster, welche auf die Straße zeigen.
"Es sind die Busan Reaper's.",sagt er atemlos.
Ein Überraschungsangriff.
Warum ausgerechnet jetzt?
Ich wende mich zurück zu Y/N, welche schon längst von beiden Seiten von Jungkook und Jimin umrahmt wird.
Sie wirkt völlig verloren und überfordert.
Ihre Augen sind weit aufgerissen, ihre Brauen fragend zusammen gezogen.
Wir beschützen sie.
"Versteckt sie!", befiehlt Joon und läuft ans andere Ende des Raumes und zieht einen Schläger aus seinem Versteck.
"Verstecken? Wir sollten sie hier raus schaffen!", blafft ihm Yoongi entgegen.
"Dafür ist keine Zeit. Wahrscheinlich wissen sie ohnehin, das Y/N hier ist."

Ich schnappe mir ihre Hand und dieses Mal bin ich es, der sie mit sich zieht.
Ohne zu zögern, lässt sie sich führen und wir rennen durch die kalte Lagerhalle.
Wir steigen eine Treppe nach unten, die kein Geländer hat, wodurch Y/N's zweite Hand sich um meinen Arm legt.
Ich verlangsame meine Schritte. Ich könnte es gar nicht gebrauchen, wenn wir jetzt unseren Hals brechen.
Wieder sicheren Boden unter den Füßen, fange ich an zu rennen. Ich höre Y/N's schnellen Atem hinter mir und den Aufprall ihrer Schuhsohlen auf dem nackten Beton.