Die darauffolgenden Tage sind anstrengend.
Jungkook und Jimin konnte ich davon überzeugen, das ich vor Angst beinahe umkomme und daher wieder ihre Nähe suche.
Was nicht gelogen ist.
Ich habe Angst. Mehr als je zuvor.
Nur den wahren Grund verheimliche ich vor ihnen.
V hingegen scheint jedoch zu bemerken, das etwas nicht stimmt.
Seitdem ich mich wieder bei ihnen aufhalte, hat er nicht ein mal ein Gespräch mit mir angefangen.
Ich meine, kann ich es ihm verdenken? Ich war diejenige, die diesen Plan vorgeschlagen hatte und dann durchkreuze ich ihn mir nichts dir nichts?
Dennoch tut es weh, wie er stumm neben mir sitzt und meine Präsenz einfach hinnimmt.
Zudem macht es mich furchtbar nervös.
Die anderen beiden schenken mir Aufmerksamkeit, lassen mich nicht spüren, das ich einen Fehler begehe.
Nur der, von dem ich die Beruhigung wirklich bräuchte, sagt kein Wort.
Ich versuche diese aufgezwungene Rolle zu spielen, ohne tatsächlich irgendeinen Gefallen für die Reaper's zu tun, doch die Furcht davor, sie könnten Lyn etwas anhaben, frisst mich auf.
Jeden Abend meldet sich Hirai bei mir und fragt nach bestimmten Informationen und jeden Abend denke ich mir eine neue Lüge aus.
Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie merkt, das ich ihnen nichts preisgebe und sie bei mir auf Granit stoßen.
Doch wie lange habe ich noch?
Wie lange kann ich all dies alleine durchstehen?
Wie lange kann ich meine Schwester vor einer Gang beschützen?Ich drehe den Schlüssel, sodass die Badezimmertür nun abgeschlossen ist.
Auch wenn es tiefste Nacht ist, möchte ich kein Risiko eingehen und von Appa erwischt werden.
Leise setze ich mich auf den Toilettendeckel, mein Handy vor mir haltend.
Wartend schaue ich auf mein Display, in der Hoffnung es könnte mir eine Antwort geben.
Soll ich ihn anrufen?
Wenn ich es jetzt nicht tue, werde ich kneifen, also drücke ich rasch auf den Hörer.
Es fängt an zu wählen und ich kaue nervös an meinen Fingernägeln.
Bitte heb ab!
"Y/N?"
V's raue Stimme dringt an mein Ohr. Es klingt als habe ich ihn aus seinem Schlaf gerissen.
Ich bin so erleichtert, das er wirklich abgenommen hat, das ich tief ausamte.
"V, ich..", weiter komme ich nicht. Meine Augen füllen sich mit Tränen.
All die Last, all die Lügen bahnen sich ihren Weg nach oben.
Ich schniefe ein paar mal und wische mir umständlich mit dem Handrücken über meine Nase.
Etwas raschelt am anderen Ende der Leitung.
"Y/N, was ist passiert?"
Ich höre seinen alarmierenden Tonfall und kann mir ein Lächeln nicht verkneifen.
Auch wenn er mich in den letzten Tagen ignoriert hat, scheint es, als würde er sich noch um mich sorgen.
Ich zwinge mich ruhiger zu atmen und presse einige erstickte Wörter aus meinem Mund.
"Ich brauche Hilfe."
Aus meinem Hörer dringt ein Klirren hervor, als würde er nach Schlüsseln greifen.
"Bin in zehn Minuten bei dir."Darauf bedacht keine lauten Geräusche zu verursachen, schleiche ich durch die Wohnung zu meinem und Lyn's Zimmer.
Vorsichtig öffne ich die Tür und werfe einen Blick hinein.
Meine Schwester schläft fest in ihrem Bett.
Als ich durch den Flur zurück zur Haustür eile, leuchtet mein Handy auf.V:
Stehe vor der Tür.Ein letztes Mal blicke ich über meine Schulter, bevor ich hinaus in die dunkle Nacht trete.
V lehnt an dem Treppengeländer, die Kapuze seines Sweatshirts ins Gesicht gezogen.
Ich laufe ein paar Schritte auf ihn zu, doch halte genügend Abstand.
Unentschlossen verschränkte ich meine Arme vor meinem Körper.
Wo soll ich anfangen? Wie soll ich anfangen?
"Erzähl es mir.", durchbricht er die Stille.
Ich straffe meine Schultern und lasse alles raus. Jedes Detail wird erwähnt.
Wie Hirai mir auflauerte, mir drohte.
Wie sie mich erpresst, meine Schwester als Druckmittel nutzend.
Als ich fertig bin, verpufft aus meinen Lungen der letzte Rest Luft, der meinem Redeschwall nicht zum Opfer gefallen ist.
V verarbeitet das Gesagte, schließt seine Augen und kneift in seinen Nasenrücken.
"Wieso hast du mir nichts gesagt?"
Kurz bin ich irritiert.
Hat er mir nicht zugehört?
"Ich hatte Todesangst, V! Ich war nicht einmal imstande darüber nachzudenken."
"Ich habe geahnt, das so etwas passiert."
Er spricht so leise, das ich mir sicher bin, er führe Selbstgespräche.
"V, bitte.."
"Hast du ihnen Informationen gegeben?"
Plötzlich steht er direkt vor mir und schaut mit funkelnden Augen auf mich herab. Seine Stimme ist gepresst, als würde er sich beherrschen nicht laut zu werden.
"Nein, natürlich nicht! Ich habe nichts erzählt, rein gar nichts! Das könnte ich euch nicht antun. Das könnte ich dir nicht antun."
Ich lege alle Aufrichtigkeit in meine Stimme, in der Hoffnung das er mir glaubt.
Ohne Vorwarnung liege ich in seinen Armen und werde an ihn gedrückt.
"Es tut mir leid.", flüstert er heiser an meinem Ohr.
Gänsehaut überzieht meinen Körper und es liegt nicht nur an der kühlen Nachtluft.
"Du zitterst.", stellt er nach ein einigen Sekunden fest.
Beinahe muss ich lachen. Das ist unser kleinstes Problem.
Befreit von der Last, dieses Geheimnis mit mir herum zutragen, schlinge ich meine Arme um seine Mitte.
Meinen Kopf lasse ich auf seiner Brust ruhen und lasse einen tiefen Seufzer entgleiten.
Ein warmes Gefühl breitet sich in mir aus. Ich fühle mich geborgen, sicher und vollständig.
Gibt es einen Oberbegriff für all diese Emotionen?
Liebe. , schießt es mir durch den Kopf.
Hastig verdränge ich diesen Gedanken, hebe meinen Kopf um ihn anschauen zu können und komme zurück zum Punkt.
"Sie werden meiner Schwester weh tun."
Behutsam schiebt er mich von sich und schaut mir dabei fest in die Augen.
"Nein, werde sie nicht. Nicht solange wir da sind."
DU LIEST GERADE
Gangster's Love
Fanfic"Ich bin Mitglied der gefürchtesten Gang der Stadt! Jeder in diesem dreckigen Loch hat es auf uns abgesehen. Und du bist nur meine Schwachstelle! Wegen dir gehen wir unter!" Alles was er sagte, war die gnadenlose Wahrheit. Das wusste mein Kopf. Doch...