nochmal was, ich versuchs mal gut zu machen...

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Apory stand am Ende der Schlange. Gerade noch so war ihr kahl-rasierter Kopf im Schatten der Holzhütte, die das Militäramt beherbergte. Vor ihr stand ein kleiner Mann, Anfang 30, vielleicht auch jünger, der wahrscheinlich das Selbe wie sie vorhatte. In seiner rechten Hand trug er den kleinen Antragzettel, den auch Apory sich vor ein paar Tagen hier geholt hatte. Sie versuchte seinen Namen darauf zu lesen, konnte aber gerade mal seinen Anfangsbuchstaben, der 'A' lautete, lesen, als die Schlange voran ging und sie endlich das Haus betreten konnte. Von einem Mann in Soldatenkleidung,

-was ganz nebenbei seinen Beruf erklärte- , wurde sie nach hinten rechts geschickt, wo eine ältere Dame mit Brille ihren Antrag annahm.

„Soso... Sie wollen also Soldatin werden. Irgendwelche Wünsche die Zuteilung betreffend?“, fragte sie, während sie die Daten in ein Buch schrieb und kopierte. Apory hatte nicht erwartet, gefragt zu werden, antwortete deswegen ohne groß nachzudenken:

„Wo ich gebraucht werde.“ Die ältere Dame lächelte nett, gab ihr dann eine Kopie ihres Antrages mitsamt Unterschrift und einem Informationsschreiben und rief dann den Nächsten. Apory wand sich ab und überflog kurz das Informationsschreiben.

Sehr geehrte/-r Freiwillige/-r,

wir danken Ihnen für ihre Bewerbung und teilen Ihnen hiermit mit, dass Sie auserwählt wurden als ehrenhafte/-r Soldat/-in für Ihr Volk zu dienen.

Haben Sie dieses Schreiben rechtmäßig von einer/einem unserer Verwaltungsangestellten im inneren Dienst bekommen, so bitten wir Sie darum, sich morgen bei Ihrem nächstgelegenen Militärstützpunkt zu melden, damit Sie sobald wie möglich Ihren Dienst antreten können.

Für Ihr Bemühen danken:

Alansa K. F. Rean

Präsidentin

Tresus K. Nemasis

Verteidigungsminsiter

und:

Ihr Volk.

Darunter war ein Stempel, auf dem der nächstgelegene Militärstützpunkt adressiert war, bei dem sie sich melden sollte, sobald der nächste Tag anbrach.

Sie schaute von ihrem Blatt auf und verlies das Haus mit einem breiten Grinsen durch die Türe, durch die sie es betreten hatte.

Fünf Monate später...

Sie hatte sich hinter einem Stapel Kisten versteckt, von wo aus sie durch eine kleine Lücke auf das Gefecht im unteren Bereich des Gebäudes schauen konnte. Sie wusste, dass sie feige war und ihren Kameraden eigentlich helfen sollte, sie fühlte sich schuldig, doch ein inneres Gefühl befahl ihr, sich lieber selbst in Sicherheit zu bringen.

So sank sie nieder, drückte sich nach hinten in die Ecke und hörte weg, während die anderen um Hilfe schreiend im Sterben lagen. Sie hielt ihre Ohren zu, soweit das mit ihrem Helm ging und schloss ihre Augen. Sie spürte warme Tränen über ihre Wangen strömen, die sich dann im Kragen ihrer Uniform verhingen. Lange noch hörte sie die gequälten Schreie und Schüsse durch das Gebäude hallen, bis sie nach langem verstummten. Sie öffnete vorsichtig ihre Augen und Ohren und lauschte. Sie konnte Menschen unten sprechen hören, Feinde? Sie lag sich mit ihrem Bauch flach auf den Boden und kroch hinter den Kisten hervor, so wie sie es in der Militärbasis gelernt hatten. Vorsichtig schaute sie nach unten und sah dort zwei Männer die sich unterhielten; um sie herum, die Leichen ihrer Kameraden. Sie kannte die Sprache nicht und schloss daraus, dass es sich um Feinde handeln musste. Leise holte sie ihre Gewehr heraus und zielte auf den Kopf des Großen. Sie bekamen nicht viel mit, als sie den ersten Schuss abfeuerte, denn bevor sie es realisieren konnten, waren sie bereits tot. Sie wartete noch kurz, ob es noch mehr gab, ob sie Geräusche machten, aber als nichts passierte, packte sie ihr Gewehr ein und krabbelte weiter. Sie musste schnell hier weg. Sie wusste nicht, ob die beiden Männer jemanden gerufen hatten, alleine hätte sie keine Chance.

Als sie draußen ankam, schaute sie über die weiten der Steppe, doch konnte noch nichts erkennen. Sie sah eines der Militärfahrzeuge, mit denen sie angekommen waren, etwa in 50 Meter Entfernung stehen und lief los. Der Schlüssel steckte natürlich noch, damit man schnell flüchten konnte, was ihr sehr entgegen kam. Eilig machte sie es an, wendete und fuhr in Richtung Basis.

„Ausweis, bitte“, forderte der Grenzbeamte sie auf. Sie öffnete ihre Brusttasche, holte ihn raus und gab ihn ihm weiter.

„Apory Ecat? Aus der 7?“, fragte er verwundert, als er ihren Ausweis las.

„Ja, Sir“, antwortete sie entschlossen.

„Ihr seid doch gestern Abend zu einer Mission aufgebrochen?“, sagte er.

„Jawohl“, bestätigte sie.

„Ist das alles, was du sagen kannst? Immer diese Neulinge...“, sagte er herablassend. Apory schwieg kurz, doch antwortete dann: „Es ist wahr, ich bin erst seit vier Monaten dabei. Doch ich komme gerade von einer Mission, die allen meiner Kameraden das Leben gekostet hat, also kann ich nun passieren oder nicht?“

Der Grenzbeamte schaute noch einmal ihren Ausweis an und gab ihn ihr dann zurück. Er winkte jemandem zu und die Schranke öffnete sich. Apory beschleunigte leicht und fuhr dann in die Basis ein. Immer diese langjährigen Soldaten, die sich für was Besseres halten.

Misslungene Geschichten aus meinem früheren LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt