Mörderin

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Ich sehe aus dem Fenster und sehe Bäume an mir vorbeiziehen. Kleine Regentropfen fließen an der Scheibe nach unten. Wir fahren jetzt schon über eine halbe Stunde durch den Wald. Ich drehe meinen Kopf und sehe einen bewaffneten Mann in Uniform. Er schaut unvermittelt nach vorne. Er hat Angst. Angst vor mir. Ich kann es ihm nicht verübeln, ich hätte auch Angst vor einer Mörderin. Ich atme tief aus und erinnere mich an den letzten Tag.

Er fing gut an. Ich hatte ein ausgewogenes Frühstuck, habe schön warm geduscht und habe mich für die anstehende Mission fertig gemacht. Ich liebe es, auf Missionen zu gehen. Auch wenn es nur um die Sicherheit eines einzelnen Menschen geht, so wie an diesem Tag. Unser Ziel: Einen Hydra-Wissenschaftler in das Shieldzentrum-der-Wissenschaft zu bringen, ohne das jemand Wind davon bekommt. Leider lief nicht alles wie geplant. Warum baut man ein Zentrum einer Geheimorgination in mitten einer Fußgängerzone in New York?
Meine Aufgabe war es, die Umgebung im Auge zu behalten und jede Gefahr zu unterbinden. Da ich ein Telepath bin, kann ich Gedanken hören und diese verändern. Ziemlich cool, könnte man meinen.

Die ersten Jahre, in denen sich meine Kräfte bemerkbar gemacht haben, waren die schlimmsten Jahre meines Lebens. Stellt euch vor, ihr hört jeden Tag, jede Stunde, jede Minute eures Lebens Stimmen in eurem Kopf. Meine Eltern hielten mich für verrückt und steckten mich in eine Klappse. Ich mache ihnen keinen Vorwurf, warscheinlich hätte ich das gleiche getan, ich dachte ja selbst, ich sei nicht mehr ganz dicht.
In der Klappse hatte ich, so unmenschlich es auch klingt, Versuchsobjekte an denen ich erkannte, dass ich nicht verrückt war. Ich lernte zu kontrollieren, welche Gedanken ich hören wollte und welche nicht. Ich lernte, Gedanken zu verändern und andere Menschen Dinge tun zu lassen, die sie niemals tun würden. Ich fühlte mich wie Gott.
Shield wurde auf mich aufmerksam und holte mich nach Amerika. Kurze Zeit später wurde ich trainiert und durfte auf Missionen.

An dem Tag, an dem ich jemanden tötete, liefen wir geradewegs über die Straße und ich hörte einen schlimmen Gedanken. Eine Frau dachte darüber nach, ob sie mich und Cap, welcher auf der anderen Seite des Hydra-Agenten lief, auch umbringen sollte. Ich hatte keine Angst. Ich war mir meiner Kräfte bewusst, also drehte ich mich in die Richtung, aus der ich den Gedanken empfangen hatte und legte Zeige- und Mittelfinger meiner rechten Hand an meine Schläfe. Ich konzentrierte mich auf die Frau. Sie stand in einem nicht weit entfernten Food-Truck, welcher Shawarma verkaufte.
Plötzlich ertönte ein Schuss und ich hörte Steve aufkeuchen. Ich hatte die Frau nicht aufgehalten, sondern nur ihre Waffenhand um Zentimeter verschoben. Ich erhöte meine Konzentration und schloss meine Augen.
Das Geschrei, welches wegen dem Schuss sowieso schon vorhanden war, wurde lauter und panischer. Als ich meine Augen öffnete, wusste ich direkt warum. Überall war Blut. Fragend schaute ich mich um. Es war schwer zu erkennen, was passiert war, da viele Menschen hektisch in jede Richtung rannten. Doch dann sah ich es. Ein lebloser Körper lag auf dem Tresen des Trucks. Ich hatte schon viele Leichen gesehen und war schon relativ abgehärtet, aber dieser tote Körper hatte keinen Kopf mehr. Da wo er hätte sein sollen, war ein blutiger Stummel aus Fleisch und Blut floss heraus. Mir stockte der Atem, als ich begriff, dass ich das war. Ich hatte ihren Kopf zum Explodieren gebracht.
Das einzige gute, was danach geschah war, dass die Mission beendet wurde, indem der Wissenschaftler heil in das Zentrum gebracht werden konnte. Der Rest war ein einziger Albtraum.  Ich wurde von meinen eigenen Männern in Handschellen abtransportiert und in eine Zelle gesteckt. Mir wurde gesagt, dass sie sich beraten mussten, was nun mit mir geschehen wird. Sie schickten mir einen Psychologen. Sie sagten, damit ich mit dem Geschehenen klar kommen kann. Doch ich wusste, dass sie wissen wollten, ob ich noch ganz dicht war und ob ich es mit Absicht getan hatte.
Ich versuchte, die Nacht über wach zu bleiben, was mir nicht gelang und so schlief ich auf dem kalten Boden der Zelle. Ich wurde geweckt und ich wusste nicht, ob ich Stunden oder gar nur Minuten geschlafen hatte.
Sie sagten mir, dass ich in den Urlaub gehen würde. Ohne andere Menschen, die ich verletzen konnte.
Dann ging es gleich mit dem Quinnjet ins nirgendwo und mit dem Auto noch tiefer in das Nichts.

Ich sehe, dass es immer dunkler wird und schließe ausgelaugt meine Augen. In meinem Kopf kreist ständig das Wort Mörderin herum. Der SUV hält an und ich schlage die Augen auf. Ich sehe leider nur Wald und muss darauf warten, dass ich aussteigen darf. Meine Tür wird aufgemacht und ich darf endlich in die kühle Luft hinaus. Das Auto hat vor einer kleinen Holzhütte geparkt.
"Viel Spaß." Die Tür des Wagens schließt sich wieder und im nächsten Moment ist das Auto schon weg und lässt mich alleine stehen. Wenigstens haben sie mir meinen Koffer herausgeholt. So schnell wie sie Abstand von mir gewinnen wollen, hätten sie das leicht vergessen können. Ich nehme den Koffer und trage ihn die Treppe hinauf auf die Veranda.
Ich schaue nach oben und sehe das rote Blinken der Kamera. Ich verdrehe die Augen und öffne die Tür.
Das Mobiliar ist rustikal. Genauso, wie man sich eine Hütte im Wald vorstellt. Ich schmeiße den Koffer in die Ecke und lege mich auf de ungemüttliche Couch. Ich sehe an die Decke und verdaue das alles. Es ist glasklar, warum sie mich hergeschickt haben. Nicht, dass ich Abstand von Menschen habe. Also, nicht nur. Der Hauptgrund ist, dass sie nicht wissen, was die Dauerlösung wäre. Also schicken sie mich irgendwo in ein Safehouse im Nirgendwo und tuen so, als haben sie alles im Griff. Männer eben.
Ich schließe die Augen und lasse die Müdigkeit der letzten Nacht über mich strömen und schlafen ein.

Zwangsurlaub (Bucky FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt