6 - „Was ist gerade los mit dir?"

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„Da sagst du was",meinte ich dann.
Ich überlegte.
„Okay, ich schau' Mal vorbei. Und jetzt adiós."

„Möchtest du nicht noch die Uhrzeit wissen?"

„Ich höre doch, wenn es los geht."

„Willst du meine Nummer haben?"

Ich zog eine Augenbraue hoch.
„Wofür? Nein."

„Kriege ich deine?"

„Vergiss es. Schon schlimm genug, dass du meinen Instagram Account fandest. Ich habe gesehen, du hast mir vor Hanna gefolgt. Also kannst du meinen Insta Namen nicht von ihr haben. Was bist du für ein Stalker? Wie hast du es geschafft?"

Er grinste und biss sich dann auf die Unterlippe
„Betriebsgeheimnis."

Ich rollte meine Augen.

„Als Nachbarn die Handynummern austauschen ist doch normal, nicht?",fing er wieder an.

„Finde ich nicht. Instagram reicht. Wenn du etwas möchtest, schreibe mir da. Obwohl, nein, tu' das nicht, lass' mich in Ruhe. Ich muss schon ertragen, dass du nebenan wohnst."

„Dafür, dass du heute noch gedacht hast, dass wir Kindheitsfreunde sind, bist du echt fies zu mir."

„Das denke ich immer noch. Wenn du mich aber mit Absicht belügst, sollte mir das egal sein, somit auch dir. Dann will ich nichts mit dir zu tun haben. Falsche Freunde brauche ich echt nicht."

Ich schmiss dieses Mal die Tür so zu, dass er gar nicht die Zeit hatte, dagegen handeln zu können.

Eine Weile blieb ich vor der Haustür stehen und schaute dann durch das Guckloch.

Lucas stand noch immer wie angewurzelt da. Er hatte seinen Blick auf den Boden gerichtet und schien nachdenklich, gar frustriert.

Ich weiß nicht, ob ich mir wünschte, dass er Schuldgefühle hatte, mir wegen unserer Vergangenheit nicht die Wahrheit gesagt zu haben und ich bloß deshalb empfand, dass er traurig aussah - oder aber er es wirklich war.

War ich zu hart zu ihm?
Da ich meinen alten besten Freund in ihm sehe, fühlt es sich nicht richtig an, ihn so zu behandeln. Egal was er nun für ein Mensch geworden ist, damals war er mir extrem wichtig.

Ich seufzte und als Lucas zu sich lief, ging ich ins Wohnzimmer. Da konnte er mich zumindest nicht so einfach sehen.

Wie soll ich es nur aushalten, dass unsere Zimmer gegenüber voneinander sind? Da sind drei Monate sogar eine Ewigkeit.
Vielleicht sollte ich meine Eltern fragen, ob sie mit mir den Raum tauschen. Eigentlich voll der gute Plan...der Haken daran wird wohl nur sein, dass meine Eltern das nicht wollen würden. Wenn ich ihnen den Grund dafür nenne, halten die mich bestimmt noch für gestört.

Am Abend

Ich saß mit meinen Eltern am Esstisch.

„Warum so still, Lia?",erkundigte sich mein Vater bei mir.

Ich blickte auf und antwortete:„Ich war in Gedanken versunken. Außerdem sagt ihr doch auch nichts."

„Über was hast du denn nachgedacht? Etwa über einen Jungen?",hakte mein Vater nach.

Ich runzelte die Stirn.
„Es sind meine Gedanken. Und das sollen auch meine bleiben. Ansonsten hätte ich diese schon längt laut ausgesprochen. Aber Mal etwas anderes: Habt ihr Lust, mit mir euer Schlafzimmer zu tauschen?"

„Aus welchem Grund?",verlangte meine Mutter zu wissen.

Ich stocherte im Essen herum.
„Es ist irgendwie ein unangenehmer Ausblick."

Liar of darkness - Nct Lucas ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt