Probleme über Probleme

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Er hatte über den Vampir gewacht. Fast die ganze Nacht lang hatte dieser bewegungslos im Bett gelegen. Und nun, im Morgengrauen gab er die Hoffnung schon fast auf. Wie sollte er diesem Häufchen Elend nur zurück ins Leben helfen?
Müde stand er von dem unbequemen Stuhl auf um sich einen neuen Energydrink zuholen.
Als er wieder kam hatte der Vampir sich nicht bewegt. Vorsichtig beugte er sich wieder über ihn und horchte nach dem Herzschlag. Er war noch da. Aber schwächer. Vorsichtig näherte er sich dem Gesicht des Vampirs. Und dann, die erste Bewegung, abgesehen von den unregelmäßigen Atemzügen. Flatternd öffneten sich die Lieder des Vampirs und zeigten die matten Augen. Sie fixierten ihn und folgten seinen Bewegungen. Als er sich vorsichtig zurück zog, um ein Glas Wasser zuholen probierte er den Kopf zu heben. Kraftlos sank er zurück in die Kissen, und im selben Moment durchzuckte ihn die Erkenntnis, was der Vampir brauchte. Blut.
Eben so langsam, wie er sich entfernt hatte, kam er zurück, um den Vampir nicht zu erschrecken.

,,Möchtest du vielleicht... also. Brauchst du vielleicht... Blut?"

Der Vampir probierte erneut den Kopf zu heben, scheiterte aber.

,,Ich werte das jetzt mal als ja. Das Ding ist halt, ich möchte noch nicht sterben."

Die trockenen Lippen des Vampirs öffneten sich, formten undeutliche Wörter.

,,Wer ich bin? Ich bin Fabian, 23 und arbeite in einem Cafe und habe bis gestern auch noch in einer Bar gearbeitet. Zurück zum Thema. Was sollen wir jetzt machen?"

Der Vampir brachte nur ein trockenes Krächzen zustande, bevor er sich verschluckte und sich hustend krümmte.
Als er sich wieder beruhigt hatte, fing er wieder an, seine Lippen zu bewegen. Er machte immer wieder lange Pausen und schien schon wieder weg zu dämmern.

,,Du meinst also, du bräuchtest nicht alles Blut? Und wo willst du mich beißen? An meinen Hals lass ich dich nicht!"

Die nächsten Sätze brauchten lange. Er war sich nicht sicher, ob er anhand der Fetzen, die er erkannte, den Sinn verstehen könne. Also fragte er nach.

,,Du willst mich also in meinen Arm beißen, weil das Opfer nur in den Hals gebissen wird, wenn es sterben soll, oder es zwischen dem Opfer und dem Vampir intim wird?"

Die Lippen des Vampirs formten ein "etwa".

,,Ok. Dann komm."

Vorsichtig setzte er den Vampir auf und stützte seinen Rücken, bevor er ihm seinen Arm hin hielt. Vorsichtig setzte der Vampir seine spitzen Eckzähne an seinen Unterarm und schielte noch einmal zu ihm. Ungeduldig nickte er, und schrie auf. Der Vampir hatte seine Fangzähne in seine weiche Haut gegraben. Geistesgegenwärtig riss er seinen Arm weg und sah sich die Wunde an. Nichts großes, nur zwei kleine Punkte. Vorsichtig sah er zu dem Vampir. Was er nun wohl von ihm dachte? Die Augen des Vampirs glänzten traurig, dann formten seine Lippen die Worte "Holzpfahl" und "Hammer".

,,Was willst du jetzt mit einem Holzpfahl und einem- vergiss es. Ich habe dich nicht mitgenommen, um dich umzubringen! Wieso willst du jetzt auf ein mal sterben?"

Die Lippen des Vampirs formten ein Wort. Nur eines. Monster.

,,Vergiss es. Du hattest mehrfach die Gelegenheit, mich umzubringen und hast es nie gemacht. Du bist kein Monster. Wollen wir es-" noch mal probieren, wollte er sagen, doch der Vampir brach einfach nur röchelnd zusammen. Und ihm wurde klar, dass er handeln musste. Blitzschnell sprang er auf und rannte in die Küche.
Mit dem schärfsten Messer, das er finden konnte kam er zurück zu dem Vampir, welcher nun gänzlich verstummt war. Er zog ihn in eine Aufrechte Position und stützte seinen Kopf in den Nacken. Der Kiefer klappte auf. Und im selben Moment hörte der Vampir auf, zu atmen. Blitzschnell klemmte er sich das Messer zwischen die Zähne und zog es über seinen Unterarm. Sofort traten einige Blutstropfen aus dem Schnitt und liefen seinen Arm herab. Diesen hob er über den Kopf des Vampirs und betete, dass es klappen würde. Nichts passierte. Das Blut rann die Kehle des Vampirs herab und er befürchtet, dass es schon zu spät war. Doch dann. Der Vampir behielt zwar die Augen geschlossen, doch er begann zu schlucken. Langsam führte er seinen Arm an die Lippen des Vampirs. Dieser begann zuerst zögerlich, dann kräftiger an seinem Arm zu saugen. Fasziniert beobachtete er ihn. Er wusste nicht, wie lange sie dort so saßen, doch es war ihm egal. Der Körper des Vampirs war unter dem Stoff immer noch kühl, aber nicht mehr eiskalt. Auch seine Hautfarbe war gesünder geworden, als der Vampir aufhörte, zu saugen und von seinem Arm abließ, allerdings nicht ohne noch einmal über die Wunde zu lecken. Der Vampir hatte irgendwann angefangen, sich selber abzustürzen und lehnte sich nur noch leicht an ihn.

,,Kannst du aufstehen?"

Ein Schulterzucken war die Antwort. Dann hob der Vampir eines seiner Beine aus dem Bett. Das zweite folgte und sogleich zuckte der Vampir zusammen, zischte auf und fasste sich an die Seite.

,,Geht's? Warte, ich helfe dir."

Vorsichtig stützte er den Vampir bis ins Bad.

,,Möchtest du baden?"

Leichtes nicken.

,,Schaffst du es alleine?"

Festes nicken.

Der Vampir schaffte es nicht alleine. Er scheiterte schon bei den Versuch, sich seinen Mantel auszuziehen. Vorsichtig half er ihm aus den Ärmeln und zog ihm den Lumpen aus. Darunter trug er einen dicken Pulli, einen Seite war blutdurchtränkt.

,,Was ist passiert?"

Kopfschütteln. Sein Gast war scheinbar nicht sehr gesprächig.
Vorsichtig glitten seine Hände unter den dicken Pulli, zogen ihn hoch und entblößten eine tiefe, blutige Wunde.

,,Fuck. Das muss sich ein Arzt angucken."

Fast schon panisch schüttelte der Vampir seinen Kopf.

,,Gut. Wie du meinst. Darf ich dir zumindest die Hose ausziehen?"

Der Vampir legte beide Hände an die zerschlissene Hose und striff sie ab Dabei kam er an die Wunde und brach in seinen Armen zusammen. Er hielt ihn einfach fest und lies seine Hände über den Rücken des Vampirs gleiten. An dem Bund seiner Boxer stoppte er.

,,Darf ich?"

Der Vampir hing einfach nur in seinen Armen, was er als Zeichen sah, dass er durfte.
Der Vampir bedeckte sich notdürftig mit seinen Händen, als er in die Wanne gehoben wurde.
Er machte das Wasser an und gab etwas Schaumbad dazu, damit der Vampir seine Hände wegnehmen konnte.

Sanft begann er, dem Vampir die Haare zu waschen. Anschließend wusch er vorsichtig das Shampoo aus, darauf bedacht, das der Vampir das Shampoo nicht in die Augen bekam. Da nach seifte er vorsichtig den schmalen Körper ein, darauf bedacht, weder der Wunde, noch dem Intimbereich des Vampirs zu nahe zukommen. Der Vampir seufzte wohlig auf. Das Wasser färbte sich gräulich und es dauerte ewig, den Vampir sauber zu kriegen, doch es lohnte sich.

Der Vampir saß in ein Handtuch gewickelt auf der Couch und guckte Shaun das Schaf, während er die restlichen Nudeln vom Vortag aß.

,,Darf ich mir deine Wunde ansehen?"

Bereitwillig ließ der Vampir das Handtuch sinken und liß seine Wunde begutachten. Sie schien nicht entzündet zu sein, sah aber trotzdem nicht sehr appetitlich aus. Sie war groß und blutig. An einer Stelle konnte man den Knochen sehen.

,,Warte hier. Ich bin gleich wieder da."

Er kam wieder und begann vorsichtig die Wunde zu verarzten. Als der erste kalte Sprühstoß die Hüfte des Vampirs erreichte zuckte dieser weg und presste die Lippen auf einander. Er streckte ihm seine Hand hin und reinigte die Wunde weiter. Das seine Hand dabei zerquetscht wurde, ignorierte er. Schlussendlich verband er noch die Wunde und holte dem Vampir was zum anziehen.

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