01; die säuberung
Das erste bisschen Licht, das ich an diesem Tag auf meiner Haut spüren durfte, waren die kühlen Sonnenstrahlen eines wolkigen Abendhimmels, die Luft war schwül und der Geruch von Regen bettete sich darin ein.
Nachdem meine Mutter die schweren Samtgardinen wieder zufallen ließ, umgab uns wieder die bedrückene Dunkelheit, die bloß von ein paar einzelnd aufgestellten Kerzen durchbrochen wurde, das Profil der Frau wirkte unter dem spärlichen Licht trostlos."Bald wird die Sonne untergehen", merkte sie an, so als ob ich es gar nicht selbst wissen würde. "Vater Kim wird dich gleich zur Säuberung begleiten."
In ihrer Stimme schwamm ein Hauch von Zurückhaltung, so als wäre jede einzelne Silbe Gift, das sie nicht über ihrer Zunge zergehen lassen wollte. Aber weshalb war sie jetzt so aufgebracht? Ich erinnerte mich deutlich an den Tag vor einem Monat, an den Tag als sie unserer Familie den Vorschlag unterbreitet hatte an der Säuberung teilzunehmen. Damals war ich mir sicher, dass sie es aus vollster Eigenüberzeugung gesagt hatte. Ihre Unsicherheit machte nun auch mich etwas unsicher, ließ Fragen aufkommen, die vor einigen Tagen noch nicht dort waren."Jaehyun", hörte ich sie seufzend sagen und plötzlich trat sie auf mich zu, ließ sich vor dem Sofa nieder, direkt vor mir. Ihre dürren Finger umklammerten meine Knie und jeder meiner Muskeln spannte sich reflexartig an, so als wäre ich der kleine sechsjährige Junge von damals und sie die Frau, die mir erzählte, dass mein Hund von einem Auto überfahren wurde. "Ich habe schon oft bei solchen Säuberungszeremonien zugeschaut", sie schluckte. "Und ich möchte, dass du mir sagst, dass du dir ganz sicher bist. Es ist ganz anders als jede Zusammenkunft unserer Gemeinde, du hast keine Ahnung, was dort unten auf dich zukommen wird, mein Schatz." Ihre kalte Hand legte sich auf meine warme Wange, die sich unter ihrer Berührung anspannte. "Sag mir, bist du dir wirklich sicher, dass du die Zeremonie abhalten willst? Es spielt keine Rolle, wenn du es nicht willst. Es ist in Ord-"
"Mom", unterbrach ich ihren melancholischen Redeschwall abrupt, umklammerte das Handgelenk, dass sie mir gegen die Wange drückte und kreiste sanft mit meinem Finger über ihre trockene Haut. Ich versuchte ihr ein sanftes Lächeln zuzuwerfen, der Frau, die alles für ihre Familie tun würde. "Das haben wir doch schon besprochen. Ich bin mir zu einhundert Prozent sicher, dass ich das will. Ich kann jetzt keinen Rückzieher machen, das bin ich Dad und dir schuldig."
Ich merkte spürbar, dass sie sich unter meiner Berührung beruhigte. Die Frau, die mir gegenüber saß war in ihrem Leben bereits vor so viel Zwiespalt und Reuen gestellt worden, da sollte meine Partizipation an der sogennanten Säuberungszeremonie oder auch Reinheitsopferung nicht auch etwas sein, dass sie für den Rest ihres Lebens bereuen würde.Die Säuberung war eine Zeremonie, die mich, nach den Worten unseres Komunenleiters, von all dem Bösen und Schlechten losreißen würde. Ich würde dadurch endlich wissen, was richtig und was falsch wäre, würde endlich auf den rechten Pfad geleitet werden. Die Reinmachung war jedoch auch ein sehr gefährliches Vorhaben, ganz zu schweigen, dass es eine verbotene Praktizierung war, die Kräfte der dunklen Mächte anforderte. Ob ich Angst hatte? Natürlich. Doch als ich die zitternden Augen meiner Mutter sah, wusste ich, dass keiner mehr Angst um mich hatte als meine Familie, weshalb ich beschlossen hatte ihnen diese Last weitestgehend abzunehmen.
"Mach dir keine Sorgen, okay?", fuhr ich dann fort. "Es wird alles gut gehen, Mom."
Sie zog sanft einen ihrer Mundwinkel in die Höhe: "Es steht dir nicht, dich so erwachsen zu verhalten."
"Ich bin schon zwanzig Jahre alt, Mom", gab ich gespielt empöhrt zurück.
Sie kicherte und ich schwor, dass es der lieblichste Klang war, den ich kannte. "Aber immer noch ein großes Kind", abrupt verstummte sie, ihre Miene wurde ernst und ich tat es ihr nach. "Egal was auch passieren wird, Jaehyun - das heißt natürlich nicht, dass etwas passieren muss - bitte merke dir, dass dein Vater und ich dich unbeschreiblich lieb haben und stolz auf dich sind. Kannst du mir versprechen, dass du das nicht vergessen wirst?"
Ich schluckte zögerlich. Irgendetwas an ihren Worten gefiel mir nicht. Es war, als würde die pure Angst aus ihr sprechen, jedes ihrer Worte von Verzweiflung getränkt. Aber immerhin war es meine Mutter, weshalb ich nicht anders konnte als zu nicken: "Ich verspreche es."
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The Circle | 》 Jaeyong (nct)
Fanfiction" Einmal von dem Zirkel auserwählt, lässt er dich nicht gehen - Außer zu bezahlst mit deinem eigen Blut, deinem Leben " - Jaehyun - gebrandmarkt mit dem Zeichen der Pharr, ist durch den Abschluss einer verbotenen Zeremonie auf Ewigkeit an den Kreuzu...