The Circle | 》 Jaeyong (nct)

03; der heilige konflikt

03; der heilige konflikt

2 Jahre später

Ich war es gewohnt nichts mehr dabei zu spüren, meine Empfindungen komplett auszustellen als sei ich eine leblose Maschine, die bloß ein Mittel zum Zweck war.

Meine Augen ließen Taeyongs Rücken nicht einen Augenblick aus den Augen, fixierten die Muskeln, die unter seinem dunklen Hoodie hindurchstachen. Die Gasse war eingetaucht in das warme Licht der Abendämmerung, Konturen von Mülltonnen und Fahrrädern ummantelt von zartem Orange.

Er richtete sich langsam auf und sekundengleich knallte die regungslose Hülle des Mannes auf den feuchten Asphalt, von dem er sich Minuten zuvor noch genährt hatte. Ich blickte auf den leicht geöffneten Mund hinab aus welchem Blut quoll. Sekunden zuvor hatte er noch protestiert, mit seinen letzten Atemzügen nach Abarmen gefleht und nun lag er dort in einer Pfütze, sich nicht regnet. Von einem auf den anderen Moment war sein inneres Licht ausgeknipst worden.

"Das Blut hier ist nicht mehr das was es mal war", murmelte er vor sich hin, sich den Rest Blut von seiner Unterlippe wischen ehe er sich zu mir umdrehte, Absätze auf dem Boden wiederhallend.

"Wer war es diesmal?", fragte ich, Augenbraue in die Höhe zuckend und Arme vor der Brust verschränkend.

"Stalker", erklärte der Rothaarige, Fingerknöchel knackend. "Schon zwei Mal angezeigt worden und dazu ein verhängter Mindestabstand. Schmeckte irgendwie...faul"

Ich schnaubte amüsiert und betrachtete ihn genau. Er begann etwas in ein kleines Notizbuch zu notieren (die neue Seele, die er gerade zu seiner Sammlung zählen konnte), Gewicht auf ein Bein stützend und die Lippen geschürzt.
"Über den Mörder letzte Woche hast du das nicht gesagt", pflichtete ich ihm skeptisch bei woraufhin er belustigt kicherte, das Büchlein samt Stift wieder in seiner Hosentasche verstauend. Augenblicklich fixierten seine dunklen Pupillen meine Augen. Fast als sei ich die Beute und er der hungrige Löwe, der es nicht erwarten konnte, sie zwischen die Pranken zu bekommen.

"Du weißt wie es ist; Qualität vor Quantität", erklärte er mir und trat zu mir heran sodass wir uns genau auf Augenhöhe befanden. "Je dunkler und hoffnungsloser die Seele, desto besser der Geschmack. Und weißt du..."
Er näherte sich mir noch ein Stück weiter, leckte sich die Lippen. Als unsere Oberkörper sich schon fast berührten lehnte er sich über meine Schulter und ich konnte die Hitze seines Atems an meinem Ohr spüren. Eine Gänsehaut jagte meinen Rücken hinunter und gleichzeitig entflammte mein gesamter Körper unter seiner Präsenz.

"Deins hat ganz abscheulich geschmeckt"

-

Es war Taeyongs Aufgabe gewesen die dunklen Seelen einzusammeln. Er war dafür zuständig den wiederwertigen Abschaum - sprich Massenmörder, Vergewaltiger und noch weitere ehrenlose Gestalten - unserer Welt ausfindig zu machen und ihre Seelen zu befreien, auf das diese ihren rechtmäßigen Platz in der Hölle fanden. Anders als die Engel, die den Seelen einen Platz im Himmel sicherten, die sich als außerordentlich rein und würdig erwiesen.

Wieso also hatte mich Taeyong auserwählt?
Dies war der Grund weshalb die Säuberung als höchst illegale Prozedur anzuerkennen war. Denn obwohl unsere Kommune darauf ausgerichtet war unser sterbliches Leben danach auszurichten, dass unser Leben nach dem Tod so angenehm wie möglich war, wurde einigen Auserwählten, so wie sie es nannten, die Möglichkeit dargeboten eine andere Richtung einzuschlagen.

Denn aus der Kommune gab es kein Entkommen.

Einmal eingetreten oder hineingeborem konnte man sie nicht mehr verlassen. Man war verdammt dazu sein Leben auf Ewig, bis zum Tode an ein und dem selben Ort zu verbringen, gekettet an unzählige Normen und Regeln, die einem den friedlichen Übergang garantieren sollten.
Doch es gab einen Ausweg, so garstig diese auch war. Eine einzige Möglichkeit; und diese war die Säuberungszeremonie. Die Zeremonie einer Opfergabe - der Opfergabe der eigenen Seele an den Teufel, die Hölle höchstpersönlich.