Kapitel 3

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Der Weg zum dritten Stock fühlte sich länger an als er sollte, aber sie kamen endlich an ihrem neuen Klassenraum an. Er war bereits überfüllt und das Licht war ein wenig trostlos, aber Rose mochte es dennoch bereits lieber als ihren alten. Victoria hingegen beachtete den Raum gar nicht und ging, gefolgt von Jake, direkt zu den paar freien Plätzen in der hinteren Tischreihe. Rose wollte nicht neben ihnen sitzen, also setzte sie sich auf die andere Seite neben ein paar andere Schüler. Sie wurde immer nervöser, als sie ihre Mappen auspackte- es war schwierig, neu in der Klasse zu sein. Sie warf einen schnellen Blick zu Jake und Victoria- die beiden waren bereits in einer angeregten Unterhaltung mit zwei anderen Schülern. Vielleicht hätte sie sich doch neben sie setzen sollen, dann wäre sie jetzt nicht alleine- naja, jetzt ist es auch zu spät. Gerade, als sie sich ihr Handy greifen wollte, drehte sich das Mädchen neben ihr um. “Du bist hier neu, oder?”, fragte sie neugierig. Rose nickte und fühlte sich erleichtert, da tatsächlich jemand mit ihr sprach.
“Ja, heute ist mein erster Tag hier. Ich bin echt aufgeregt.”
“Dann sei bereit für eine große Enttäuschung. Jedenfalls- ich bin Rachel.”
“Rose. Und vertrau mir, diese Schule kann nicht schlimmer sein als meine alte.”
Rachel warf sich ihre schwarzen Locken über ihre Schulter und hob eine Augenbraue.
“Wie kannst du dir so sicher sein?”
“Lass uns mal sagen,die Lehrer waren gar nicht nett. Und die Schüler waren sogar noch schlimmer.”
“Hast du deswegen die Schule gewechselt?”
“Nein…”, Rose zögerte. “Es ist kompliziert. Also, wirklich kompliziert.”
“Vielleicht kannst du mir irgendwann davon erzählen. Aber leider fängt gerade die Englischstunde an.”
“Englisch ist eigentlich mein Lieblingsfach”, lächelte Rose. Genau dann öffnete sich die Tür und ein Mann mittleren Alters mit grauen Haaren und einer rechteckigen Brille betrat den Raum. “Guten Morgen”, begrüßte er die Schüler mit einer heiser klingenden Stimme. “Mir wurde gesagt, wir haben ein paar neue Schüler.” Er ließ seinen Blick über die Schüler wandern. “Jake Aiden Morales?”, fragte er. Rose sah, wie Jake sich räusperte und die Hand hob. “Hier, Sir.” Der Lehrer nickte und fragte weiter. “Victoria Penelope Morales?”
“Ja.”
“Rosemary Ann?”
Rose fühlte sich rot werden- sie hasste es, in der Mitte der Aufmerksamkeit zu stehen.
“Hier.”
Rachel sah sie belustigt an.
“Du heißt wirklich Rosemary?”, fragte sie amüsiert.
“Schlimm, oder?”, lachte Rose nervös.
“Um euch dabei zu helfen, euch in die Klasse zu integrieren, starten wir heute mit einem Projekt, dass ihr in Partnerarbeit ausführen sollt’, redete nun der Englischlehrer weiter, “ihr müsst eine Präsentation über ein Thema vorbereiten, dass ich euch geben werde. Es sollte etwa dreißig Minuten lang sein und ihr werdet zwei, drei Wochen Zeit haben, es vorzubereiten.” Er stoppte um einen Blick auf seine Notizen zu werfen. “Ich werde die Gruppen jetzt aufzählen-" er ging an, eine Menge Namen zu nennen, die Rose noch nie gehört hatte. “Rosemary und Quinn", hörte sie ihn endlich sagen.
“Wer ist Quinn?, fragte Rose neugierig und ließ ihre Augen suchend über ihre Mitschüler schweifen.
“Er sitzt ganz vorne in der Klasse. Der Junge mit den dunklen Haaren.” Rose nickte und fand endlich Quinn- wenigstens war sie sich ziemlich sicher, dass er es war. Der Lehrer klatschte seine Hände zusammen und verkündete, dass die Gruppen sich nun zusammenfinden und anfangen zu arbeiten sollten. Rose wollte gerade ihre Sachen zusammenpacken, als ein Junge mit unordentlichen, pechschwarzen Haaren und schokoladenbraunen Augen sich neben sie setzte. “Hi, ich bin Quinn”, stellte er sich vor und ein freundliches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. “Mr. Thomas sagte, wir sollen zusammen arbeiten, also…” Also war Mr. Thomas der Name von dem Lehrer, der die schreckliche Idee hatte, Gruppenarbeit zu machen, dachte Rose. Wenigstens hatte sie ein bisschen Glück- Quinn schien nett zu sein.
“Und worüber müssen wir die Präsentation halten?
“Ich habe Mr. Thomas gerade gefragt. Er hat gesagt, unser Thema ist der Barock.”
“Der was jetzt?”, fragte Quinn verwirrt. Quinn grinste. “Der Barock. Also, die Zeit, in der alle möglichen Poeten alle möglichen Gedichten geschrieben haben. Hattet ihr dieses Thema nie an eurer alten Schule?”
Rose zuckte mit den Schultern. “Nope, noch nie davon gehört.”
“Na, dann haben wir viel Arbeit vor uns”, sagte Quinn nachdenklich. “Aber es sollte einfach sein- lass uns einfach die Themen einteilen und dann können wir es zuhause beenden.”
“Warum nicht hier?”, fragte Rose, frustriert von den Gedanken an so viel Hausaufgaben.
“Das Wlan hier ist ziemlich schlecht”, erklärte Quinn. “Es dauert ewig, auch nur eine Seite zu laden.”
“Deine Schule hat Wlan?”, fragte Rose erstaunt.
“Natürlich hat es das. Welche Schule hat den heutzutage kein Wlan?”
Rose wurde rot. “Meine hatte keins.” Das ihre Schule kein Wlan hatte, war nur die Spitze des Eisberges- in ihrem alten Wohnort, Qanivar, gab es sowohl kaum Empfang als auch kaum elektronische Geräte.
“Dann war deine Schule ziemlich seltsam”, lachte Quinn.
“Ja, das kannst du wohl so sagen”, grinste Rose.
“Aber dann wiederum, welche Schule ist das nicht?”, wunderte sich Quinn. Er guckte Rose neugierig an. “Wie war denn deine alte Schule so?” Rose stockte. Wie sollte sie eine magische Schule erklären, ohne die Magie zu erwähnen? “Es war… sehr außergewöhnlich.” Quinn hob eine Augenbraue. “Im guten Sinne?”
“Für manche, sicher. Aber definitiv nicht für mich. Ich bin froh, dass ich da nicht mehr hingehen muss. Ich mag diese Schule bereits viel lieber.” Auf Quinns Gesicht erschien wieder ein Lächeln. “Bist du nicht erst hier seit, sagen wir- Fünf Sekunden?”
“Naja, sagen wir einfach ich weiß sicher, dass diese Schule nur besser werden kann.” Sie redeten noch weiter über die Schule. Quinn erklärte ihr, welche Lehrer nett und welche der Teufel in Person sind, und dasselbe über ihre Mitschüler. “Gut.” Er warf einen schnellen Blick auf seine Armbanduhr. “Englisch endet in ein paar Minuten… was ist deine nächste Klasse?” “Politik, glaube ich.” Politik war das Fach, vor dem Rose am meisten Angst hatte- sie wusste nichts über die Regierungen und Politiker dieser Welt. Und um ehrlich zu sein, wollte sie es auch nicht. “Oh, ich auch.” Quinn lächelte. “Wir können zusammen zum nächsten Klassenraum gehen”, schlug er dann vor. Rose nickte sofort, sie war erleichtert und glücklich darüber, dass sie sich schon mit einem Schüler gut verstand. Gerade als sie anfingen, ihre Sachen zusammen zu packen, klingelte die Schulglocke und beendete die Stunde.

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