Quinn zeigte Rose den Weg zum Politikraum und zog sie mit zu den hinteren Sitzreihen. “Setz dich einfach neben mich, da sitzt eh niemand”, empfahl er. Rose war dankbar für das Angebot setzte sich. Der kleine Raum füllte sich langsam mit Menschen, manche davon hatte Rose schon in ihrer Englischklasse gesehen, andere wiederum noch nie. Sie zuckte zusammen als jemand plötzlich auf ihre Schulter tippte. Erschrocken drehte sie sich um. “Entspann dich, ich bin’s nur”, lachte Rachel. “Oh”, murmelte Rose und fühlte sich schon wieder rot werden. “Du hast auch Politik?”
“Ja, habe ich”, nickte Rachel. “Und? Verstehst du dich gut mit Quinn? Ich geh mal davon aus, wenn er dir schon meinen Platz gegeben hat.”
“Aber doch nur weil ich dachte, du wechselst zu Erdkunde”, versuchte Quinn sich zu verteidigen.
“Die Klasse war schon voll. Denk bloß nicht, ich bin wegen dir wieder gekommen”, zog Rachel ihn weiter auf.
“Und mit wem hast du zusammen in Englisch gearbeitet?”, fragte Rose- sie wollte zumindest versuchen, auch etwas zu diesem Gespräch beizutragen.
“Ich hab die Ehre, mit deiner Schwester zu arbeiten.”
“Oh.” Rose grinnste. “Mein Beileid.”
“Ach, so schlimm war es nicht.” Rachel zuckte mit den Schultern. “Sie war eigentlich ganz nett.”
“Bist du dir sicher, dass du mit meiner Schwester und nicht eher mit einem anderen Mädchen zusammen gearbeitet hast?”, fragte Rose und runzelte die Stirn.
“Ich bin mir zu Hundert Prozent sicher. Sie hat die meiste Zeit damit verbracht, über dich zu lästern.”
“Wirklich?”, fragte Rose verärgert.
“Chill, ich mache nur Witze. Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass du ihr wichtig genug bict, um überhaupt über dich zu reden.”“Ah, die wunderbare Liebe zwischen Geschwistern.” Quinn seufzte gespielt verträumt. “Wie gut, dass ich keine habe.”
“Ja, Quinn ist ein verwöhntes Einzelkind”, grinste Rachel. Quinn sah gespielt gekränkt aus. “Und was wäre falsch damit?”
Rose lachte und merkte, wie froh sie war, dass alles in ihrer neuen Schule bis jetzt gut lief- hoffentlich würde es so bleiben….
Die Politikstunde endete früher als Rose erwartet hatte. Ihr Kopf pochte von den ganzen Informationen, die sie bereits gelernt hatte- und es war erst ihre Vierte Stunde. “Jetzt ist Mittagspause”, informierte Rachel sie. “Hast du Hunger?”“Ja, ein wenig”, murmelte Rose, immer noch beschäftigt damit, ihre Gedanken zu sortieren. Und jetzt, wo sie darüber nachdachte, war sie wirklich hungrig. Sie folgte Rose und Quinn zur Cafeteria, ein großer Raum voll mit Metalltischen und Plastikstühlen. Verglichen mit ihrer alten Schule, sah es schäbig aus. “Das Essen hier ist widerlich” , meinte Quinn. “Nagut, es ist in Ordnung für eine Schulcafeteria, schätze ich. Aber das muss ja nicht viel heißen.” Sie stellten sich an und ein paar genervt dreinblickende Leute übergaben ihnen Teller mit etwas drauf, dass wie Kartoffelmus aussah. Quinn führte sie zu einem halb kaputten Tisch in einer etwas ruhigeren Ecke der Cafeteria und als sie sich setzten, entdeckte Rose Leo nur einen Tisch weiter. Er sprach fröhlich mit ein paar anderen Jungs in seinem Alter. “ISt das dein kleiner Bruder, von dem du gesprochen hast?”, fragte Rachel. Rose nickte schnell. “Ja, er geht in die zweite Klasse.”
“Ich wäre auch gerne wieder Sieben- keine Verantwortung, keine Hausaufgaben”, überlegte Quinn. “Das waren tolle Zeiten. Also, Rose, was ist deine nächste Stunde?”
“Äh, Kunst?”, vermutete Rose. “Ich weiß meinen Stundenplan noch nicht ganz auswendig. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es meine letzte Stunde ist.” Sie war endlich mutig genug, das graue Kartoffelmus zu probieren- es schmeckte irgendwie nach Pappe.
Als sie nach dem Mittagessen den Kunstraum betraten, war er noch komplett leer. “Setz dich einfach irgendwo hin, in Kunst gibt es keine wirkliche Sitzordnung”, erklärte Rachel. Rose entschloss sich dazu, sich einfach neben Quinn und Rachel zu setzen- sie war froh, wieder eine Klasse mit ihnen zu haben. Mehr und mehr Schüler betraten den Raum und langsam füllte sich der Raum. Rose beobachtete die Schüler- es war immer noch merkwürdig für sie zu sehen, wie jeder das trug was er wollte und nicht Schuluniformen wie an ihrer alten Schule. Ihre Gedanken wurden von Jakes lauter Stimme unterbrochen. “Oh, du hast auch Kunst?”, lächelte er und setzte sich mit Victoria gegenüber an den Tisch. “Offensichtlich…”, murmelte Rose, verwirrt darüber, warum die Zwillinge sich in ihre Nähe sitzen würden. “Du bist ja nicht gerade enthusiastisch, sie zu sehen”, flüsterte Quinn ihr zu. “Wir stehen uns nicht wirklich nahe”, murmelte Rose. Der Kunstlehrer kam mit schnellen Schritten herein und nachdem er sich der Klasse als Mr. Figus vorgestellt hatte, verteilte er ein paar dünne Papiere, auf denen die Schüler Blumen skizzieren sollten. “Wie unnötig”, bemerkte Victoria flüsternd. “Wir könnten das auch genauso gut zu Hause machen.” Die ganze Klasse an sich erschien Rose irgendwie ein bisschen unnötig- jeder Schüler unterhielt sich oder hörte Musik über Kopfhörern und der Lehrer hatte schon vor zehn Minuten den Raum verlassen mit der Entschuldigung, er würde sich ein Kaffee holen gehen. Rose schnappte sich ein Bleistift und zeichnete etwas, was kaum als Blume zu erkennen war. Sie sah, wie Quinn vorsichtig eine Rose zeichnete. Seine Hand schien sich in Zeitlupe zu bewegen. “Du bist echt gut in Kunst.” Rose runzelte die Stirn und betrachtete Quinns Skizze genauer. “Dankeschön”, antwortete er lächelnd. “Warum bist du so überrascht? Du dachtest wahrscheinlich, ich bin in nichts gut, oder?”, grinste er. “Das habe ich nicht gemeint”, versuchte Rose, sich selber zu verteidigen. “Alles gut, ich habe es nicht ernst gemeint”, lachte er. “Sieh dich um, all diese Schüler neben Kunst nicht ernst- dabei ist es eine gute Möglichkeit, Credit Points fürs College zu sammeln. Ich meine, wie schwer kann es sein, eine Blume zu zeichnen?” Rose hatte keine Ahnung, was Credit points waren und inwiefern diese dabei halfen, ins College zu kommen, also nickte sie nur. Als sie sich umsah, bemerkte sie, dass Jake und Victoria noch nicht einmal angefangen haben zu zeichnen und sich stattdessen unterhielten- wahrscheinlich lästerten sie über andere Schüler. Naja, dachte Rose, sie wollen ganz sicher nicht auf ein College hier gehen, also warum sollten sie Credit Points sammeln? Rose selber wollte zwar nicht zurück Qanivar, um dort zur Universität zu gehen, aber sie hatte sich noch nie Gedanken gemacht, wo sie sonst hingehen wird. “Fertig!”, riss Rachel Rose plötzlich aus ihren Gedanken. “Natürlich bist du so schnell fertig, wenn du dir noch nicht mal Mühe gibst”, bemerkte Quinn und grinste. “Also ich denke, es sind voll gut aus”, lächelte Victoria. “viel besser als deins, oder, Rose?”
“Du hast noch nicht mal angefangen!”, rief Rose verärgert.
“Ja, ich mache es lieber zuhause. Dort kann ich mich besser auf die Zeichnung und auf all meine Schulaufgaben konzentrieren.” Victoria lächelte weiterhin, aber bösartige Freude funkelte in ihren Augen. Rose seufzte. Natürlich würde sie Magie verwenden, um ihre Hausaufgaben zu beenden, alles andere würde sie auch überraschen. “Ich verstehe kein bisschen von dem, was hier abgeht”, flüsterte Quinn Rose zu. “Sei froh”, antwortete Rose leise. Die Kunststunde endete, Rose schulterte ihren Rucksack und verließ die Schule um nach dem Auto ihrer Mutter zu suchen. Gerade dann kam Leo angelaufen und umarmte Rose stürmisch. “Hey”, lachte Rose. “Da ist aber jemand glücklich. Hattest du einen tollen ersten Tag?” Leo nickte fröhlich. “Ich habe so viele neue Freunde gefunden! Diese Schule ist voll cool.” Rose ließ ihn sanft aus der Umarmung und zusammen gingen sie zum Auto, um nach Hause zu fahren.

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This is not magic
FantasyAuf ihrer alten Schule war Rose die einzige Person ohne magischen Kräfte. Deswegen ist sie umso begeisterter, als sie umziehen- nach Kalifornien, USA. Endlich würde sieauf eine normale Schule gehen umgeben sein von normalen Schülern und Lehrern. ...