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Über ein halbes Jahr später

"Marlee, ich fürchte, es wird Zeit für mich, zu gehen."
Die alte Frau nickt."Ich weiß, dass es nicht leicht für dich sein wird.Nachts schreist du noch immer.Du träumst wohl von deinem Mann und deinem Kind?Ich verstehe, dass du Heim willst.Das ist okay."In dem halbem Jahr hat sie mir sehr geholfen.Sie hat sich angehört, was ich zu sagen hatte und mich nie belogen.Sie ist wie eine Mutter für mich.Aber eines versteht sie nicht.
"Ich gehe nicht nach Hause."Sie schaut mich an mit einem Blick, der mich Lügen straft.

Ich ziehe meinen Koffer aus dem Haus, in dem ich zu Leben pflegte.Ich drücke Marlee ein letztes Mal."Danke.", flüstere ich.Von ihrer Familie habe ich mich bereits verabschiedet.Sie nickt.Ich steige in das Taxi und fahre zum Flughafen.Ich weiß noch nicht, wo es hingehen soll.
Ich krame in der Tasche nach meinem Geldbeutel.Doch statt diesem ziehe ich ein Ticket heraus.Nach Hause.Sie hat mir ein Flugticket geschenke.Und ich kann mich nicht einmal dafür bedanken.

Sie kommt.Zu uns, zu mir.Ich wusste doch dass ich sie viel zu bald wiedersehe.
Sie selbst weiß es vielleicht noch nicht.Dafür tu ich es.Es bricht mir das Herz, wieder und wieder.Sie hatte es gut bei Marlee.Sie hätte bei ihr bleiben sollen.Die alte Dame hat ihr in jeder ihrer depressiven Phasen geholfen, zu ihr gesprochen, bis es ihr besser ging.
Sie ist tatsächlich in das Flugzeug nach Hause gestiegen.
Die Zeit verrint vor meinen Augen.Sie kommt Heim.Sieht unser altes Haus.Meinen Grabstein.Kauft sich einen Block,einen stift ud schreibt einen Brief.Ich will ihr zurufen, sie solle rennen, es lassen, doch sie würde mich nicht hören.
Nur eines besucht sie nicht.Ihre Familie.Sie geht zu der Brücke, bei der wir uns kennen gelernt haben.

Ich klettere über das Geländer.
Mein Entschluss ist unumstößlich.Ich habe eine Wahl getroffen.
Niemals wollte ich hierher zurück.Ich wllte einen Platz suchen, an dem ich Alt werden, sterben könnte.Doch in all der zeit in der ich weg war habe ich mich immer hierhin zurück gesehnt.Ich wollte es nicht wahr haben, doch es ist nunmal so.
Es gibt keinen schöneren Platz zum Sterben als zu Hause.
Das habe ich eingesehen.Ich lasse das Geländer los.Hier ist es kalter Winter und meine Finger sind eiskalt.
Es ist soweit für mich.Es ist Zeit für mich zu sterben.Meine Lieben wiederzusehen.

Ich springe.


Verluste. Unschuld.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt